Der Einsatz von Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) beim metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC) hat zu einer Verlängerung des Überlebens der Patienten geführt [1, 2]. Heute stehen neben Sunitinib (Sutent®) weitere TKI in der mRCC-Erstlinie zur Verfügung. Das wirft die Frage auf, mit welchem Medikament die Therapie begonnen werden sollte. Daten, die auf der diesjährigen Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO 2012) vorgestellt wurden, liefern hierzu Hinweise. „In unserer Untersuchung korrelierte das Ansprechen auf einen TKI in der mRCC-Erstlinientherapie mit dem Gesamtüberleben“, sagte Privatdozent Dr. med. Viktor Grünwald (Hannover) auf einem Post- ASCO-Pressegespräch von Pfizer Oncology Deutschland [3]. Vor diesem Hintergrund ist das Ansprechen ein wichtiger Wirksamkeitsparameter – und damit ein relevantes Kriterium für die Therapieentscheidung. Denn letztlich, so Grünwald, gehe es in der modernen mRCC-Therapie um langfristige Wirksamkeit. Dazu sei es wichtig, die Behandlung mit einem effektiven Medikament zu beginnen und sie im Falle eines Ansprechens so lange wie möglich fortzusetzen. Dies gelte auch aus Patientensicht, betonte Berit Eberhardt von der Patientenorganisation „Das Lebenshaus e.V.“: „Die Patienten möchten leben und bei bestmöglicher Lebensqualität lange von einer Therapie profitieren.“ Mit einer hohen objektiven Ansprechrate (ORR) von 47% und einem medianen Gesamtüberleben (OS) von mehr als zwei Jahren ist Sunitinib ein Referenzstandard in der mRCC-Erstlinientherapie [4]. Diese Daten konnten im indirekten Vergleich von Phase-III-Studien der mRCC-Erstlinie bislang für kein anderes Medikament gezeigt werden [4-10].
Die bedeutende Rolle von TKI wie Sunitinib in der mRCC-Erstlinientherapie untermauerte
PD Dr. Grünwald unter Verweis auf eine von ihm auf dem ASCO vorgestellte
Korrelationsanalyse. Hierbei ergab sich eine positive Korrelation zwischen dem
Ansprechen bzw. der Tumorschrumpfung und dem Gesamtüberleben [14]. „Das
Ansprechen, gemessen an der Tumorschrumpfung, war in den uni- und multivarianten
Analysen ein unabhängiger prognostischer Marker für das Behandlungsergebnis“, fasste
Grünwald zusammen. Gestützt wird diese Einschätzung durch die Daten einer weiteren
auf dem ASCO präsentierten retrospektiven Analyse, die speziell den Einfluss des
Ansprechens unter Sunitinib auf die Prognose untersuchte. Molina et al. poolten hierzu
die Daten von sechs Phase-II/III-Studien mit insgesamt 1.059 Patienten, von denen drei
Viertel in der Erstlinie, die restlichen in der Zweitlinie behandelt worden waren. Nach den
RECIST-Kriterien sprachen insgesamt 398 Patienten mit einer kompletten oder partiellen
Remission auf die Sunitinib-Therapie an. Gegenüber den Non-Respondern erreichten sie
ein signifikant längeres medianes OS (40,1 vs. 14,5 Monate; p<0,001) [15]. Die Analyse
ergab zudem, dass die Ansprechrate unter Sunitinib mit der Therapiedauer zunimmt. So
zeigte sich nach sechs Wochen bei 26% der Responder ein Ansprechen, was nach 24
Wochen bei 86% der Fall war [15]. „Diese Daten belegen, dass das Ansprechen auf
Sunitinib signifikant mit dem Überleben der Patienten korreliert“, erläuterte Dr. Grünwald
auf der Presseveranstaltung von Pfizer Oncology. „Gleichzeitig sind sie ein wichtiger
Beleg dafür, die Sunitinib-Therapie nicht zu früh abzubrechen, da ein Ansprechen häufig
auch noch später erfolgen kann.“
Adäquates Therapiemanagement unterstützt langfristige Wirksamkeit
Den hohen Stellenwert einer langfristig effektiven Therapie unterstrich Berit Eberhardt von
der Patientenorganisation „Das Lebenshaus e.V.“: „Für mRCC-Patienten ist die
Wirksamkeit ihrer Behandlung letztlich das entscheidende Kriterium.“ Dieses spiegelt sich
auch in einer weiteren ASCO Veröffentlichung von Michael Wong wider [16]. Ein adäquates
Therapiemanagement sei dabei eine wesentliche Voraussetzung, das
Wirksamkeitspotenzial der zielgerichteten Therapien beim mRCC voll ausschöpfen zu
können und gleichzeitig Lebensqualität und Compliance der Patienten zu erhalten. „Dies
kann durch Projekte wie den „Patienten-Consensus“ unterstützt werden, den wir in
Kooperation mit Pfizer Oncology und klinischen RCC-Experten wie Dr. Grünwald,
entwickelt haben“, erläuterte Frau Eberhardt. In der von der ASCO als E-Publikation
veröffentlichten Patientenbefragung wurden Tipps zur Behandlung und Prophylaxe von
Nebenwirkungen evaluiert [17]. Laut Dr. Grünwald kann ein adäquates
Therapiemanagement auch beim Erstlinienstandard Sunitinib dazu beitragen, eine
maximale Wirksamkeit zu erreichen: Dazu gehörten neben dem Management von
Nebenwirkungen, eine ausreichend hohe Dosierung und eine möglichst lang andauernde
Therapie. „Ein Abbruch der Therapie erhöht das Sterberisiko und ist demnach keine
Alternative“, fasste Dr. Grünwald zusammen.
