Ansprechrate ist ein entscheidendes Auswahlkriterium beim mRCC
"Vor der Zulassung von Sunitinib haben wir das metastasierte Nierenzellkarzinom ausschlieslich
mit Immuntherapeutika behandelt. Heute ist die zielgerichtete mRCC-Therapie
mit Sunitinib als ein Standard in der Erstlinie nicht mehr wegzudenkeng, verwies Professor
Miller auf den historischen Paradigmenwechsel in der mRCC-Therapie, zu dem die Zulassungserweiterung
von Sunitinib auf die mRCC-Erstlinientherapie im Januar 2007 masgeblich
beigetragen hatte. Besonders hob er die hohe Ansprechrate von 47% unter Sunitinib
beim mRCC gegenuber 12% bei Interferon-alpha (p<0,001) sowie das Gesamtuberleben
von 26,4 Monaten unter Sunitinib vs. 21,8 Monaten unter IFN-alpha (p=0,051) hervor [3].
Diese Wirksamkeitsdaten konnten in der Hohe im indirekten Studienvergleich bislang fur
kein anderes Medikament in einer Phase-III-Studie zur mRCC-Erstlinientherapie gezeigt
werden [2-8].Das war ein Grund, warum wir in der deutschen Konsensuskonferenz Sunitinib
wieder fur die Erstlinienbehandlung des mRCC empfohlen haben, sagte Professor
Miller [11]. Neben der Bedeutung des Therapieansprechens fur den unmittelbaren Behandlungsverlauf
wie Motivation zu hoherer Compliance, konstruktivem Umgang mit moglichen
Nebenwirkungen und Linderung von Metastasenbeschwerden lassen erste Daten einen
Zusammenhang zwischen Ansprechen und Gesamtuberleben in der zielgerichteten
mRCC-Therapie vermuten: Katherine Krajewski und ihre Kollegen vom Dana-Farber Cancer
Institute, Boston, untersuchten mRCC-Patienten, die in der Erstlinie mit zielgerichteten
Substanzen behandelt wurden, und fanden ein signifikant verlangertes Uberleben (OS)
bei jenen Studienteilnehmern, deren Tumor um mindestens 10% in der Bildgebung geschrumpft
war (OS von 32,5 vs. 15,8 Monaten; p=0,002) [10].
Sunitinib-Therapie hat festen Platz in der Behandlung von GIST
„Trotz der anfänglich dramatischen Remissionen zeigte sich bei einem Großteil der Patienten
unter Imatinib nach etwa zwei Jahren eine Progression – scheinbar ohne therapeutische
Alternative“, beschrieb PD Dr. Bauer die Therapiesituation von GIST-Patienten vor
fünf Jahren und damit vor der Zulassung von Sunitinib nach Imatinib-Versagen oder
-Unverträglichkeit im Juli 2006. Sunitinib ist nach wie vor die einzige zugelassene Therapieoption
in dieser Situation [1]. In der Zulassungsstudie lebten die Patienten in der Sunitinib-
Gruppe im Median progressionsfrei 27,3 Wochen vs. 6,4 Wochen im Placebo-Arm
(p<0,0001) [13]. Aufgrund der deutlichen Überlegenheit von Sunitinib in der Zwischenanalyse
wurde die Studie vorzeitig entblindet; alle Patienten im Placebo-Arm konnten zu Sunitinib
wechseln. Diesen „Cross-Over“ berücksichtigt die RPSFT-Analyse (Rank-Preserving
Structural Failure Time), die ein Gesamtüberleben von 73,9 Wochen unter Sunitinib ergab
(vs. 35,7 Wochen unter Placebo; p<0,001) [14]. Wie Bauer erläuterte, stehen nach Progress
unter 400mg Imatinib prinzipiell zwei Optionen zur Verfügung: die Umstellung auf Sunitinib
oder eine Imatinib-Dosiseskalation auf 800 mg. Die häufigste Mutation bei GIST sei mit
circa 60% an der Exon-11-Stelle des KIT-Rezeptors, gefolgt von der Exon-9-Mutation
(circa 10%) [15,16]. Studiendaten zur Dosiseskalation nach Progress unter 400mg Imatinib
zeigten, dass Patienten mit einer KIT-Exon-11-Mutation nur zu 7% auf eine Dosiserhöhung
ansprachen, während ein klinischer Nutzen durch Sunitinib in anderen Studien bei
etwa 34% beobachtet wurde [17,18]. „Bei GIST-Patienten ist demnach die Mutationsanalyse
sehr wichtig, um eine adäquate Therapieentscheidung zu treffen“, fasste Bauer zusammen.
