Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor und die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache des
Mannes in Deutschland. Ausgehend von der Prostata streuen Prostatakarzinomzellen zunächst in
Lymphknoten im Bereich des Beckens, gefolgt von Knochenmetastasen im Spätstadium. Der Nachweis
von Lymphknotenmetastasen gilt als wesentlicher Risikofaktor für ein erneutes Auftreten der
Tumorerkrankung und für die tumorbedingte Sterblichkeit nach operativer Entfernung der Prostata.
In der klinischen Routinediagnostik mittels Bildgebung lassen sich Lymphknotenmetastasen erst
dann sicher nachweisen, wenn der Tumor in den Lymphknoten eine ausreichende Größe erreicht hat.
Eine Stufenschnittdiagnostik bei der feingeweblichen pathologischen Untersuchung ermöglicht zwar
den Nachweis auch einzelner Tumorzellen, ist jedoch mit einem sehr hohen Zeit- und Kostenaufwand
verbunden und daher in der klinischen Routine nicht anwendbar.
Die Forschungsgruppe um Dr. Matthias Heck, Dr. Roman Nawroth und Prof. Dr. Margitta Retz
der Urologischen Klinik am Klinikum rechts der Isar der TU München arbeitet an molekularen
Nachweismethoden, um selbst einzelne Tumorzellen in Lymphknoten beim Prostatakarzinom aufzuspüren.
Im Wesentlichen wird dabei das Auftreten von Genen in Lymphknoten untersucht, die nur in Prostatazellen
aktiv sind. In Voruntersuchungen erwies sich die Methodik der Polymerase-Kettenreaktion als sehr
sensitiv und ermöglichte den Nachweis von nur einer Prostatakarzinomzelle in einer Million gesunder
Zellen.
In einer klinischen Studie untersuchte die Münchner Forschungsgruppe die molekulare Methodik
im Vergleich zur feingeweblichen pathologischen Routineuntersuchung von Lymphknoten bei Patienten
mit einem Prostatakarzinom, die mittels operativer Entfernung von Prostata und Lymphknoten im Bereich
der Beckengefäße behandelt wurden. Bei 23 Prozent der Patienten wurden mittels der pathologischen
Untersuchung Lymphknotenmetastasen nachgewiesen. Die molekulare Untersuchung bestätigte dieses
Ergebnis und wies bei weiteren 29 Prozent Metastasen nach. In der statistischen Auswertung war
der Nachweis von Lymphknotenmetastasen in beiden Untersuchungsmethoden mit ähnlichen Risikofaktoren
verbunden (erhöhter Serumwert des prostata-spezifischen Antigens (PSA)/ Gleason Score/ Prostatabiopsiedichte
und pathologisches Tumorstadium). Dabei zeigten sich die höchsten Werte bei Patienten mit pathologisch
nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen, gefolgt von Patienten mit ausschließlich molekular nachgewiesenen
Lymphknotenmetastasen und die niedrigsten Werte wurden bei Patienten mit unauffälligem Befund in beiden
Untersuchungsmethoden beobachtet. Dies könnte bedeuten, dass in der Routineuntersuchung vor allem
Metastasen nachgewiesen werden, die schon eine gewisse Größe erreicht haben und damit auch auf eine
fortgeschrittene Metastasierung hinweisen. Gerade Patienten mit einer Metastasierung im Anfangsstadium
werden jedoch nur durch die molekularen Methoden identifiziert.
In der Studie konnte auch die anatomische Ausdehnung von Lymphknotenmetastasen bei
Prostatakarzinompatienten beschrieben werden. Dabei zeigte sich eine ähnliche Verteilung von pathologisch
nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen und Lymphknoten mit ausschließlich molekular auffälligem
Untersuchungsbefund. Während ca. zwei Drittel aller Metastasen im Standardfeld für die operative
Lymphknotenentfernung liegen, ließ sich ein Drittel der Metastasen außerhalb des Standardfeldes
nachweisen. Damit liefert diese Studie ein Argument für eine ausgedehnte Lymphknotenentfernung, um
die bestmögliche Erfassung und Entfernung von Lymphknotenmetastasen zu gewährleisten.
Inzwischen ist die Aufnahme neuer Patienten in die klinische Studie beendet und es wurden Lymphknoten
von über 100 Patienten mit Prostatakarzinom untersucht. Zukünftige Auswertungen richten sich darauf aus,
ob der molekulare Nachweis prostata-spezifischer Gene in Lymphknoten eine verbesserte Vorhersage für ein
Wiederauftreten des Prostatakarzinoms nach operativer Prostataentfernung ermöglicht, und welche Gene
dabei den größten Einfluss zeigen.
Quelle: Wilhelm Sander-Stiftung
Dezember 2014 |
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