Über die ALSYMPCA-Studie und ihre Ergebnisse
Die Phase-III-Studie ALSYMPCA war eine internationale, randomisierte, placebo-kontrollierte und doppelblind
durchgeführte Studie zum Vergleich von Radium-223 mit Placebo bei Patienten mit kastrationsresistentem
Prostatakarzinom (CRPC) und symptomatischen Knochenmetastasen, die keine weitere Metastasen in den inneren
Organen aufwiesen. Mehr als 100 Zentren in 19 Ländern nahmen insgesamt 921 Patienten in die Studie auf.
Eine Eingruppierung erfolgte danach, ob die Patienten vor Beginn der Studie bereits eine Chemotherapie mit
Docetaxel erhalten hatten oder nicht. In die Studie aufgenommene Patienten erhielten die bestmögliche
Standardtherapie und zusätzlich bis zu sechs intravenöse Injektionen mit Radium-223 bzw. Placebo, jeweils
im Abstand von vier Wochen.
Der primäre Endpunkt der Studie war die Gesamtüberlebenszeit. Ein wichtiger sekundärer Endpunkt war die Zeit
bis zum Auftreten des ersten symptomatischen Skelett-Ereignisses (SSE oder symptomatic skeletal related event,
definiert als externe Strahlentherapie zur Symptomlinderung, neuaufgetretene Knochenbrüche, Rückenmarkskompressionen
oder tumorbezogene orthopädische Eingriffe).
Eine erfolgte oder nicht erfolgte Vorbehandlung mit Docetaxel hatte keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben bei
Patienten, die mit Radium-223 behandelt wurden. In der Zwischenauswertung war das Sterberisiko mit Radium-223 bei
Patienten mit Docetaxel-Vorbehandlung um 25% geringer im Vergleich zur Placebo-Gruppe (HR=0,755); bei nicht
vorbehandelten Patienten betrug die Verminderung 39% (HR=0,611). In der aktualisierten Analyse konnte Radium-223
bei mit Docetaxel vorbehandelten Patienten das Sterberisiko um 29% im Vergleich zu Placebo reduzieren (HR=0,710),
bei den nicht vorbehandelten Patienten um 26% (HR=0,745).
Radium-223 hatte zum Zeitpunkt der Zwischenauswertung in der allgemeinen Studienpopulation die Gesamtüberlebenszeit
signifikant verlängert (HR=0,695, p=0,00185); die mittlere Dauer der Gesamtüberlebenszeit lag bei Behandlung mit
Radium-223 zusätzlich zur bestmöglichen Standardtherapie bei 14 Monaten, bei Behandlung mit Placebo zusätzlich zur
bestmöglichen Standardtherapie bei 11,2 Monaten. Diese Ergebnisse wurden bei der aktualisierten Analyse bestätigt:
Auch hier zeigte sich bei der Behandlung mit Radium-223 eine ähnliche signifikante Verlängerung der
Gesamtüberlebenszeit (HR=0,695; median 14,9 Monate vs. 11,3 Monate).
Die wesentlichen sekundären Endpunkte in der ALSYMPCA-Studie belegen ebenfalls die Wirksamkeit von Radium-223.
In der Zwischenauswertung hatte Radium-223 die Zeit bis zum Auftreten des ersten skelettbezogenen Ereignisses
(SSE) im Vergleich zu Placebo signifikant verlängert (median 15,6 Monate vs. 9,8 Monate; HR=0,658, p<0,001).
Zusätzlich verzögerte Radium-223 signifikant das Fortschreiten der Erkrankung, sowohl gemessen mit Hilfe der
alkalischen Phosphatase oder ALP (HR=0,167, p<0,00001), sowie gemessen mit Hilfe des prostataspezifischen Antigens
PSA (HR=0,643, p<0,00001). ALP und PSA sind zwei wichtige Biomarker beim kastrationsresistenten Prostatakarzinom
mit Knochenmetastasen. ALP ist ein Biomarker für die Knochengesundheit, PSA eignet sich als Biomarker zur Überwachung
des Fortschreitens bei Prostatakarzinomen. Die aktualisierte Auswertung lieferte vergleichbare Ergebnisse.
