Die randomisierte klinische Open-Label-Studie CARD [1] bestätigt die Wirksamkeit und Sicherheit von Cabazitaxel (Jevtana®) als effektive Therapie beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) nach Vorbehandlung mit Docetaxel und einer gegen den Androgenrezeptor gerichteten Substanz (ARTA). Im direkten Vergleich mit einer zweiten ARTA-Therapie im Wechsel zur ersten Hormontherapie war die Weiterbehandlung mit Cabazitaxel konsistent signifikant überlegen – und das bei allen Wirksamkeitsendpunkten und in allen geplanten Subgruppenauswertungen. Cabazitaxel war gut handhabbar und die Inzidenz an Grad ≥3-Nebenwirkungen war nicht höher als unter ARTA-Therapie.
Cabazitaxel ist nach Docetaxel-Versagen eine lebensverlängernde Therapieoption für
Patienten mit mCRPC [2]. Die finalen Ergebnisse der CARD-Studie [1] untermauern dies auch
für Patienten, die mit Docetaxel und einer ARTA-Therapie vorbehandelt sind. Alle
Studienpatienten hatten in der Vorbehandlung Docetaxel und eine erste ARTA-Therapie
(Abirateron oder Enzalutamid) erhalten, auf die sie innerhalb von 12 Monaten
progredient wurden. Danach erhielten die Patienten jeweils die andere ARTA-Therapie
und im anderen Studienarm Cabazitaxel. Es handelte sich um ein typisches
Patientenkollektiv, erläuterte Prof. Gunhild von Amsberg, Universitätsklinik
Hamburg-Eppendorf, während einer Pressekonferenz von Sanofi Genzyme in Berlin.
Sie wies darauf hin, dass ein Drittel der Patienten in der Cabazitaxel-Gruppe
mindestens 75 Jahre alt war. Unerheblich für das Ergebnis war es, in welcher
Reihenfolge die Patienten Docetaxel und die erste ARTA-Therapie erhalten hatten.
Cabazitaxel verdoppelt radiografisches progressionsfreies Überleben im
Vergleich zu zweiter ARTA-Therapie
Die mediane radiografische progressionsfreie Überlebenszeit (rPFS) war primärer
Studienendpunkt und unter Cabazitaxel mehr als doppelt so lang wie unter einer
zweiten ARTA-Therapie (8,0 vs. 3,7 Monate, HR 0,54; p<0,001), betonte von Amsberg.
Beeindruckend sei, dass sich der rPFS-Vorteil in einen ebenfalls statistisch
signifikanten medianen Überlebensvorteil übertragen habe mit einer relativen
Reduktion des Sterberisikos im Cabazitaxel-Arm um 36 Prozent im Vergleich zur
zweiten ARTA-Therapie (HR 0,64; p=0,008). Dies, obwohl ein Drittel der Patienten
im ARTA-Studienarm nachfolgend – in der vierten Therapielinie – noch Cabazitaxel
erhalten hatte. Der signifikante rPFS-Vorteil bestätigte sich in allen vorab
definierten Subgruppen.
Signifikante Wirksamkeitsvorteile für Cabazitaxel zeigten sich auch bei dem
medianen PFS (HR 0,52; p<0,001), dem PSA-Ansprechen (p<0,001), dem objektiven
Tumoransprechen (p=0,004; RECIST1.1-Kriterien), dem Schmerzansprechen (p<0,0001)
und der Zeit bis zum Auftreten symptomatischer skelettaler Ereignisse (p=0,05).
Die Inzidenz unerwünschter Nebenwirkungen von mindestens Grad 3 (56,3 Prozent
vs. 52,4 Prozent) sowie schwerwiegender unerwünschter Ereignisse
(38,9 Prozent vs. 38,7 Prozent) war unter Cabazitaxel bzw. ARTA-Therapie
jeweils vergleichbar. Die Rate therapiebedingter Todesfälle lag unter Cabazitaxel
deutlich niedriger (5,6 Prozent vs. 11,3 Prozent).
CARD-Studie: Cabazitaxel einer zweiten ARTA überlegen
Laut von Amsberg bestätigen die Ergebnisse Cabazitaxel nach Docetaxel- und
ARTA-Versagen als wirksame Drittlinientherapie, die einer zweiten ARTA-Therapie
klar überlegen ist. Die CARD-Studie untermauere die zahlreichen retrospektiven
Untersuchungen [3-6], die bereits darauf hingewiesen haben, dass zwischen Abirateron
und Enzalutamid eine Kreuzresistenz besteht, die sich auch durch eine
zwischengeschaltete Chemotherapie mit Docetaxel nicht rückgängig machen lasse,
so von Amsberg.
Für die Therapiesequenz im mCRPC-Stadium empfiehlt von Amsberg, bei
Chemotherapie-fitten Patienten nicht auf den Einsatz von Cabazitaxel zu
verzichten und die Substanz rechtzeitig einzusetzen. Cabazitaxel sei eine
wirksame und gut handhabbare Therapieoption [2]. Waren Patienten nach
Docetaxel-Versagen bereits auf eine erste ARTA-Therapie progredient,
sei Cabazitaxel aufgrund der Kreuzresistenzen zwischen den ARTAs einer
zweiten ARTA-Therapie überlegen. Kriterien für den frühzeitigen Einsatz
einer Chemotherapie in der Kastrationsresistenz seien zudem der Nachweis
von Lebermetastasen, eine tumorbedingte Symptomatik sowie prognostisch
ungünstige Laborparameter wie eine kurze PSA-Verdoppelungszeit oder ein
hoher LDH- und/oder ALP-Serumwert [7]. Hier empfiehlt von Amsberg, Cabazitaxel
frühzeitig nach Docetaxel-Versagen einzusetzen. Bei Hinweisen auf eine Trans-
oder Entdifferenzierung sei zudem eine weitere histologische Abklärung
erforderlich.
Fazit für den klinischen Alltag
Die Therapiesequenz sollte bei Chemotherapie-fitten mCRPC-Patienten Cabazitaxel als wichtige lebensverlängernde Option beinhalten. Denn nach ARTA-Versagen ist Cabazitaxel einer zweiten ARTA-Therapie klar überlegen [1].
Referenzen
[1] De Wit R, et al. 2019. N Engl J Med 30:10.1056/nejmoa1911206.
[2] de Bono JS, et al. 2010. Lancet 376:1147-1154. / TROPIC
[3] Loriot Y, et al. 2013. Ann Oncol 24:1807-12.
[4] Maines F, et al. 2015. Crit Rev Oncol Hematol 96:498-506.
[5] Attard G, et al. 2018. JCO 36: 2639-46.
[6] Oh WK, et al. 2018. Urol Oncol Nov 36(11):500.e1-500.e9.
[7] Maroto P, et al. 2016. Crit Rev Oncol Hematol 100:127-136.
Quelle: Fachpresse-Workshop „11. Expertise Prostata“ am 18.02.2020 in Berlin. Veranstalter: Sanofi Deutschland
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