Verlängertes Gesamtüberleben in allen Subgruppen
Millers bisherige Erfahrungen mit Radium-223 seit der Zulassung vor rund einem Jahr bestätigen
die gute Wirksamkeit, die sich bereits in der zulassungsrelevanten ALSYMPCA-Studie zeigte.
An der Studie nahmen 921 Patienten mit mindestens zwei symptomatischen Knochenmetastasen und
ohne viszerale Metastasen teil [3]. Die Gabe von Radium-223 (50 kBq/kg Körpergewicht i.v., sechs Zyklen)
war mit einem medianen Gesamtüberlebensvorteil von 3,6 Monaten signifikant gegenüber Placebo
assoziiert (14,9 vs.11,3 Monate), was einer Reduktion des Mortalitätsrisikos um 30%
entspricht (HR=0,70; p<0,00007) [3]. In der Subgruppenanalyse zeigte sich ein Überlebensvorteil
unabhängig von einer Vortherapie mit Docetaxel sowie von einer begleitenden Therapie mit
Bisphosphonaten. Der Alpha-Strahler ist das erste und einzige Radionuklid, das bei
Patienten mit dieser Indikation einen signifikanten Überlebensvorteil bewirkt.
Skelettbezogene Komplikationen traten unter der Therapie mit Radium-223 deutlich
später auf als in der Placebogruppe (15,6 vs. 9,8 Monate, HR=0,658; p=0,00037) [3].
In Bezug auf die Verträglichkeit schneide Radium-223 im klinischen Alltag ähnlich gut ab wie
in der ALSYMPCA-Studie, hob der Urologe hervor. Blutbildveränderungen träten im Vergleich zu
anderen systemischen Therapien wie z.B. Chemotherapie deutlich seltener auf. Angesichts des
günstigen Nebenwirkungsprofils und der Schmerzreduktion favorisiert Miller den frühen Einsatz
des Radiopharmazeutikums.
Enge Zusammenarbeit von Urologen und Nuklearmedizinern
Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Calzium wird Radium-223 in das mineralische Hydroxylapatitgitter
des Knochens eingebaut - vorwiegend in Regionen mit hohem Knochenstoffwechsel und damit
insbesondere in Knochenmetastasen und deren Randzonen [4, 5]. Radium-223 emittiert hauptsächlich
Alpha-Partikel und kann benachbarte Tumorzellen abtöten [4]. Der hohe lineare Energietransfer
des Alpha-Strahlers (80 keV/Mikrometer) führt im angrenzenden Tumorgewebe zu einer Schädigung
der Zellen durch Doppelstrangbrüche in der DNA. "Die kurze Reichweite der Alpha-Teilchen und
der hohe lineare Energietransfer ermöglichen eine lokalisierte Metastasenzerstörung bei
minimaler Beeinträchtigung des umliegenden Gewebes", berichtete Prof. Dr. med. Winfried
Brenner, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin an der Charité - Universitätsmedizin Berlin.
Zum Nachweis bzw. Ausschluss von Knochenmetastasen wie auch zur Verlaufskontrolle während und
nach der Therapie mit Radium-223 hat die Skelettszintigraphie einen hohen Stellenwert. Mit dem
bildgebenden nuklearmedizinischen Verfahren lassen sich Bereiche mit einer tumorinduzierten
Zunahme der Knochenstoffwechsel-Aktivität mit hoher Sensitivität detektieren, erläuterte Brenner.
Die Behandlung mit dem Radiopharmazeutikum erfordere eine gute interdisziplinäre Kooperation:
Die Diagnose und die Indikation zur Behandlung stellt der Urologe oder Onkologe. Wenn er eine
Behandlung mit Radium-223 in Erwägung zieht, überweist er den Patienten an den Nuklearmediziner.
Dieser überprüft die Indikation, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme bildgebender Verfahren, wie z.B.
ein Skelettszintigramm oder in bestimmten Fällen auch eine Positronenemissionstomografie (PET/CT).
Auch die Verabreichung von Radium-223 (sechs Zyklen) erfolgt durch den Nuklearmediziner.
Alle Zwischenkontrollen sowie die Kontrolle des Behandlungserfolgs verbleiben bei dem
zuweisenden behandelnden Arzt in enger Zusammenarbeit mit dem Nuklearmediziner.
Brenner hat seit Januar 2014 31 Patienten mit Radium-223 behandelt; 23 von ihnen haben
bereits alle sechs Zyklen erhalten. Die Anwendung der Substanz sei unkompliziert. Als
häufigste Nebenwirkungen berichteten die Patienten über Müdigkeit, Übelkeit und Diarrhoe,
die sich aber allesamt gut handhaben ließen. "Blutbildveränderungen waren überraschend selten", so Brenner.
Aktuelle S3-Leitlinie spricht sich klar für Radium-223 aus
Aufgrund der überzeugenden Ergebnisse der ALSYMPCA-Studie empfiehlt die aktualisierte S3-Leitlinie
zum Prostatakarzinom Radium-223-dichlorid als Therapieoption für Erwachsene mit kastrationsresistentem
Prostatakarzinom und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasen bei
ansonsten gutem Allgemeinzustand - sowohl zur Erstlinie als auch zur Zweitlinientherapie nach
Chemotherapie mit Docetaxel (Empfehlungsgrad A, Evidenzlevel 1+) [6].
Quellen:
[1] Goh P et al. Curr Oncol 2007; 14:9-12
[2] El-Amm J et al. Prostate Cancer. 2013; 2013: 210686. Epub 2013 Aug 28
[3] Parker C et al. N Engl J Med 2013; 369: 213-223
[4] Bruland OS et al. Clin Cancer Res 2006; 12: 6250-6257
[5] Henriksen G et al. Cancer Res 2002; 62: 3120-3125
[6] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF):
Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der
verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms, Langversion 3.0, 2014 AWMF Registernummer: 034/022 OL.
Klinikworkshop „Therapiereport: Prostatakarzinom mit Knochenmetasten“ am 4. Dezember 2014 in Berlin.
Veranstalter: Bayer Healthcare GmbH.
Dezember 2014 |
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