Die Zulassung basiert auf den Daten der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten klinischen Pivot-Studie COU-AA-301, deren wichtigste Ergebnisse im Mai 2011 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden [2]. Es zeigte sich bei insgesamt 1.195 Patienten (Zytiga®-Arm n=797, Placebo-Arm n=398) mit metastasiertem CRPC nach Versagen von ein bis zwei Chemotherapie-Regimen eine signifikante Überlegenheit der Kombination Abiraternoacetat und Prednison/Prednisolon gegenüber Placebo und Prednison/Prednisolon beim primären Endpunkt: Bereits bei der ersten, vorab geplanten Interimsanalyse betrug das mediane Gesamtüberleben 14,8 vs. 10,9 Monate (Hazard Ratio (HR)=0,65, p<0,001). Zytiga® senkte das Sterberisiko um 35%.
Der Überlebensvorteil bestätigte sich in allen Patienten-Subgruppen, inklusive Patienten mit zwei vorherigen Chemotherapie-Regimen oder mit schlechterem ECOG-Status von 2, mit Schmerzen bzw. mit radiologischer Progression zu Studienbeginn. Bei einer auf dem ASCO 2011 vorgestellten zweiten Analyse verbesserte sich die Überlegenheit von Abirateroneacetat und Prednison/Prednisolon gegenüber Placebo und Prednison/Prednisolon beim medianen Gesamtüberleben von 3,9 auf 4,6 Monate (15,8 vs. 11,2 Monate, HR=0,74, p<0,0001) [3].
Auch bei den sekundären Endpunkten war die Kombination Abirateronacetat und Prednison/Prednisolon gegenüber Placebo und Prednison/Prednisolon signifikant überlegen [2]: Die Zeit bis zur Progression des PSA lag bei 10,2 vs. 6,6 Monaten (HR=0,58, p<0,001) und das radiologisch bewertete progressionsfreie Überleben bei 5,6 vs. 3,6 Monaten (HR=0,67, p<0,001). Ein PSA-Ansprechen, definiert als mindestens 50%iger Abfall des PSA-Werts im Vergleich zu Studienbeginn, erzielten 29,1% vs. 5,5% (p<0,001) der Patienten. Zudem stellte sich bei einem signifikant höheren Anteil der Patienten eine Palliation bzw. Linderung des Tumorschmerzes ein (44,4% vs. 27,0%, p=0,0002). Wie eine weitere Auswertung vom ASCO 2011 zeigte, konnten Abirateronacetat und Prednison/Prednisolon darüber hinaus im Vergleich zu Placebo und Prednison/Prednisolon die Zeit bis zum Auftreten von skelettalen Ereignissen signifikant hinauszögern (median 301 vs. 150 Tage, p=0,0006) [4].
Unter Zytiga® und Prednison/Prednisolon traten häufiger Mineralkortikoid-bedingte unerwünschte Ereignisse auf als unter Placebo und Prednison/Prednisolon. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Flüssigkeitsretention (31 vs. 22%) und Hypokaliämie (17 vs. 8%) [2]. Diese auf dem Wirkmechanismus beruhenden unerwünschten Ereignisse waren kontrollierbar und unterschieden sich von den unerwünschten Ereignissen, die üblicherweise mit einer zytotoxischen Chemotherapie in Verbindung gebracht werden.
Die Zulassung von Zytiga® stellt einen deutlichen Fortschritt in der Therapie von Männern mit metastasiertem
kastrationsresistentem Prostatakarzinom dar, da deren Prognose häufig auch bei zunächst gutem
Ansprechen der konventionellen Anti-Hormontherapie durch die Entwicklung einer Kastrationsresistenz
verschlechtert wird. Denn in diesem Stadium sind die bisher verfügbaren Anti-Androgene und
LHRH-Analoga nicht mehr ausreichend wirksam, obwohl die Androgenspiegel unter der Kastrationsgrenze
liegen.
