Prof. Hoffmann zufolge besteht ein besonders hohes Risiko bei chirurgischen Eingriffen.
Etwa 60 Prozent der Patienten werden operiert. „Tumorpatienten profitieren grundsätzlich von
einer verlängerten, vierwöchigen Prophylaxe mit NMH“, meint der Experte. Auch bei einer
Chemotherapie sollten Patienten mit einem hohen Risiko vorsorglich mit NMH behandelt werden,
so Hoffmann. Ein zentraler Venenkatheter erfordere hingegen nicht grundsätzlich eine Routineprophylaxe.
Wenn ein thromboembolisches Ereignis aufgetreten ist, profitieren Tumorpatienten besonders
von NMH: Für Dalteparin und Tinzaparin konnte die Überlegenheit gegenüber VKA in Studien
gezeigt werden [1, 2]. Diese NMH reduzieren das VTE-Rezidivrisiko, ohne dabei das
Blutungsrisiko zu erhöhen. In der CATCH-Studie werde derzeit die optimale Dosis und Dauer
der Behandlung für Tinzaparin untersucht.
Von den neuen oralen Antikoagulantien ist laut Prof. Alban nur Rivaroxaban für die
VTE-Therapie zugelassen. Im Vergleich zur INR-adjustierten Therapie mit VKA ist das
Fixdosis-Regime mit Rivaroxaban ohne initiale parenterale Therapie sicherlich eine
interessante Therapieoption. Mangels Daten kann Rivaroxaban allerdings nicht als
Alternative zu den NMH für die VTE-Therapie von Tumorpatienten empfohlen werden.
Außerdem lägen zu Rivaroxaban bisher keine Daten zu Patienten mit einer schweren
Niereninsuffizienz, d.h. mit einer Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min, vor, so Alban.
Bestimmte niedermolekulare Heparine, wie zum Beispiel Tinzaparin, sind dagegen nahezu
frei von Akkumulation [3, 4]. Auch zeigten sie keine CYP450- und pGP-Abhängigkeit, sodass
keine entsprechenden pharmakokinetischen Interaktionen mit anderen Arzneistoffen auftreten.
„Heparine sind wohl in vielen klinischen Situationen noch lange State of the Art“,
meint Alban. Auch von den neuen amerikanischen Leitlinien werden sie als Standardbehandlung
bei Tumorpatienten empfohlen [3].
Quelle: Leo Pharma
Literatur:
[1]Lee AY et al. 2003. N Engl J Med 349:146-153.
[2]Hull RD, et al. 2006. Am J Med 119:1062-1072.
[3]Kearon C et al. 2012. Chest 141:e419S-e494S.
[4]Siguret V et al. 2011. J Thromb Haemost 9:1966-1972.
August 2012 |
© 2003-2025 pro-anima medizin medien
–
impressum
–
mediadaten
–
konzeption
–
datenschutz