Komplikationsraten sehr unterschiedlich
Für die Ergebnisse des AOK-Krankenhausnavigators zum Benignen Prostatasyndrom (BPS)
wurden mit dem QSR-Verfahren über 44.100 Fälle aus den Jahren 2011 bis 2013 aus
über 420 Kliniken ausgewertet. Die Gesamtkomplikationsrate lag bei diesen Fällen
bei insgesamt 17,9 Prozent. Doch es gibt große Schwankungen zwischen den Kliniken.
Beim besten Viertel der Krankenhäuser hatten höchstens 13,2 Prozent der Patienten
Komplikationen. Bei dem Viertel der Krankenhäuser mit den höchsten Komplikationsraten
waren mindestens 22,5 Prozent der Patienten betroffen.
Bei der Radikalen Prostatektomie (RPE) wurden für den gleichen Zeitraum über
15.500 Fälle aus 220 Krankenhäusern ausgewertet. Die Gesamtkomplikationsrate lag
bei 19,3 Prozent. Auch hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den Häusern.
Während im besten Viertel der Kliniken höchstens 12,6 Prozent der Patienten
Komplikationen erlitten, waren es im Viertel der Kliniken mit den höchsten
Komplikationsraten mindestens 27,4 Prozent, also mehr als doppelt so viele.
Zu den ausgewerteten Komplikationen gehören beispielsweise erneute Eingriffe
an Prostata, Harnröhre oder Harnleiter während des Krankenhausaufenthaltes bzw.
bis zu einem Jahr danach. Auch allgemeine Komplikationen wie Lungenembolien oder
Herzinfarkte werden ausgewertet. Die Qualität der Harnblasenentleerung nach einer
Operation an der Prostata sowie Inkontinenz oder Impotenz können nicht ausgewertet
werden, weil es dafür keine Datengrundlage gibt. Bei der RPE kann wegen der
begrenzten Datenlage zusätzlich nicht ausgewertet werden, ob der Tumor vollständig
beseitigt wurde.
Auffällige regionale Unterschiede
Die Häufigkeit der Eingriffe variiert regional deutlich. Tendenziell wird
eine Operation des BPS im Süden Deutschlands häufiger als im Norden durchgeführt.
Vergleicht man die insgesamt 96 Raumordnungsregionen in Deutschland miteinander,
dann wird in der Region mit der höchsten Rate 2,7 Mal öfter als in der Region mit
der niedrigsten Rate operiert. In absoluten Zahlen ausgedrückt werden zwischen
12,3 und 33 von 10.000 Männern operiert. Bei der RPE ist der Unterschied noch
etwas ausgeprägter. In der Region mit der höchsten Rate wird der Eingriff
rund drei Mal häufiger vorgenommen als in der Region mit der niedrigsten Rate.
Das entspricht zwischen 4,5 und 13,6 Patienten pro 10.000 Männern.
Qualitätsorientierung gesetzlich stärker verankern
Bei QSR werden die verschiedenen Risikostrukturen der Krankenhäuser bereits
in der Analyse berücksichtigt, so dass ein fairer Krankenhausvergleich möglich
ist. Unterschiedliche Komplikationsraten sind daher ein Zeichen für tatsächlich
vorhandene Qualitätsunterschiede. Bei der Qualität der Behandlungsergebnisse
ist die Schere zwischen den Kliniken sehr groß. Das zeigt eindrucksvoll, wie
wichtig die angestrebten Reformen des Krankenhaus-Strukturgesetzes sind, mit
denen Qualitätsergebnisse stärker in die Krankenhausplanung einfließen sollen.
„Die Krankenhäuser erhalten bis 2020 rund 10 Milliarden Euro extra. Nun müssen
sie beweisen, dass dieses Geld auch tatsächlich zum Wohl der Patienten für eine
bessere Versorgung verwendet wird und nicht nur veraltete Strukturen am Leben
erhält“, sagte Martin Litsch, kommissarischer Vorstand des AOK-Bundesverbandes.
Einfach zum passenden Krankenhaus
Der AOK-Krankenhausnavigator enthält bereits Klinikbewertungen zu planbaren
Operationen an Hüft- und Kniegelenken, dem Einsetzen eines therapeutischen
Herzkatheters (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt, der Entfernung der
Gallenblase und Blinddarmoperationen. Für diese Eingriffe wurden die
Ergebnisse im Krankenhausnavigator jetzt mit Daten bis zum Jahresende
2014 aktualisiert. Patienten können sich für jeden dieser Eingriffe eine
Bewertung anhand von Symbolen anzeigen lassen. Je nach Abschneiden kann
eine Klinik ein, zwei oder drei Lebensbaumsymbole für unterdurchschnittliche,
durchschnittliche oder überdurchschnittliche Qualität erhalten. Für alle
Leistungsbereiche werden nur Krankenhäuser in die Bewertung einbezogen,
die über 30 AOK-Fälle im Jahr behandeln.
Sichere Qualitätsmessung möglich
Zur Messung der Qualität verwendet die AOK seit 2010 das Verfahren
„Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR). Das QSR-Verfahren ermöglicht
eine Langzeitbetrachtung von Behandlungsergebnissen, die über den
Krankenhausaufenthalt hinausgeht. Neben den Daten aller Krankenhäuser
bezieht sie ebenso die der ambulanten Versorgung mit ein. So lassen sich
unerwünschte Ereignisse analysieren, die innerhalb eines Jahres nach der
Entlassung aus dem Krankenhaus auftreten. Ein aufwendiges statistisches
Verfahren, das unter anderem das Alter, das Geschlecht und vorbestehende
Grunderkrankungen von Patienten berücksichtigt, sorgt für einen ausgewogenen
Krankenhausvergleich.
Das QSR-Verfahren wird vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) gemeinsam mit medizinischen Experten entwickelt und geht auf eine Initiative des AOK-Bundesverbands, der HELIOS Kliniken, des WIdO und des Forschungs- und Entwicklungsinstituts für das Sozial- und Gesundheitswesen Sachsen-Anhalt (FEISA) zurück.
Oktober 2015 |
© 2003-2025 pro-anima medizin medien
–
impressum
–
mediadaten
–
konzeption
–
datenschutz