Kastrationsresistentes Prostatakarzinom
Für das Prostatakarzinom, das auf die konventionelle Anti-Hormontherapie nicht mehr anspricht, gab es in der Vergangenheit verschiedene Bezeichnungen, unter anderen hormonrefraktäres Prostatakarzinom (HRPC). Heute ist jedoch bekannt, dass die Tumorzellen in diesem Stadium nach wie vor empfindlich auf Androgene reagieren, obwohl deren Spiegel unter der Kastrationsgrenze liegen. Daher wurde der Begriff HRPC inzwischen durch kastrationsresistentes Prostatakarzinom (CRPC) ersetzt.
Der Kastrationsresistenz liegen vermutlich mehrere Mechanismen zu Grunde [5]. Zu ihnen gehören
beispielsweise die Amplifikation und Überexpression des Androgenrezeptors, die eine Hypersensitivität
zur Folge haben können. Des Weiteren sind Mutationen in der Lage, die Funktionalität des
Androgenrezeptors zu verändern und so zum Beispiel die Wirksamkeit der Anti-Androgene zu
beeinträchtigen. Außerdem unterdrückt die Androgendeprivation, etwa mittels Orchiektomie oder
Behandlung mit LHRH-Analoga, nur die Androgenproduktion durch die Hoden, doch bis zu 10% der
Androgenproduktion findet in der Nebenniere statt und bleibt erhalten. Darüber hinaus erlangen
die Tumorzellen beim CRPC oft selbst die Fähigkeit, Androgene zu produzieren.
Wirkmechanismus
Zytiga® (Abirateronacetat) ist ein steroidaler Androgen-Biosynthese-Inhibitor.
Sein aktiver Metabolit, Abirateron, unterdrückt die Androgenproduktion in Hoden, Nebenniere und
Tumorgewebe, indem er selektiv CYP17 inhibiert [1]. Das Enzym wird in den Hoden, der Nebenniere
und im Tumorgewebe produziert und katalysiert über die CYP17-17a-Hydroxylase und die CYP17-C17,20-Lyase
zwei nacheinander geschaltete, jedoch voneinander unabhängig regulierte Schritte bei der Androgenproduktion.
Durch Gabe des acetylierten Prodrugs, Abirateronacetat, lässt sich die Bioverfügbarkeit erhöhen.
Im Körper findet eine schnelle Metabolisierung zu Abirateron statt. Abirateronacetat wird in Kombination
mit niedrig dosiertem Prednison oder Prednisolon verabreicht, um aus dem Wirkmechanismus
resultierende potentielle mineralkortikoide Nebenwirkungen zu reduzieren.
US-Zulassung
Bereits im April 2011 wurda das Medikament in Kombination mit Prednison zur Behandlung von Patienten mit
metastasiertem, kastrationsresistenten Prostatakrebs, die sich zuvor einer Chemotherapie mit
Docetaxel unterzogen hatten, zugelassen.
Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Referenzen:
[1] Aktuelle Fachinformation Zytiga®
[2] de Bono JS, et al. Abiraterone and Increased Survival in Metastatic Prostate Cancer.
N Engl J Med. 2011;364(21):1995-2005
[3] Scher HI, et al. Evaluation of circulating tumor cell (CTC) enumeration as an efficacy
response biomarker of overall survival (OS) in metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC):
Planned final analysis (FA) of COU-AA-301, a randomized double-blind, placebo-controlled phase III study
of abiraterone acetate (AA) plus low-dose prednisone (P) post docetaxel. J Clin Oncol 2011; 29 (suppl):
Abstract LBA4517 (oral presentation)
[4] Logothetis C, et al. Effect of abiraterone acetate (AA)
on pain control and skeletal-related events (SRE) in patients (pts) with metastatic castration-resistant
prostate cancer (mCRPC) post docetaxel (D): Results from the COU-AA-301 phase III study.
J Clin Oncol 2011; 29 (suppl): Abstract 4520 (oral presentation)
[5] Guidelines on Prostate Cancer. European Association of Urology 2011:
www.uroweb.org/gls/pdf/08_Prostate_Cancer July 6th.pdf, Zugriff am 26.08.2011
September 2011 |
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