Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 70.000 Männer neu an Prostatakrebs. Während der
Tumor in einem frühen Stadium gut behandelbar ist, sinken die Heilungschancen, je später
der Tumor entdeckt wird. Haben sich die Krebszellen schon im Körper ausgebreitet, sinkt
die Lebenserwartung der Betroffenen drastisch.
Zu einer Therapieverbesserung könnte zukünftig ein von PD Dr. Philipp Wolf und seinem
Team entwickeltes Immuntoxin beitragen. Ein Immuntoxin ist ein Molekül, das in der Regel
aus zwei verschiedenen Teilen besteht: eine Komponente beherbergt einen Giftstoff, der
andere Teil enthält einen Antikörper. Letzterer erkennt bestimmte Oberflächenmoleküle auf
Zielzellen und dirigiert den Giftstoff dorthin.
"Der von uns verwendete Antikörper identifiziert das sogenannte Prostataspezifische
Membranantigen (PSMA) auf Prostatakrebszellen", erläutert Wolf. "Als Giftstoff dient uns
Exotoxin A aus dem Bakterium Pseudomonas aeruginosa. Dieses besitzt die Fähigkeit, nach
Eindringen in die Zelle den Zellstoffwechsel zu hemmen und dadurch den Zelltod herbeizuführen."
Dies machen sich die Freiburger Forscher zunutze: Einmal losgelassen, sucht das Immuntoxin
zielstrebig nach Prostatakrebszellen, durchbricht die Membran und schleust seinen Giftstoff
in das Zellinnere ein. Das Ergebnis: die Krebszelle wird zerstört.
Im Reagenzglas hat sich die Strategie bereits als erfolgreich erwiesen. Nun wollen die
Wissenschaftler ihr Konzept so verfeinern, dass ihr Immuntoxin in der klinischen Praxis
eingesetzt werden kann. "Zum einen müssen wir sicherstellen, dass das Immuntoxin nicht
vom Immunsystem des Patienten als schädlicher Eindringling erkannt wird. Denn dadurch
würde es neutralisiert und seine Wirksamkeit beeinträchtigt werden", so Wolf weiter.
"Außerdem wollen wir mögliche Nebenwirkungen auf ein Minimum reduzieren."
Zusammen mit einer Chemotherapie wirkt das Immuntoxin möglicherweise sogar noch besser.
Auch dies wollen die Wissenschaftler nun untersuchen. Besonders im späten Stadium einer
Prostatakrebserkrankung könnte sich eine solche Kombinationstherapie als erfolgreich erweisen.
"Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart des Mannes. Neue und innovative Therapien
gegen die Erkrankung, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, zu entwickeln, ist ein
wichtiges Anliegen der Deutschen Krebshilfe und der von uns geförderten Projekte",
betont Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe.
Quelle: Deutsche Krebshilfe
November 2014 |
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