VEGF(R)-Inhibitoren haben entscheidend dazu beigetragen, die Prognose von Patienten mit mRCC zu verbessern [1,2,5,6]. Trotz der Zulassung von Kombinationstherapien mit Checkpoint- Inhibitoren (CPI) sind VEGF(R)-Inhibitoren aus der mRCC-Erstlinienbehandlung nicht wegzudenken. Tivozanib, das seit August 2017 zugelassen ist, gilt als VEGFR-Inhibitor der dritten Generation. Seine Zulassung umfasst die Erstlinientherapie bei erwachsenen Patienten mit mRCC sowie die Therapie bei erwachsenen Patienten, die noch nicht mit VEGFR- und mTORSignalweginhibitoren behandelt wurden und bei denen es nach einer vorherigen Cytokin- Therapie für mRCC zur Krankheitsprogression kam [7,8].
Leitlinienaktualisierung: IMDC-Stratifizierung entscheidend für die Erstlinie
Die Bedeutung von VEGF(R)-Inhibitoren wird in den 2020 aktualisierten S3- und Onkopedia-
Leitlinien für RCC betont. Beide Leitlinien empfehlen VEGF(R)-Inhibitoren in der Erstlinie,
wenn eine CPI-basierte Kombinationstherapie nicht möglich ist [1,2]. Ein weiteres Entscheidungskriterium
ist das individuelle Prognoserisiko der Patienten, das mittels IMDC[a]-
Risikoscore ermittelt werden kann. So empfiehlt die Onkopedia-Leitlinie Tivozanib für die
Erstlinie bei einem niedrigen Progressionsrisiko [1]. Die S3-Leitlinie spricht Tivozanib sowohl bei
einer günstigen als auch intermediären Risikoklasse eine Empfehlung aus (Empfehlungsgrad
A bzw. B) [2]. Entscheidend für diese Empfehlungen waren die Ergebnisse der TIVO-1-Zulassungsstudie.
Bis zu sechs Monate längeres PFS
In der kontrollierten, multizentrischen, internationalen, offenen und randomisierten Phase-IIIStudie
TIVO-1 konnte gezeigt werden, dass Tivozanib im Vergleich zu Sorafenib das PFS der
mRCC-Patienten signifikant verlängert: Die Gesamtpopulation erreichte unter Tivozanib ein
PFS von 11,9 Monaten (95%-KI: 9,3–14,7 Monate) vs. 9,1 Monate (95%-KI: 7,3–9,5
Monate) unter Sorafenib. Dabei reduzierte Tivozanib das Progressionsrisiko um rund 20%
(HR:0,797; 95%-KI: I0,639–0,993; p=0,042) [3].
Noch mehr profitierten nicht vorbehandelte sowie Good-Risk-Patienten: Erstere überlebten mit
Tivozanib mehr als drei Monate länger progressionsfrei (12,7 Monate vs. 9,1 Monate unter
Sorafenib), wodurch sich das Progressionsrisiko signifikant um 25 % reduzierte (HR:0,756;
95%-KI:0,580–0,985; p=0,037). Patienten mit einer günstigen Prognose (gemäß MSKCC[b]-
Score) erreichten sogar ein medianes PFS von 16,7 Monaten und überlebten damit ein halbes
Jahr länger ohne Progression als Patienten, die Sorafenib erhielten (10,8 Monate). Für diese
Patienten verringerte Tivozanib das Progressionsrisiko ebenfalls signifikant um 41%
(HR:0,590; 95%-KI: 0,378–0,921; p=0,018) [3]. Die Ansprechrate im Tivozanib-Arm fiel zudem mit
33,1% signifikant höher aus; im Sorafenib-Arm betrug diese nur 23,3% (p=0,014) [3].
Länger und besser verträglich
Darüber hinaus war in der Zulassungsstudie die Therapie mit Tivozanib trotz längerer
medianer Behandlungsdauer (12,0 vs. 9,5 Monate) verträglicher als die Therapie mit
Sorafenib: Weniger Patienten hatten Nebenwirkungen vom Grad=3 (61 vs. 70%), wodurch
es zu signifikant (p<0,001) weniger Therapieunterbrechungen (19 vs. 36%, p<0,001) und
Dosisreduktionen (14 % vs. 43%, p<0,001) kam [3].
Diese überlegene Verträglichkeit beruht insbesondere darauf, dass Tivozanib die höchste Selektivität zu den drei VEGF-Rezeptoren VEGFR-1 bis -3 hat und diese bereits in niedrigen Konzentrationen inhibiert [9,10,11]. Gleichzeitig ist seine Affinität zu anderen Kinasen wie c-Kit und PDGFR-ß sehr gering [3,7,8]. So werden mit Tivozanib TKI-typische Off-Target-Effekte vermieden [3,10].br
Bestes Wirkungs-Nebenwirkungsverhältnis
Die überlegene Verträglichkeit zeigte sich auch in einer Netzwerk-Metaanalyse. In dieser
wurden die Ergebnisse von zwölf randomisierten Phase-II/III-Studien einbezogen und anhand
der PFS-Daten die Wirksamkeit der für die mRCC-Erstlinientherapie zugelassenen VEGF(R)-TKI
bewertet. Die Verträglichkeit wurde über den Anteil der Patienten, die Nebenwirkungen
vom Grad 3 oder 4 hatten, beurteilt [4].
Die Metaanalyse zeigte, dass sich die TKI hinsichtlich ihrer Wirksamkeit nicht signifikant unterscheiden. Allerdings wies Tivozanib im Vergleich zu anderen VEGF(R)-Inhibitoren die signifikant geringsten Grad-3/4-Nebenwirkungen auf. So bietet Tivozanib die vorteilhafteste Wirkungs-Nebenwirkungs-Relation im Rahmen dieser Behandlungsoption [4].
[a] IMDC: International Metastatic RCC Database Consortium
▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Dies ermöglicht eine schnelle Identifizierung neuer
Erkenntnisse über die Sicherheit. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer
Nebenwirkung zu melden. Hinweise zur Meldung von Nebenwirkungen, siehe Fachinformation.
[b] MSKCC: Memorial Sloan Kettering Cancer Center
Quellenangaben:
Quelle: Eusa Pharma GmbH
[1] Bergmann L, et al. Onkopedia Leitlinie „Nierenzellkarzinom (Hypernephrom)“. Stand: Mai
2020.
[2] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF):
Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Langversion 2.0, 2020,
AWMF Registernummer: 043/017OL.
[3] Motzer RJ, et al. J Clin Oncol. 2013; 31:3791-3799.
[4] Manz KM, et al. Adv Ther. 2020; 37(2):730-744.
[5] Rodriguez-Vida A, et al. ESMO Open. 2017; 2(2):e000185.
[6] Escudier B, et al. Ann Oncol. 2019; 30: 706-720.
[7] Fachinformation FOTIVDA, aktueller Stand.
[8] Salgia NJ, Zengin ZB, Pal SK. Ther Adv Med Oncol. 2020; 12:1758835920923818.
[9] Fogli S, et al. Review Cancer Treat Rev. 2020; 84:101966.
[10] Bhargava P, Robinson MO. Curr Oncol Rep. 2011; 13:103–11.
[11] Vázquez Estévez S, et al. Review Clin Transl Oncol. 2020; 22(9):1565-1579.
November 2020
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