Brustkrebs bei Männern ist eine seltene Erkrankung: Pro Jahr erhalten nur etwa 700 Männer
diese Diagnose. Betroffene profitieren von den umfangreichen Erfahrungen mit der Versorgung
weiblicher Brustkrebspatientinnen an spezialisierten Brustzentren. Ärzte und Pflegekräfte
sehen jedoch Verbesserungsbedarf bezüglich spezifischer Belange von Männern mit Brustkrebs,
wie eine aktuelle Studie der Universitätsklinik Bonn ergab.
Hochentwickelte Versorgungsinfrastruktur für Männer
Die Behandlung der Männer findet zum großen Teil in den Brustzentren statt, in denen betroffene
Frauen behandelt werden.
Die Therapie des männlichen Mammakarzinoms orientiert sich weitgehend an den medizinischen
Richtlinien zur Behandlung des weiblichen Brustkrebses. Laut einer aktuellen Studie unter
Federführung der Universitätsklinik Bonn sind damit nach Einschätzung der Teilnehmer die
männlichen Patienten mit dieser seltenen Erkrankung medizinisch gut versorgt. Unsicherheiten
gibt es jedoch bei spezifischen Fragestellungen und Bedürfnissen von Männern mit Brustkrebs.
Fachleute sehen in manchen Bereichen Anpassungsbedarf
In der Studie wurden die Berufsgruppen, die an der medizinischen Versorgung von
Männern mit Brustkrebs beteiligt sind, anhand von strukturierten Interviews nach ihren
Erfahrungen und Einschätzungen gefragt. Jenseits der Therapie in den spezialisierten
Brustzentren berichteten beispielsweise Hausärzte und Urologen im ambulanten Bereich
sowie Pflegekräfte von Unklarheiten und Wissenslücken im Umgang mit betroffenen Männern,
etwa zur Behandlung von besonderen Medikamenten-Nebenwirkungen beim Mann, zur Abrechnung
der Behandlung oder zu fachärztlichen Zuständigkeiten. So sind sich Hausärzte bei einem
positiven Tastbefund zum Teil unsicher, wodurch es zu Überweisungen an Dermatologen oder
Urologen kommen kann. Mangelnde praktische Erfahrung mit der Diagnose „Brustkrebs beim
Mann“ wurde wegen der Seltenheit der Erkrankung sogar von Senologen, also von Experten
für die weibliche Brust, berichtet. Auch im Bereich der Rehabilitation sahen einige
der Befragten noch Versorgungslücken. Die meisten Befragten wünschten sich neben mehr
Fortbildungsmöglichkeiten zum Thema auch eine verbesserte Patientenaufklärung und
Öffentlichkeitsarbeit.
Wo bekommen Betroffene Unterstützung?
Unterstützungsangebote wie Brustkrebs-Selbsthilfegruppen, die sich an Frauen richten,
werden von Männern selten genutzt. Peter Jurmeister ist Vorsitzender der
Selbsthilfeorganisation Netzwerk Männer mit Brustkrebs e.V.
www.brustkrebs-beim-mann.de ,
die sich speziell an betroffene Männer richtet. Er berichtet hierzu: „Es wird immer wieder
betont, dass die Behandlung der Männer mit Brustkrebs nur wenig Probleme bereitet, weil
sie analog den Patientinnen behandelt werden. Genau das ist es aber, was männliche
Patienten zusätzlich verunsichert, zumal es geschlechtsspezifische Behandlungen für
Männer praktisch nicht gibt."
Unterstützung erhalten betroffene Männer auch beim Krebsinformationsdienst des
Deutschen Krebsforschungszentrums. „Der Krebsinformationsdienst bietet Männern mit
Brustkrebs oder mit einem familiär erhöhten Risiko für eine solche Erkrankung einen
schnellen und unkomplizierten Zugang zu spezifischen Informationen. Wir informieren
über Besonderheiten bei der Diagnostik, Therapie und Nachsorge und nennen spezialisierte
Ansprechpartner“, erläutert Dr. Susanne Weg-Remers, die Leiterin des Krebsinformationsdienstes.
Die Ärztinnen und Ärzte des Dienstes sind täglich von 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr unter der
kostenfreien Telefonnummer 0800-420 30 40 oder per Email unter
krebsinformationsdienst@dkfz.de erreichbar.
Ernstmann N, et al. 2020. Brustkrebs beim Mann. Gesundheitswesen 82:614-619.
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum www.dkfz.de
Oktober 2020 |
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