Erweiterung der pNET-Therapie durch Sunitinib
„Für die Lebensqualität von Patienten mit pNET ist es das Wichtigste, keine Tumorprogression
zu erleiden. Die Therapie mit Sunitinib zeigt hier eine deutliche Verbesserung“,
hob Professor Hörsch die Bedeutung der Zulassung von Sunitinib für pNET* 2010 hervor
und bezog sich auf Ergebnisse einer Phase-III-Studie, nach der das progressionsfreie Überleben
(PFS) der Patienten unter Sunitinib im Vergleich zur Placebogruppe 11,4 Monate vs. 5,5
Monate (p<0,001) betrug [19]. Die Analyse des Gesamtüberlebens ergab trotz des hohen
Cross-Overs von 69% in die Sunitinib-Gruppe ein längeres medianes OS von 30,5 Monaten
unter Sunitinib gegenüber 24,4 Monaten unter Placebo (p=0,1926) [20]. „Unsere Patienten
berichten, dass die Nebenwirkungen unter Sunitinib tolerabel seien“, schilderte der
Experte. Dazu passen Studiendaten, die zeigen konnten, dass sich die Lebensqualität
unter Sunitinib-Behandlung des pNET nicht wesentlich von der unter Placebo unterschied
[21-23]. Entsprechend positiv fiel Hörschs Fazit aus: „Sunitinib ist angezeigt, wenn man
bei gut vaskularisierten pNET über längere Zeit eine stabile Erkrankung bzw. leichte Remission
erreichen will. An welcher Stelle der Einsatz erfolgt, von der Erst- bis zur Drittlinie,
muss für jeden Patienten individuell entschieden werden. Der Vorteil einer frühen zielgerichteten
Therapie liegt darin, dass aufgrund der sehr geringen Nephrotoxizität die Möglichkeit
zu eventuellen Folgetherapien in der Regel erhalten bleibt.“
Über Sunitinib
Sunitinib Malat (Handelsname Sutent®) blockiert mehrere Zielmoleküle (Targets), die an Wachstum
und Ausbreitung von Krebs beteiligt sind. Zwei wichtige dieser Targets – der Rezeptor
für den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGFR) und der Rezeptor für den
Blutplättchen-Wachstumsfaktor (PDGFR) – werden in den Zellen vieler solider Tumortypen
exprimiert. Man nimmt an, dass sie eine entscheidende Rolle in der Neoangiogenese
spielen, dem Prozess der Blutgefäßneubildung zur Versorgung der Tumoren mit Sauerstoff
und Nährstoffen, die für das Wachstum benötigt werden. Sunitinib hemmt darüber
hinaus auch andere Targets, die für das Tumorwachstum wichtig sind, u.a. c-KIT, FLT3
und RET.
Sunitinib wird bei Erwachsenen zur Behandlung fortgeschrittener/metastasierter Nierenzellkarzinome
(mRCC) eingesetzt. Sunitinib wird bei Erwachsenen zur Behandlung nicht
resezierbarer und/oder metastasierter maligner gastrointestinaler Stromatumoren (GIST)
eingesetzt, wenn eine Behandlung mit Imatinibmesilat wegen Resistenz oder Unverträglichkeit
fehlgeschlagen ist. Sunitinib wird bei Erwachsenen zur Behandlung nicht resezierbarer
oder metastasierter, gut differenzierter pankreatischer neuroendokriner Tumoren mit
Krankheitsprogression eingesetzt. Die Erfahrung mit Sunitinib als First-line-Behandlung ist
begrenzt (siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation)[1].
Insgesamt wurde Sunitinib in der klinischen Praxis und in Studienprogrammen mittlerweile
bei über 130.000 Patienten weltweit eingesetzt [24].
Pressekonferenz „5 Jahre Sunitinib-Therapie: Eine Standortbestimmung“ im Rahmen des
8. AIO-Herbstkongresses am 17.11.2011 in Berlin.
Referenzen:
[1] SUTENT® Fachinformation August 2011.
[2] Motzer R et al. N Engl J Med 2007; 356(2):115-24.
[3] Motzer R et al. J Clin Oncol 2009; 27(22):3584-90.
[4] Escudier B et al. J Clin Oncol 2010; 28(13):2144-50.
[5] Rini BI et al. J Clin Oncol 2010; 28(13):2137-43.
[6] Sternberg CN et al. J Clin Oncol 2010; 28(6):1061-8.
[7] Sternberg CN et al. ESMO 2010 (Präsentation LBA22).
[8] GSK Addendum for NICE Opinion 2010.
[9] Pressekonferenz „5 Jahre Sunitinib-Therapie: Eine Standortbestimmung“ im Rahmen des
8. AIO-Herbstkongresses am 17.11.11, Pullman Hotel Schweizerhof, Berlin.
[10] Krajewski K et al. European Urology 2011; 59(5):856-62.
[11] Miller K Aktuel Urol 2011; 42:242-246.
[12] U.S. Food and Drug Administration. Drugs.
http://www.accessdata.fda.gov/scripts/cder/drugsatfda/index.cfm?fuseaction=Search.DrugDe
tails. Accessed November 17, 2010.
[13] Demetri GD et al. Lancet 2006; 368:1329-38.
[14] Demetri GD et al. ASCO 2008, #35113.
[15] Heinrich MC ASCO 2010 (educational session).
[16] Hornick JL et al. Hum Pathol 2007; 38(5):679-687.
[17] Debiec-Rychter M et al. Eur J Cancer 2006; 42:1093-1103.
[18] Heinrich MC et al. J Clin Oncol 2008; 26(33):5352-9.
[19] Raymond E et al. N Engl J Med 2011; 364:501-13.
[20] Raymond E et al. Poster at ASCO congress meeting,
June 3-7, 2011, Chicago (Abstract 4008).
[21] Niccoli P et al. J Clin Oncol 2010; 28:15s (Suppl; Abstract 4000).
[22] Vinik A et al. J Clin Oncol 2010; 28:15s (Suppl; Abstract 4003).
[23] Vinik A et al. ASCO, Chicago, June 4-8, 2010 (Abstract 4003).
[24] Pfizer, data on file.
Januar 2012 |
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