Anschlussheilbehandlung und Reha unterscheiden sich hauptsächlich durch den Zeitpunkt, zu dem sie nach der Behandlung eingeleitet werden. Die AHB muss spätestens zwei Wochen nach der Entlassung aus der Akutklinik beginnen, die Reha binnen eines Jahres. Weil der Körper des Patienten zum Zeitpunkt einer AHB in der Regel noch nicht wieder voll belastbar ist, wird dies beispielsweise bei der Intensität von Bewegungsübungen des Beckenbodens berücksichtigt, erläutert Dr. Dr. Buntrock, in dessen Klinik AHB den überwiegenden Teil der Rehabilitationsmaßnahmen ausmachen. „Ob AHB oder Reha, wir sehen die Krankheit nicht körperlich isoliert, sondern in einem bio-psycho-sozialen Kontext. Die Rehabilitation darf sich nicht nur auf die körperlichen Folgen beschränken, sondern sie soll zudem die psychischen Belastungen der Patienten angehen und auch die Krankheitsfolgen im Zusammenhang mit Familie, Partnerschaft, Arbeit und sozialer Aktivität berücksichtigen,“ so der Urologe aus Bad Wildungen. Es gehe um Lebensqualität.
Kostenträger von AHB und Rehas ist in den meisten Fällen die Deutsche Rentenversicherung (DRV). Zahlen zu medizinischen Rehabilitationen nach Prostatakrebs-Operationen hat die DRV nicht. Reha-Experte Dr. Dr. Buntrock geht davon aus, dass höchstens bei 50 % aller Eingriffe anschließend eine AHB oder Reha folgt. Es gebe keine Daten darüber, warum sie nicht öfter in Anspruch genommen würden. Häufiger sei von Patienten zu hören, dass sie nach dem überstandenen Eingriff nur ungern ihr gewohntes Umfeld verließen. Doch auch die Möglichkeit einer wohnortnahen ambulanten Rehabilitation wird, nach Informationen der „Ärzte Zeitung“, selten genutzt. Ihr Anteil liegt danach nur bei etwa einem Prozent aller onkologischen Rehas.
Einen Schwerpunkt von urologischen AHB und Reha-Maßnahmen sieht Chefarzt Buntrock in der Behandlung
postoperativer Harninkontinenz. Dabei hilft nach seinen Worten der Faktor Zeit. Die aktive
Mitgestaltung durch entsprechendes Training verkürze jedoch die Zeiträume und erhöhe die
Erfolgsaussichten. Der ganzheitliche Ansatz ziele aber eben auch darauf, die psychische
Belastung des Krebspatienten zu mindern und seine uneingeschränkte Wiedereingliederung
in das gewohnte familiäre, soziale und berufliche Leben zu forcieren. Angesichts des
Alters der Patientengruppe – oft 60 Jahre und mehr – sei es in der Reha zudem wichtig,
durch angeleitete Änderungen des Lebensstils darüber hinaus Risikofaktoren wie Übergewicht,
Diabetes oder Bluthochdruck zu minimieren. Nach Empfehlung durch ihren behandelnden Urologen
in Klinik oder Praxis sollten Prostatakrebs-Patienten die urologische Rehabilitation deshalb
möglichst nutzen, resümieren DGU-Pressesprecherin Prof. Kliesch und der Präsident des
Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V., Dr. Schroeder.
Quelle: DGU
Juni 2011 |
© 2003-2025 pro-anima medizin medien
–
impressum
–
mediadaten
–
konzeption
–
datenschutz