„Wir sind mit dem Start zufrieden“, sagt der urologische Studienleiter
Prof. Dr. Michael Stöckle. Rund Dreiviertel der erforderlichen Krankenhäuser
haben sich bundesweit bereits erfolgreich dem aufwendigen Verfahren zur
Qualitätssicherung unterzogen und können seit durchschnittlich drei Monaten
als Studienzentren Patienten in die Studie aufnehmen. 80 Männer mit einem
Niedrigrisiko-Karzinom wurden bereits rekrutiert. „Jetzt im zweiten Jahr
müssen die Zahlen allerdings deutlich ansteigen, damit wir bis 2016 auf
die erforderliche Zahl von mehr als 7000 Studienteilnehmern kommen“, sagt
Prof. Dr. Stöckle. Ohne die Beteiligung möglichst vieler niedergelassener
Urologinnen und Urologen, die ihre Patienten über die Studie informieren,
ist das jedoch nicht möglich. Aus dem Grund appellieren DGU-Generalsekretär
Prof. Dr. Oliver Hakenberg und BDU-Präsident Dr. Axel Schroeder noch einmal
an alle Urologen, sich an der Studie zu beteiligen. „Die erforderlichen
PREFERE-Informationsmaßnahmen für die niedergelassenen Urologen werden
bundesweit angeboten“, betont Dr. Schroeder.
Die Patienten-Rekrutierung erfolgt nach exakten Vorgaben: Bei Verdacht auf
Prostatakrebs stellt der Urologe seine Diagnose. Wenn der Patient die
Auswahlkriterien erfüllt, informiert ihn der Arzt über die vier
leitliniengerechten Therapiemöglichkeiten und die Studie. Signalisiert
der Patient Teilnahmebereitschaft, händigt ihm der Urologe das Aufklärungsvideo
mit der Begleitbroschüre aus und überweist ihn an ein Studienzentrum. Dort
wird die Gewebeprobe durch einen besonders erfahrenen Pathologen nochmals
beurteilt, um die exakte Diagnose zu sichern. Anschließend wird der Patient
nach Überprüfung randomisiert, das bedeutet, dass der Tumorkranke von den
vier zurzeit empfohlenen Behandlungsformen maximal zwei ablehnen darf, dann
aber nach dem Zufallsprinzip einer der zwei oder drei anderen Therapiealternativen
zugeordnet wird - eines der besten wissenschaftlichen Verfahren in der medizinischen
Forschung, das dennoch häufig Misstrauen auslöst. „Viele Menschen haben grundsätzlich
erst einmal Angst, an einer Studie teilzunehmen“, weiß Prof. Dr. Stöckle. Die
Patienten befürchten, dass sie dann keine optimale Behandlung bekommen oder dass
sie durch die Randomisierung (Zuordnung in eine Behandlungsgruppe nach dem
Zufallsprinzip) Willkürlichkeit ausgesetzt sind und keinen Einfluss mehr auf
die Behandlung nehmen können. „Dabei muss bedacht werden, dass die Patienten
immer, auch wenn sie sich in Absprache mit dem behandelnden Arzt für eine
Therapie entscheiden, willkürlich entscheiden.“ Denn bislang fehle der qualitativ
höchste Nachweis der Gleichwertigkeit der vier Behandlungsstrategien in Bezug auf
die Tumorheilung. Genau aus dem Grund soll mithilfe der PREFERE-Studie nach den
Maßstäben der evidenzbasierten Medizin erforscht werden, ob eine Behandlungsform
den anderen in irgendeiner Weise über- oder unterlegen ist. Zu den
Behandlungsoptionen gehören die radikale Prostatektomie, die perkutane Strahlentherapie, die
Low-Dose-Brachytherapie oder die Active Surveillance.
Die Therapie, die der Patient nach der Randomisierung erhält, wird gemäß
der aktuellen S3-Leitlinie durch erfahrene Spezialisten in den Studienzentren
mit nachgewiesen hoher Behandlungsqualität durchgeführt. Danach übernimmt der
niedergelassene Urologe die Nachsorge des Patienten bis zum Ende der Studie 2030,
mindestens jedoch über einen Zeitraum von 13 Jahren.
Dass eine Studie stets langsam anläuft, ist für Prof. Dr. Stöckle ein bekanntes
Phänomen. „Viele Patienten, aber auch einige Mediziner, müssen erst eine mentale
Hemmschwelle überwinden, bevor sie sich zu einer Teilnahme bereit erklären“,
sagt er. Es habe hohe Priorität, dass in Deutschland hinsichtlich Forschungsstudien
größere Akzeptanz geschaffen und bezüglich der PREFERE-Studie das Wissen um deren
Sinnhaftigkeit vermittelt werde: „Jeder Betroffene muss lernen, dass medizinischer
Fortschritt, gerade in Kernfragen wie dem Prostatakarzinom, nur mit Studien
möglich ist!“ Besonders PREFERE gilt als große Chance für die deutsche Urologie,
gemeinsam mit den Fachbereichen Strahlentherapie, Pathologie und Medizinphysik
ein einzigartiges Projekt mit internationaler Bedeutung durchzuführen. „Aufgrund
ihrer Ergebnisse werden wir zukünftigen Prostatakrebspatienten evidenzbasierte
verlässliche Behandlungsempfehlungen geben können.“
Um die Teilnahme zu vereinfachen, werden zurzeit die Einschlusskriterien
überarbeitet. Weitere Informationen unter www.prefere.de
Quelle: DGU/BDU
Januar 2014
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