Teltschik ist im Vorstand des deutschen Vereins Fistula e.V., der das Hamlin Fistula
Hospital in Äthiopien unterstützt. Hier erhalten geburtsverletzte Frauen kostenlos Hilfe,
die aufgrund von Fisteln (Öffnungen zwischen Scheide und Blase bzw. Darm) an starker
Inkontinenz leiden. In Äthiopien ist dies ein weit verbreitetes Problem: Jährlich
entstehen circa 9000 neue Fälle. Die Gynäkologen am Fistula Hospital sind auf den
operativen Verschluss der Fisteln spezialisiert. Obwohl dies in 92 Prozent der Fälle
bereits nach der ersten Operation gelingt, bleibt ein Drittel der Patienten dennoch
inkontinent. Hier hat sich beispielsweise die Blase soweit zurückgebildet, dass sie
nicht mehr funktionstüchtig ist oder die Patientin erlitt ausgedehnte Verletzungen
im Becken.
Teltschik berichtet: „Eine operative Wiederherstellung der Blase mit ihrer Funktion
ist dann nicht mehr möglich, entweder droht eine bleibende ausgeprägte Harninkontinenz
oder es kommt zur Nierenschädigung durch Harnwegsinfekte und Abflussbehinderung des
Urins. Um hier zu helfen, haben wir schon seit langem nach einem deutschen Urologen
gesucht, der vor Ort die dringendsten Fälle operiert und die Kollegen an der Klinik
in Addis Abeba weiterbildet. Unser Partner Astellas Pharma hat uns bei der Suche
unterstützt. Ich freue mich sehr, dass wir Prof. Hampel gewinnen konnten, der
mit mir für zwei Wochen nach Addis Abeba gereist ist.“
Es mangelt an den einfachsten Hilfsmitteln
Hampel, der in Mainz seine Aufgaben als stellvertretender Klinikdirektor und Leitender
Oberarzt für zwei Wochen hinter sich ließ, ergänzt: „Jemand, der dort helfen will,
muss auch ohne das gewohnte hochmoderne Equipment operieren können. Es mangelt an
den einfachsten Hilfsmitteln. Selbst Fäden, die dünner sind als die dort verwendeten,
mussten wir selbst importieren. Daneben hatten wir Katheter und medizinische Instrumente
im Gepäck, die wir mit einigen Mühen über den Zoll bringen mussten.“ Selbst ein einfacher
Ultraschall ist in Äthiopien schwer zu bekommen. Die Klinik verfügt zwar über ein altes
Gerät, aufgrund der dortigen Regelungen im Gesundheitssystem sind jedoch Radiologen für
dessen Bedienung zuständig. Zweimal pro Woche kann ein externer Radiologe in die Klinik
kommen, um die notwendigsten Ultraschalluntersuchungen durchzuführen. Eine einfache
Dialyse ist in Äthiopien ein rares Gut, das nur mit großen finanziellen Mitteln zu
bekommen und damit faktisch nicht verfügbar ist.
Ileum-Conduit und Mainz-II-Pouch
Insgesamt haben Hampel und Teltschik mit den ärztlichen Kollegen vor Ort acht Patientinnen
behandelt. Der dortige Chefarzt Dr. Fekade Ayenachew konnte so bereits am zweiten Tag sein
erstes Ileum-Conduit operieren. Dabei handelt es ich um eine Harnableitungs-Operation,
bei der ein kurzes Dünndarmsegment ausgeschaltet wird, in das beide Harnleiter eingeleitet
werden und das an der Haut fixiert wird. Der Urin fließt in einen Beutel, der auf die Haut
geklebt wird, ab. Allerdings sind die Patientinnen dann an Addis Abeba gebunden, da die
Beutel auf dem Land nicht verfügbar sind. Eine weitere Operation bietet für die Frauen
eine einfachere Möglichkeit, da ein Leben ohne künstlichen Harnausgang möglich ist: der
Mainz-II-Pouch. Dabei wird aus einer Dickdarmschlinge ein kleines Reservoir gebildet,
in das die Harnleiter implantiert werden. Der Urin kann sich in dieser Tasche sammeln
und wird dann zusammen mit dem Stuhlgang ausgeschieden. Dies erfordert jedoch einen
intakten Afterschließmuskel, was aufgrund der ausgedehnten Schädigungen selten ist.
