Die aktuelle Version der S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom rät mit Empfehlungsgrad B, dass einem nicht oder gering symptomatischen Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC), der sich gegen ein abwartendes Verhalten und für die Umstellung der Behandlung entschieden hat, als Erstlinientherapie Abirateron (aktiver Metabolit von Abirateronacetat) angeboten werden sollte [1]. Zu Docetaxel und zu Sipuleucel-T, welches nur bei fehlendem Nachweis viszeraler Metastasen empfohlen wird, gibt es eine „kann“-Empfehlung mit Empfehlungsgrad 0 bei diesen Patienten. „Mit Abirateron wurde jetzt in der S3-Leitlinie eine Erstlinientherapie für mCRPC-Patienten aufgenommen, die in Deutschland seit Ende 2012 zugelassen ist. Neben den guten Ergebnissen aus der Zulassungsstudie COU-AA-302 [2, 3] ist dies eine weitere Bestätigung des Einsatzes von Abirateron bei dieser Indikation“, betonte Prof. Dr. Kurt Miller (Berlin).
Signifikante Verlängerung des Überlebens in finaler Analyse
In der Phase-III-Studie COU-AA-302 hatten 1.088 nicht oder mild symptomatische mCRPC-Patienten,
bei denen eine Chemotherapie noch nicht indiziert war, Abirateroncetat (n=546) oder Placebo (n=542) –
je plus Prednison/Prednisolon – (Abirateron vs. Placebo) erhalten [2, 3]. Laut Miller lag das Gesamtüberleben
in der finalen Analyse, die nach einem medianen Follow-up von 49,4 Monaten erfolgte und Ende September
beim diesjährigen Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) vorgestellt wurde, unter
Abirateron vs. Placebo bei 34,7 vs. 30,3 Monaten [2]. Die Teilnehmer unter Abirateron lebten somit im
Median 4,4 Monate länger, das relative Risiko zu versterben wurde um 20% reduziert, der Unterschied
war signifikant (Hazard Ratio (HR) 0,80), p=0,0027, vorgegebenes Signifikanzniveau: p=0,0384).
„Die Signifikanz wurde erreicht, obwohl 44% der Patienten im Placebo-Arm – wie vom Protokoll
vorgesehen, beispielsweise aufgrund eines Progresses – zu Abirateron wechselten“, hob Miller
hervor [2].
Siginfikante Überlegenheit bei weiteren Endpunkten
Zuvor, in der letzten geplanten, dritten Interimsanalyse, hatte Abirateron bereits das radiologisch
progressionsfreie Überleben – wie das Gesamtüberleben ein koprimärer Endpunkt - im Vergleich zu
Placebo signifikant von im Median 8,2 auf 16,5 Monate (HR 0,52, p<0,0001) verlängert [3]. Zudem war
Abirateron vs. Placebo bei allen sekundären Endpunkten überlegen gewesen: So verzögerte es die
mediane Zeit bis zum Beginn der Chemotherapie (p<0,0001), bis zum Beginn der Opiattherapie (p=0,0002),
bis zum PSA-Progress (p<0,0001) und bis zur Verschlechterung des ECOG-Status (Eastern Cooperative
Oncology Group) (p=0,005) signifikant. Das mediane Gesamtüberleben hatte bei 35,3 (Abirateron)
vs. 30,1 (Placebo) Monaten (HR 0,79, p=0,0151, Follow-up median 27,1 Monate) gelegen. „Es zeigte
sich ein starker Trend für eine Überlegenheit, doch hier erreichte der Unterschied das für diese
Analyse vorgegebene Signifikanzniveau von p=0,0035 noch nicht“, erläuterte Miller [3].
Früher Beginn der Abirateron-Therapie?
Nach seinen Angaben profitieren die Patienten womöglich besonders, wenn sie Abirateron früh
im Rahmen der Indikation erhalten [4]. Denn gemäß einer Post-hoc-Analyse der Daten aus der dritten
Interimsanalyse konnte Abirateron gegenüber Placebo – anders als in der Gesamtgruppe in dieser
Analyse – in der Günstige-Prognose-Gruppe, die aus 560 Patienten mit niedrigem PSA-Wert Quelle: Pressekonferenz „Neue Daten zu Zytiga®, Aktualisierung der S3-Leitlinie“, am 02.10.2014 in Düsseldorf.
Veranstalter: Janssen-Cilag. Referenzen:
(≤114 ng/ml)
und ohne tumorbedingte Schmerzen (Brief Pain Inventory Short Form, Frage 3: Score 0-1) bestand,
die Sterblichkeit signifikant reduzieren (HR 0,608, p=0,0016). Nach Auswertung der Kaplan-Meier-Kurven
lebten in dieser Gruppe nach 36 Monaten unter Abirateron noch etwa 70% der Männer. „Das könnte
dafür sprechen, Abirateron nach Versagen der Androgendeprivation bereits einzusetzen, wenn der
Patient noch einen niedrigen bzw. mäßig erhöhten PSA-Wert und noch keine Schmerzen hat“, hob
Miller hervor [4]. Der Androgenbiosynthese-Hemmer hatte im Dezember 2012 basierend auf der
Studie COU-AA-302 die Indikationserweiterung erhalten für die Behandlung in Kombination mit
Prednison/Prednisolon von nicht oder mild symptomatischen mCRPC-Patienten, bei denen nach
Versagen der Androgendeprivation eine Chemotherapie noch nicht klinisch indiziert ist [5].
[1] Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur
Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Version 2.2 – 2.
Aktualisierung 2014. Konsultationsfassung 2014
[2] Ryan CJ, et al. 2014. Final overall survival (OS) analysis of COU-AA-302, a randomized
phase 3 study of abiraterone acetate (AA) in metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC)
patients (pts) without prior chemotherapy. ESMO 2014 Congress, Madrid, Spanien, 26.-30.9.2014: Abstr 5936
[3] Rathkopf DE, et al. 2014. Updated Interim Efficacy Analysis and Long-term Safety of
Abiraterone Acetate in Metastatic Castration-resistant Prostate Cancer Patients Without Prior
Chemotherapy (COU-AA-302). Eur Urol. 2014 Mar 6. pii: S0302-2838(14)00185-7.
doi: 10.1016/j.eururo.2014.02.056. [Epub ahead of print]
[4] Dossier zur Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V: Janssen-Cilag GmbH, Abirateronacetat (Zytiga®),
Modul 4 A. Stand 14.01.2013: www.g-ba.de/informationen/nutzenbewertung/60/
[5] Aktuelle Fachinformation Zytiga®.
Quelle: Janssen-Cilag GmbH
Oktober 2014 |
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