„Die Häufigkeit der Osteoporose bei Männern steigt in den letzten Jahren weltweit dramatisch“, berichtete
Prof. Dr. Johann D. Ringe (Leverkusen) auf der Launch-Pressekonferenz in München. Nach den Ergebnissen der
Bone Evaluation Studie (BEST) sind in Deutschland hochgerechnet 6,3 Millionen Menschen von Osteoporose betroffen,
davon 5,2 Millionen Frauen und 1,1 Millionen Männer [3].
Ab dem 50. Lebensjahr nimmt die Prävalenz der Osteoporose bei Männern stetig zu, bei den über
74 Jährigen auf bis zu 15%. „Allerdings ist davon auszugehen, dass eine noch höhere Dunkelziffer vorliegt, weil
Männer nicht gerne zum Arzt gehen“, sagte Ringe. Die Folgen einer unerkannten und somit unbehandelten Osteoporose
sind Frakturen. Diese können wiederum zu Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit, sozialem Rückzug und
oftmals auch zu Pflegebedürftigkeit führen. Im Alter zwischen 50 und 60 Jahren übersteigt die Frakturrate von
Männern mit Osteoporose sogar die von gleichaltrigen Frauen mit dieser Erkrankung [3]. Auch die Mortalität ist
in den ersten drei Monaten nach einer osteoporotischen Fraktur bei Männern höher als bei Frauen [4].
Bei Männern stehen laut Ringe sekundäre Osteoporosen im Vordergrund. Als wichtigste Risikofaktoren
gelten die Langzeiteinnahme von Kortikosteroiden sowie chronischer Alkohol- und Nikotinkonsum – ein
Aspekt, der insbesondere für Prävention und Risikoreduktion von Bedeutung ist [5].
Obschon die Osteoporose des Mannes ein relevantes und folgenreiches Gesundheitsproblem darstelle, seien die
Betroffenen oftmals unterdiagnostiziert und unzureichend behandelt, bemängelte Ringe. Die bisher eher
begrenzten Therapiemöglichkeiten für Männer mit Osteoporose haben sich mit der Zulassung von
Prolia® deutlich verbessert, berichtete PD Dr. Stephan Scharla (Bad Reichenhall). Grundlage für die
erweiterte Zulassung des RANKL-Inhibitors Denosumab zur Behandlung der Osteoporose des Mannes waren
die 1-Jahres-Ergebnisse der insgesamt zweijährigen Phase-III-Studie ADAMO [2]. In die randomisierte,
doppelblinde, placebokontrollierte Studie wurden insgesamt 242 Männer (30 bis 85 Jahre) mit niedriger
Knochenmineraldichte (T-Score ≤-2,0 und ≥-3,5 an der Lendenwirbelsäule [LWS] oder dem Schenkelhals)
oder mit einer prävalenten osteoporotischen Fraktur und einem TScore ≤-1,0 bis ≥-3,5 aufgenommen.
Während der ersten zwölf Monaten erhielten die Studienteilnehmer randomisiert und doppelblind entweder
Denosumab (60 mg s.c. alle 6 Monate) oder Placebo. Während der anschließenden offenen Phase wurden
alle Patienten für weitere zwölf Monate mit Denosumab behandelt. Der primäre Endpunkt der ADAMO-Studie war die prozentuale
Änderung der Knochenmineraldichte an der LWS gegenüber dem Ausgangswert nach zwölf Monaten.
Deutlicher Anstieg der Knochenmineraldichte
Der primäre Endpunkt wurde eindeutig erreicht: Am Ende der zwölfmonatigen Doppelblindphase wurde
bei den Männern in der Denosumab-Gruppe eine durchschnittliche Zunahme der Knochenmineraldichte um
5,7% dokumentiert im Vergleich zu 0,9% in der Placebogruppe (p<0,0001). Bereits nach sechs Monaten zeigte
sich ein signifikanter Unterschied zugunsten von Denosumab (4,3% versus 0,9%, p<0,0001). Ein Anstieg
der Knochenmineraldichte wurde an allen relevanten Skelettlokalisationen nachgewiesen, einschließlich
Gesamthüfte, Schenkelhals, Trochanter und 1/3-Radius. Die Zunahme der Knochenmineraldichte war unabhängig
von der Höhe des Ausgangswertes, dem Testosteronspiegel, dem geschätzten 10-Jahres-Frakturrisiko und
vom Vorliegen prävalenter osteoporotischer Frakturen [2].
Auch in Bezug auf die sekundären Studienendpunkte erwies sich der RANKL-Inhibitor gegenüber Placebo
als überlegen. Schon 15 Tage nach der ersten Injektion von Denosumab sank die Serumkonzentration des
Knochenabbaumarkers CTX (1-C-Telopeptid) um 81% im Vergleich zum Ausgangswert (p<0,0001 versus Placebo).
„Damit wurde zum ersten Mal gezeigt, dass eine einjährige Denosumab-Behandlung bei Männern mit niedriger
Knochendichte die Knochenresorption verringert und die Knochendichte erhöht“, resümierte Scharla.
Der therapeutische Nutzen von Denosumab war in der ADAMO-Studie mit einem günstigen Verträglichkeits-
und Sicherheitsprofil assoziiert. Die Inzidenz unerwünschter Wirkungen war in beiden Gruppen etwa gleich [2].
Das entspreche den Therapie-Erfahrungen bei Frauen, so Scharla. Im Rahmen einer Substudie der
ADAMO-Studie wurde 29 Studienteilnehmern (12 Patienten der Placebogruppe und 17 Patienten der Denosumab-Gruppe)
eine Beckenkammbiopsie entnommen. Die histologische und histomorphometrische Untersuchung der Biopsieproben
ergab, dass der Knochen unter Behandlung mit Denosumab eine physiologische Mineralisierung und einen
lamellären Aufbau aufweist [6].
Fazit für die Praxis
Referenzen
[1] Prolia® (Denosumab) Fachinformation; Juni 2014
[2] Orwoll E, et al. 2012. J Clin Endocrin Metab 97:3161-3169
[3] Hadji P, et al. 2013. Dtsch Arztebl Int 110:52-57
[4] Haentjens P, et al. 2010. Ann Intern Med 152:380-390
[5] Ringe JD. Osteoporosis in Men. In: Treatment of Metabolic Bone Disease.
Eds.: D Hosking, JD Ringe, Martin Dunitz, London, 2000
[6] Dempster D, et al. 2013. J Bone Miner Res; 28(Suppl 1): #SU0400
Quelle: Launch-Pressekonferenz "Osteoporose des Mannes: Neue Behandlungsoption mit Prolia"
am 11. Juli 2014 in München. Veranstalter: Amgen GmbH
August 2014
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