Gemeinsam und fundiert zur Verbesserung der mRCC-Therapiesituation
„Insbesondere durch TKI wie Sunitinib hat sich die Therapiesituation beim mRCC in den
letzten Jahren verbessert“, resümierte Dr. med. Daniel Kalanovic, Medizinischer Direktor
von Pfizer Oncology Deutschland. Ein wichtiges Ziel des Unternehmens sei es, diesen
Fortschritt weiter voranzutreiben. Daher engagiere sich Pfizer Oncology Deutschland
intensiv in der Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln für die mRCC-Therapie.
Beispielsweise liegt der EU-Kommission aktuell der Zulassungsantrag für einen neuen,
hoch-selektiven TKI vor, der das Behandlungsspektrum in der mRCC-Zweitlinie erweitern
könnte. Die Zulassungsentscheidung wird in diesem Jahr erwartet. Darüber hinaus
arbeitet das Unternehmen eng mit mRCC-Experten aus der klinischen Praxis und mit
Patientenorganisationen zusammen, um die Therapiesituation für und mit Patienten stetig
weiter zu verbessern. „Deshalb liegen uns Kooperationen mit Substanz, wie zum Beispiel
das Projekt „Patienten-Consensus“, sehr am Herzen. Gemeinsam und fundiert – das ist
der Schlüssel für weitere Fortschritte in der onkologischen Forschung und Therapie“, so
Dr. Kalanovic.
Über Sunitinib Malat (Handelsname Sutent®)
Sunitinib (Handelsname Sutent®) blockiert mehrere Zielmoleküle (Targets), die an Wachstum und
Ausbreitung von Krebs beteiligt sind. Zwei wichtige dieser Targets – der Rezeptor für den
vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR) und der Rezeptor für den Blutplättchen-
Wachstumsfaktor (PDGFR) – werden in den Zellen vieler solider Tumortypen exprimiert. Man
nimmt an, dass sie eine entscheidende Rolle in der Neoangiogenese spielen, dem Prozess der
Blutgefäßneubildung zur Versorgung der Tumoren mit Sauerstoff und Nährstoffen, die für das
Wachstum benötigt werden. Sunitinib hemmt darüber hinaus auch andere Targets, die für das
Tumorwachstum wichtig sind, u.a. c-KIT, FLT3 und RET.
Sunitinib wird bei Erwachsenen zur Behandlung fortgeschrittener/metastasierter
Nierenzellkarzinome (mRCC) eingesetzt. Sunitinib wird bei Erwachsenen zur Behandlung nicht
resezierbarer und/oder metastasierter maligner gastrointestinaler Stromatumoren (GIST)
eingesetzt, wenn eine Behandlung mit Imatinibmesilat wegen Resistenz oder Unverträglichkeit
fehlgeschlagen ist. Sunitinib wird bei Erwachsenen zur Behandlung nicht resezierbarer oder
metastasierter, gut differenzierter pankreatischer neuroendokriner Tumoren (pNET) mit
Krankheitsprogression eingesetzt. Die Erfahrung mit Sunitinib als First-line-Behandlung bei pNET
ist begrenzt (siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation) [18].
Insgesamt wurde Sunitinib in der klinischen Praxis und in Studienprogrammen mittlerweile bei über
150.000 Patienten weltweit eingesetzt [19].
Über Temsirolimus (Handelsname Torisel®)
Torisel® (Wirkstoff Temsirolimus) ist ein selektiver Inhibitor der Serin/Threonin-spezifischen Kinase
„mammalian Target of Rapamycin“ (mTOR), einem in Tumorzellen überaktivierten Protein, das an
der Karzinogenese beteiligte Effektormoleküle beeinflusst und dadurch Tumorproliferation,
Tumorwachstum und Tumorangiogenese fördert. Torisel® blockiert gezielt diese
Tumoreigenschaften und induziert zugleich die Apoptose von Tumorzellen [12].