Unerwünschte Ereignisse traten in der Patientengruppe, die mit Radium-223 behandelt wurde, seltener auf als in der
Placebo-Gruppe (558 von 600 unter Radium-223 (93%), vs. 290 von 301 (96%)). Die meisten unerwünschten Ereignisse unter
Radium-223 waren leicht bis mäßig ausgeprägt. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse in der Radium-223-Gruppe
(Auftreten bei mindestens 10% der Patienten) waren Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Thrombozytopenie. Unerwünschte
Ereignisse im Schweregrad 3 oder 4 wurden bei 56,5% der Patienten unter Radium-223 und bei 62,5% der Patienten unter
Placebo beobachtet. Die häufigsten hämatologischen Laborwertveränderungen (bei mindestens 5% der Patienten) waren
Anämie, Thrombozytopenie und Neutropenie.
Über Radium-223-Dichlorid
Das Radiotherapeutikum Radium 223 ist ein sogenanntes „Alpha-Radiopharmazeutikum“ das radioaktive Alphastrahlung
abgibt und so gezielt gegen die Krebszellen in den Knochenmetastasen wirkt. Der aktive Wirkstoff des Medikaments
ist das Radium-Isotop Radium-223, das Alpha-Partikel freisetzt. Aufgrund seiner Kalzium-ähnlichen Eigenschaften
lagert es sich bevorzugt dort ein, wo neue Knochensubstanz entsteht, so auch im Bereich von Knochenmetastasen.
Dort werden Alpha-Partikel freigesetzt, die zu Doppelstrangbrüchen der DNA in angrenzenden Zellen führen. Diese
Alpha-Partikel haben eine sehr kurze Reichweite von weniger als 100 Mikrometern (0,1 Millimeter), wirken somit
hauptsächlich im Bereich der Knochenmetastasen und schädigen daher nur minimal umliegendes Gewebe.
Radium-223 ist in den USA als Medikament zugelassen und wird unter dem Handelsnamen Xofigo® zur Behandlung von
Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom (CRPC) mit Knochenmetastasen und ohne bekannte weitere
Metastasen in den inneren Organen vertrieben. Derzeit liegen noch keine weiteren Zulassungen für Radium-223
außerhalb der USA vor. Bayer hat im Dezember 2012 einen Zulassungsantrag für Radium-223 bei der EMA zur
Behandlung von Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom und Knochenmetastasen eingereicht.
Über kastrationsresistentes Prostatakarzinom (CRPC) mit Knochenmetastasen
Prostatakrebs ist, nach Hautkrebs, weltweit die häufigste Krebsart bei Männern Schätzungen zufolge wurden
im Jahr 2008 weltweit bei etwa 899.000 Patienten Prostatakrebs diagnostiziert, rund 258.000 starben an dieser
Krankheit. Prostatakrebs ist die sechsthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern.
Die Mehrzahl aller Männer mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom (CRPC) hat radiologisch nachweisbare
Knochenmetastasen. Haben sich die Krebszellen einmal in den Knochen festgesetzt, schädigen sie die
Knochensubstanz und vermindern die Knochenfestigkeit. Schmerzen und Knochenbrüche sowie weitere Komplikationen
sind die Folge und können die Gesundheit des betroffenen Mannes erheblich beeinträchtigen. Knochenmetastasen
aufgrund eines Prostatakarzinoms finden sich typischerweise in der Lendenwirbelsäule, den Wirbelkörpern allgemein
und im Beckenknochen. Tatsächlich sind Knochenmetastasen die Hauptursache von Krankheit und Tod bei Patienten mit CRPC.
Quelle: Bayer Healthcare GmbH
August 2013 |
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