"Mit etwa 70% der Fälle betreffen Metastasen eines Prostatakarzinoms ausschließlich den Knochen,
in weiteren 20% treten Knochenmetastasen und viszerale Metastasen gemeinsam auf", erklärte Professor
Gschwend, Direktor der Urologischen Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München
am Klinikum rechts der Isar. Seit Ende 2013 gibt es für Patienten mit kastrationsresistentem
Prostatakarzinom und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte Viszeralmetastasen ein
Medikament, das gezielt auf die Knochenmetastasen wirkt: Der Alphastrahler Radium-223-dichlorid (Xofigo®)
reichert sich selektiv in Bereichen mit hohem Knochenumsatz an - hierzu gehören insbesondere
Knochenmetastasen - und führt dort zur potentiell irreparablen Zerstörung der Tumorzellen,
da die hoch-energetische Strahlung eine kurze Reichweite von 2-10 Zelldurchmessern aufweist [1].
Die relativ gut verträgliche Therapie besteht aus sechs intravenösen Injektionen im Abstand
von vier Wochen mit 50 kBq/kg Körpergewicht Radium-223 [2]. Diese
werden vom Nuklearmediziner ambulant vorgenommen.
Neuer Standard in der Therapie
"Radium-223 ist das erste Radionuklid, das nicht nur Schmerzen und die Lebensqualität bessert,
sondern auch das Überleben verlängert", betonte Professor Gschwend. Die Zulassungsstudie
zeigte einen signifikanten Vorteil im medianen Gesamtüberleben von 14,9 Monaten unter
Radium-223 im Vergleich zu 11,3 Monaten zu Placebo [1]. Dies bedeutet eine relative
Verringerung des Mortalitätsrisikos um 30% (p<0,001). Die Zeit bis zum ersten
symptomatischen skelettalen Ereignis (SSE) war in der Radium-223-Gruppe 5,8 Monate
länger als in der Kontrollgruppe. Das SSE-Risiko war damit bei den mit Radium-223
behandelten Patienten um 34% geringer als unter Placebo (p<0,001) [1]. Die Patienten
in der Radium-223-Gruppe wiesen eine Verbesserung im Schmerzscore auf, die Lebensqualität
blieb erhalten. Die Zeit bis zum Beginn einer Opioidtherapie war signifikant länger (p=0,0023) [3].
Der Gewinn an Lebensqualität sei gut nachvollziehbar, meinte Professor Scheidhauer,
Leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Technischen
Universität München am Klinikum rechts der Isar. "Wenn erst einmal ein Knochen gebrochen
ist, ist die Lebensqualität dahin", so Scheidhauer. "Radium-223 kann als neuer Standard
in der Behandlung von symptomatischen Knochenmetastasen beim kastrationsresistenten
metastasierten Prostatakarzinom gelten", urteilte der Nuklearmediziner.
Neue Erkenntnisse aus Langzeitdaten
Auch in der Nachbeobachtung der Zulassungsstudie über drei Jahre war Radium-223 vergleichbar
effektiv und wurde relativ gut vertragen [4]. "Im Langzeitverlauf sind keine neuen
Sicherheitsaspekte aufgetaucht", unterstrich Gschwend. Neue Daten einer Phase-III-Studie
aus einem internationalen Early-Access-Programm (EAP) bestätigten die Ergebnisse zur
Wirksamkeit und Sicherheit der Zulassungsstudie [5]. Zudem gaben univariate Post-hoc-Analysen
mögliche Hinweise auf synergistische Effekte von Radium-223 und der neueren sekundären
Hormontherapie Abirateron [5]. Die Kombination dieser beiden Substanzen wird derzeit
in einer großen prospektiven randomisierten klinischen Studie untersucht [6]. Die Post-hoc-Analysen
deuteten zudem darauf hin, dass Patienten mit symptomatischen Knochenmetastasen, die
eine geringe Schmerzsymptomatik aufwiesen, deutlich länger lebten als Patienten mit
ausgeprägter Schmerzsymptomatik [5]. "Patienten mit geringer Metastasenlast scheinen
von Radium-223 mehr zu profitieren", beurteilte Gschwend das vorläufige Ergebnis.
Urologe oder Onkologe und Nuklearmediziner bilden das Therapieteam
"Die Diagnostik von Knochenmetastasen und Indikationsstellung für die Therapie erfolgt
standardmäßig mittels Skelettszintigraphie, ebenso wie die Beurteilung des Therapieerfolges",
erläuterte Scheidhauer. Die Radium-223-Therapie ist Teamarbeit von Urologie oder Onkologie
und Nuklearmedizin. Diagnosestellung und Therapiewahl erfolgt über den Urologen oder
Onkologen. Der Nuklearmediziner bestätigt die Indikation seines Kollegen und klärt den
Patienten in einem ausführlichen Gespräch über die Therapie mit Radium-223 auf. Das
Radiopharmakon wird in den Praxisräumen des Nuklearmediziners bzw. im nuklearmedizinischen
Zentrum ambulant verabreicht. Die anschließenden Kontrolluntersuchungen nach der
Behandlung mit Radium-223 übernimmt wieder der Urologe oder Onkologe.
Für Patienten: www.fokus-knochenmetastasen.de
Patienten und ihre Angehörigen finden auf der Webseite für Patienten einen offenen
Bereich rund um das Thema ‚Prostatakrebs‘ - mit besonderem Augenmerk auf die
Komplikationen der Knochenmetastasen. Radium-223-Patienten können sich in einen
geschützten Bereich einloggen.
Für Fachkreise: www.xofigo.de
Mit neuem Gesicht wurde die Webseite für Fachkreise um aktuelle Inhalte zur
Radium-223-Therapie ergänzt. Urologen, Onkologen und Nuklearmediziner können
sich ab sofort auf der Webseite einloggen und die für ihre Fachrichtung passenden
Informationen abrufen.
* Klinikworkshop für Journalisten "Therapiereport Prostatakarzinom mit Knochenmetastasen:
9 von 10 Prostatakrebs-Patienten sind betroffen".
Quellen:
[1] Parker C, et al. 2013. N Engl J Med 369: 213-223.
[2] Xofigo® (Radium-223-dichlorid) 1000 kBq/ml Injektionslösung, Fachinformation, Bayer Pharma AG.
[3] Nilsson S, et al. 2013. J Clin Oncol 31 (Suppl 6) Abstract 19.
[4] Parker C, et al. 2015. J Clin Oncol 33 (Suppl 7); Abstract 195.
[5] Saad F, et al. 51st Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology in Chicago, (ASCO),
Illinois (USA); Abstract No 5034; Poster Board # 26.
[6] Smith MR, et al. 2015. J Clin Oncol 33 (suppl; abstr TPS5082).
August 2015 |
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