Die exakte Ursache der IPP ist nicht bekannt
Ausgangspunkt der Erkrankung ist eine Entzündungsreaktion, die grob vergleichbar sei mit
Entzündungen im rheumatischen Formenkreis. Diese Entzündungsreaktion hinterlasse Narben im extrem dehnbaren
Bindegewebe der Schwellkörperhülle des Penis, die letztlich zu Deformationen führten, da Narbengewebe weit
weniger elastisch sei. Eine andere weithin akzeptierte Hypothese geht von einer traumatischen Bindegewebsstörung
aus. Danach verursachen Mikroverletzungen im Gewebe der Schwellkörperhülle eine Umwandlung des elastischen
Bindegewebes in sprödes Bindegewebe mit tastbaren Knoten, die im Verlauf der Erkrankung schrumpfen und
deshalb eine Verkürzung und Verkrümmung des Penis herbeiführen. Zusätzliche genetische und immunologische
Auslöser werden diskutiert. Die exakte Ursache der IPP ist nicht bekannt. Als Folge kann üblicher
Geschlechtsverkehr erschwert, in ausgeprägten Fällen gar unmöglich werden. Ein Knick im Penisschaft
um bis zu 30 Grad stellt jedoch meistens noch keine behandlungsbedürftige Beeinträchtigung dar.
Krankheitsverlauf
Die Erkrankung verläuft in zwei Phasen. „Anfangs, in der akuten Phase, treten typischerweise Schmerzen bei
der Erektion auf, und es bildet sich eine Verkrümmung bei Erektion. Die zweite, stabile Phase ist schmerzfrei
und der Deformationsprozess kommt zum Stillstand“, so IPP-Experte Prof. Dr. Sohn. Nach etwa einem Jahr seien etwa 90 Prozent der betroffenen
Männer in der stabilen Phase. Das tückische der Erkrankung sei jedoch ihr häufig
schubweiser Verlauf, der auch nach Jahren der Stabilität erneut einsetzen könne. Eine spontane Rückbildung
der Erkrankung sei dagegen eher selten. Der Leidensdruck ist enorm: Bei 48 Prozent der Männer mit IPP
wurden Depressionen festgestellt.
Über die Häufigkeit, mit der IPP auftritt, gibt es keine exakten Angaben. Sie spannen sich in
verschiedenen Studien von etwa drei bis zu neun Prozent. Eine Dunkelziffer ist wahrscheinlich,
da es manchem Mann unangenehm ist, mit der Erkrankung zum Arzt zu gehen, und andere sich mit ihr
arrangiert haben, da sie keine sexuelle Beeinträchtigung empfinden. Die Erkrankung tritt eher
selten vor dem 35. Lebensjahr des Mannes auf. Inwieweit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck eine
Rolle bei der Entstehung von IPP spielen, ist weiterhin unklar.
Welche Therapien stehen zur Verfügung?
Männer bemerken die Erkrankung oft durch das Ertasten von knotigen Verhärtungen im Penis,
sogenannten Plaques. Schon zu diesem Zeitpunkt sollte der Urologe aufgesucht werden, um andere
Erkrankungen ausschließen und alle Therapieoptionen ausschöpfen zu können. „Der erste Urologen-Kontakt
erfolgt aber meistens, wenn es zu Schmerzen bei Erektion und Geschlechtsverkehr kommt oder eine
Verkrümmung des Penis bereits eingetreten ist, also in der akuten Phase. Unsere Diagnostik
erfolgt dann per Tastbefund und Anamnese; Biopsien und Labortests sind nicht erforderlich.
Sehr hilfreich ist es, wenn der Patient zur ersten Konsultation aussagekräftige Fotos seines
erigierten Penis aus allen Blickwinkeln mitbringt“, sagt Prof. Dr. Michael Sohn. Wichtig für
die spätere Behandlung sei es auch, die Entwicklung der Potenz abzuklären, da in schweren
Fällen durch eine Verschlechterung der Durchblutung der Schwellkörper die Erektionsfähigkeit
beeinträchtigt werden könne. Die Abklärung erfolgt in der Regel mit modernen Ultraschalluntersuchungen.
„In der akuten Phase der IPP wird medikamentös therapiert. Operative Eingriffe sind erst nach drei,
besser sechs Monaten in der stabilen Phase angezeigt,“ so Prof. Sohn.
Auch mit Injektionen – etwa von Verapamil, Kollagenase oder Interferon - direkt in die Plaques
wird versucht, deren Größe und dadurch auch die Stärke der Penisverkrümmung zu reduzieren.
Strahlentherapie wird von der EAU nicht mehr empfohlen.
Bei funktioneller Beeinträchtigung durch eine Penisverbiegung sind operative Maßnahmen im stabilen
Stadium laut Prof. Dr. Sohn erste Wahl. Es gibt verschiedene Techniken: So kann bei Verkrümmungen
von 30 bis zu 60 Grad durch Raffung der Schwellkörperhülle auf der gesunden, dem Plaque
entgegengesetzten Seite eine Begradigung erreicht werden. Der Plaque selbst bleibt unberührt.
Der Nachteil dieser Korrektur-Methode ist eine Verkürzung des Penis um wenige Millimeter bis
zu zwei Zentimeter. Einfache Nachsorge und keine Verschlechterung der Potenz sind indes die
Vorteile. Bei Patienten mit einer Penisverkrümmung von mehr als 60 Grad kommt diese Technik
seltener zum Einsatz. Prof. Dr. Sohn: „Die Penisverkürzung wäre zu groß und läge über den
zwei Zentimetern, die wir grundsätzlich bei solchen Operationen nicht überschreiten wollen.
In diesen Fällen ist es besser, den Plaque zu entfernen oder einzuschneiden, den Penis zu
strecken und den so entstandenen Defekt dann mit körpereigenem Gewebe oder künstlichem
Material abzudecken.“ Ein Risiko dieser sogenannten Grafting-Technik bestehe jedoch in
einer Verschlechterung der Erektionsfähigkeit, die sich bei etwa 30 Prozent der Operierten
einstelle. Für Patienten mit einer Penisverkrümmung von mehr als 60 Grad und zusätzlich
erektiler Dysfunktion wird die Implantation einer hydraulischen Penisprothese empfohlen.
Neue Wege zur Penisbegradigung werden seit einiger Zeit in Italien und Spanien erforscht:
„Penile Stretcher“ heißen die Hoffnungsträger, die ursprünglich zur Penisverlängerung
entwickelt wurden und nun bei IPP-Patienten das Narbengewebe im Penis dehnen und so
die Verkrümmung reduzieren sollen. „Erste Pilotstudien zeigen positive Effekte solcher
Traktionssysteme, reichen für eine Empfehlung zur Primärbehandlung aber noch nicht aus“,
sagt Prof. Dr. Sohn.
Quelle: DGU
April 2013 | Printversion |
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