Primäre Chemotherapie bei Schmerzsymptomatik und PSA >114 ng/ml
Erste Hinweise für den frühzeitigen Einsatz der Chemotherapie nach ADT-Versagen
sind laut Otremba tumorbedingte Beschwerden, speziell ein erhöhter Schmerzscore
(BPI-SF>1), ein PSA-Wert >114ng/ml sowie ein nur kurzes Ansprechen auf die
vorangegangene primäre ADT (1-2 Jahre) [2,3]. Klinisch haben diese Patienten
häufig eine hohe Tumorlast mit viszeraler Metastasierung, eine aggressive
Tumorbiologie mit kurzer PSA-Verdopplungszeit sowie ein wenig differenziertes
Karzinom mit hohem Gleason-Score (>8). Diese Patienten sprechen häufig nicht
oder nicht adäquat auf die AR-gerichteten Substanzen an und sollten nach Versagen
der primären ADT auf die Chemotherapie mit Docetaxel umgestellt werden.
Nach Docetaxel-Versagen hat die geschlossene Taxan-Sequenz, also
Weiterbehandlung mit Cabazitaxel in der Regel prognostische Vorteile für die
Patienten gegenüber der Weiterbehandlung mit einer AR-gerichteten Therapie.
Zahlreiche retrospektive Untersuchungen zeigen einen deutlichen Überlebensvorteil
für die Patienten. In einer US-amerikanischen Untersuchung bei 113 Patienten mit
mCRPC betrug der mediane Überlebensvorteil beispielsweise 6,4 Monate (18,2 vs.
11,8 Monate; HR 0,12) [4].
Überlebensvorteil durch Überwindung der Docetaxel-Resistenz
Cabazitaxel ist aufgrund seines Wirkmechanismus in der Lage eine Docetaxel-
Resistenz zu überwinden, weshalb die Substanz auch nach Docetaxel-Versagen,
selbst bei Patienten, die nur vergleichsweise kurz auf Docetaxel angesprochen
haben, eine gute Wirksamkeit hat. Dies zeigen u. a. die Ergebnisse der
Zulassungsstudie TROPIC [5,6]. Hier erreichte Cabazitaxel bei mit Docetaxel
vorbehandelten Patienten mit mCRPC einen statistisch signifikanten medianen
Überlebensvorteil gegenüber der Behandlung mit Mitoxantron (HR 0,70; p<0,0001).
Der Überlebensvorteil war auch nach zwei Jahren noch signifikant [7]. Umgekehrt
liefen die Überlebenskurven in der Zulassungsstudie von Abirateron bei Patienten
nach Docetaxel-Versagen sehr schnell wieder zusammen [8]. Dies, so Otremba,
entspricht auch der eigenen Erfahrung. Cabazitaxel wirkt darüber hinaus unabhängig
vom Differenzierungsgrad des Tumors und dem Testosteron-Ausgangswert [9].
Ein weiteres wichtiges Argument, die Chemotherapie nicht zu spät im
Therapieverlauf einzusetzen, ist laut Otremba, dass die Patienten nach der
Taxansequenz mit Docetaxel-Cabazitaxel deutlich häufiger eine Drittlinientherapie
mit Abirateron oder Enzalutamid erhalten als wenn sie nach Docetaxel-Versagen mit
einer AR-gerichteten Substanzen weiterbehandelt werden [10,11]. Viele Patienten
sind danach für eine Chemotherapie mit Cabazitaxel nicht mehr geeignet, da ihr
Allgemeinzustand zu schlecht ist, so dass ihnen die Therapieoption mit Cabazitaxel
verloren geht. Die Chemotherapie ist keine ultima ratio, sondern sollte rechtzeitig in den
Therapieplan eingebaut werden, resümierte Otremba. Grundsätzlich profitieren
Patienten mit aggressiver Tumorbiologie, hoher Krankheitslast sowie nur kurzem
Ansprechen auf die ADT, primär von einer Chemotherapie. Die Patienten sollten
einen ausreichend guten Allgemeinzustand haben, eine adäquate Leber- und
Nierenfunktion sowie eine ausreichende hämatopoetische Reserve. Auch ältere
Patienten (>70 Jahre) können unter diesen Voraussetzungen ohne weiteres eine
Chemotherapie erhalten.
Literatur:
[1] Tombal B, et al. EJC 2011, 47: 5179-188
[2] Dossier Abirateron (COU-AA-302).
www.gba.de/informationen/nutzenbewertung/60/Module
[3] Y. Loriot, et al. 2012. J Clin Oncol 30(Suppl): Abstract 213)
[4] Sonpavde G, et al. ECC 2013, #412
[5] de Bono, et al. ASCO 2011, #4526
[6] Sartor AO, et al. ASCO 2011, #4525
[7] Bahl A, et al. Ann Oncol 2013, 24: 2402-2408
[8] Fizazi K, et al. 2012. Lancet Oncol 13:983-992
[9] Oudard S, et al. ASCO-GU 2013, #137
[10] Schnadig D, et al. ASCO-GU 2013, #79
[11] Malik Z, et al. ASCO 2012, #e15135.
Quelle: Sanofi GmbH
März 2014 |
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