Prof. Hampel hat diese Operation selbst bei zwei Patientinnen durchgeführt und möchte
die Fortbildung dazu bei seinem nächsten Besuch weiterführen.
Teltschik erläutert die Pläne für die weitere Unterstützung der Klinik: „Durch
gespendete endoskopische Instrumente des Unternehmens Storz verfügen nun auch die
Zweigkliniken über eine Mindestversorgung für Blasenspiegelung und Blasensteinbehandlung.
Es fehlen jetzt noch zwei Lichtquellen, ein C-Bogen und OP-Instrumente zur
Nierensteintherapie. Fistelpatientinnen leiden häufig unter Infektsteinen,
große Kelchausgußsteine sind nicht selten und gefährden die Nierenfunktion.
Das Know-how für die Steintherapie nach Äthiopien zu bringen, stellt unsere
zukünftige Aufgabe dar.“
Präventionsarbeit im Hinterland
Das Fistula Hospital behandelt nicht nur Patientinnen, sondern es leistet über
so genannte Healthworker auch wichtige Hilfs- und Präventionsarbeit im Hinterland.
Patientinnen lernen an der Klinik Lesen und Schreiben, um sie bei der Rückkehr
in den Alltag und den Aufbau eines selbständigen Lebens zu unterstützen. Zudem
sind Hebammenstützpunkte im Aufbau, um Geburtsfisteln bereits im Vorfeld zu
verhindern. Das Unternehmen Astellas Pharma unterstützt die Klinik über
Fistula e.V. bei ihrer wichtigen Arbeit – durch Spenden für die Ausbildung
der Healthworker und Knowhow im Bereich Urologie. Weitere Spenden werden
dringend benötigt.
Fistula e.V. ist ein gemeinnützige Verein mit Sitz in Deutschland und wird von
Jutta Ritz gemeinsam mit der Urologin Dr. Barbara Teltschik geleitet.
Jutta Ritz besuchte 2002 das erste Mal das Fistula Hospital in Addis Abeba.
Erschüttert von dem Leiden der Frauen einerseits und dem Ausweg, den das
Fistula Hospital mit einer Behandlung anbietet, beschloss sie, in Deutschland
Spenden für das Krankenhaus zu sammeln. 2003 gründete sie den Verein Fistula e.V.,
der seither die Klinik mit Aktivitäten in ganz Äthiopien unterstützt. Dieser
ist eingebettet in ein Netz weltweit assoziierter Vereine, die sich
international für Fistula-Projekte einsetzen und ebenfalls die Arbeit
des Fistula Hospitals fördern.
Weiterführende Informationen:
Spendenkonto:
Fistula e.V.
IBAN: DE22 6639 1200 0041 0500 04
BIC (SWIFT-CODE): GENODE61BTT
Volksbank Bruchsal-Bretten
oder online über www.fistula.de
Facebook, Online-Shop und Autobiografie
Interessierte können sich auch über eine eigene Facebook-Seite regelmäßig
über das Projekt informieren. Fistula e.V. hat einen
Online-Shop mit Schals und handgemachten Körben ehemaliger Patientinnen eröffnet.
Online unter www.fistula.de und im Buchhandel
ist auch die erste deutsche Biografie der Gründerin des
Fistula Hospitals erhältlich: Dr. Catherine Hamlin, Das Krankenhaus am Fluss,
Verlag BoD, ISBN 978-3-73223-234-5, Preis: 19,90 €. Der Erlös des Buches kommt zu 100%
dem Fistula Hospital zugute.
Werben für weitere Hilfe
Ärzte können ein kostenloses Informationspaket für ihre Patienten im Wartezimmer
bestellen unter:
http://www.astellas.de/fistula.html ,
E-Mail: info@de.astellas.com oder
Tel.: 0800 1 11 45 44.
November 2013 |
© 2003-2025 pro-anima medizin medien
–
impressum
–
mediadaten
–
konzeption
–
datenschutz