Temsirolimus ist zugelassen zur Erstlinien-Therapie von fortgeschrittenen/metastasierten
Nierenzellkarzinomen (mRCC) bei Patienten, die mindestens drei von sechs prognostischen
Risikofaktoren aufweisen. Außerdem ist der Wirkstoff für die Behandlung von erwachsenen
Patienten mit rezidivierendem und/oder refraktärem Mantelzell-Lymphom (MCL) zugelassen.
Post-ASCO Pressegespräch; „Was wirklich zählt:
Das metastasierte Nierenzellkarzinom (mRCC) im Spiegel des ASCO 2012“,
am 21.06.2012 in Berlin. Veranstalter: Pfizer Oncology.
Referenzen:
[1] Harmenberg U et al. Treatment and overall survival (OS) in metastatic renal cell
carcinoma (mRCC): A Swedish population-based study (2000.2008). J Clin Oncol,
2012 Genitourinary Cancers Symposium, Abstract 389.
[2] Buchner A et al. Outcome assessment of patients with metastatic renal cell carcinoma
under systemic therapy using artificial neural networks. Clin Genitourin Cancer
2012;10:37.42.
[3] Post-ASCO Pressegesprach von Pfizer Oncology Deutschland. .Was wirklich zahlt:
Das metastasierte Nierenzellkarzinom (mRCC) im Spiegel des ASCO 2012g,
21.06.2012, Radisson Blu Hotel, Berlin.
[4] Motzer RJ et al. Overall survival and updated results for Sunitinib compared with
interferon alfa in patients with metastatic renal cell carcinoma. J Clin Oncol
2009;27:3584-90.
[5] Motzer RJ et al. Sunitinib versus interferon-alfa (IFN-ƒ¿) as first-line-treatment of
metastatic renal cell carcinoma (mRCC): Updated results and analysis of prognostic
factors. J Clin Oncol 2007; 15:241s, Abstract 5024.
[6] Escudier B et al. Phase III Trial of Bevacizumab Plus Interferon Alfa-2a in Patients With
Metastatic Renal Cell Carcinoma (AVOREN): Final Analysis of Overall Survival. J Clin
Oncol 2010;28:2144-50.
[7] Rini BI et al. Vascular Endothelial Growth Factor-targeted Therapy in Metastatic Renal
Cell Carcinoma J Clin Oncol 2010;28:2137-43.
[8] Sternberg CN et al. Pazopanib in Locally Advanced or Metastatic Renal Cell
Carcinoma: Results of a Randomized Phase III Trial. J Clin Oncol 2010;28:1061-8.
[9] Sternberg CN et al. ESMO 2010 (Prasentation LBA22).
[10] GSK Addendum for NICE Opinion 2010.
[11] Miller K et al. Interdisziplinare Empfehlungen zur Behandlung des metastasierten
Nierenzellkarzinoms. Aktuelle Urol. 2011;42:242-6.
[12] TORISELR Fachinformation September 2011.
[13] Hudes G et al. Temsirolimus, interferon alfa, or both for advanced renal-cell carcinoma.
N Engl J Med 2007;356:2271-81.
[14] Grunwald V et al. Early Tumor Shrinkage as a Response to VEGF Inhibitors is a
Valuable Predictor of Progression Free Survival (PFS) and Overall Survival (OS) in
Patients with Metastatic Renal Cell Carcinoma (mRCC), ASCO 2012 Poster, Abstract
ID 4631.
[15] Molina AM et al. Sunitinib Objective Response in Metastatic Renal Cell Carcinoma:
Analysis of 1,059 Patients Treated on Clinical Trials. ASCO 2012 Poster, Abstract ID
4542.
[16] Wong MKK et al. Selecting renal cell carcinoma therapy: Ranking of patient
perspective on toxicities. J Clin Oncol 30, 2012, ASCO 2012 Poster, Abstract ID 4608.
[17] Eberhardt-Wetherington B et al. Therapy Management Patient Consensus
(TheMaPaC): A patient perspective on published therapy management
recommendations for TKI-treated patients with a special focus on sunitinib. J Clin
Oncol 30, 2012, Abstract e19502.
[18] SUTENT® Fachinformation März 2012.
[19] Pfizer, data on file.
Juli 2012 |
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