Bereits 2018 und 2019 hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht, ob der Wirkstoff Enzalutamid erwachsenen Männern mit nicht metastasiertem, kastrationsresistentem Hochrisiko-Prostatakarzinom einen Vorteil gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie bietet, also gegenüber einem abwartenden Vorgehen unter Beibehaltung der konventionellen Androgendeprivationstherapie (ADT). Auf Basis des ersten und zweiten Datenschnitts der Studie PROSPER war ein Zusatznutzen nicht belegt. Da die Studie noch lief, hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) seinen entsprechenden Beschluss befristet. Nach Ablauf der Frist wurde der Wirkstoff auf Basis des dritten Datenschnitts der mittlerweile abgeschlossenen Studie erneut bewertet. Nun gibt es einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen – vor allem wegen des längeren Gesamtüberlebens bei einer Behandlung mit Enzalutamid.
Neue Daten zur Bewertung von Mortalität und Nebenwirkungen
Für die Morbidität und gesundheitsbezogene Lebensqualität ergaben sich
gegenüber der Erstbewertung keine neuen Erkenntnisse - das Ergebnis der Bewertung
für diese Endpunkte hat sich nicht verändert: Ein Zusatznutzen ist jeweils nicht belegt.
In der Endpunktkategorie Mortalität gibt es auf Basis des dritten Datenschnitts nunmehr einen
Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen: Im Enzalutamid-Arm überlebten
die Patienten im Mittel deutlich länger als im Vergleichsarm.
Nebenwirkungen: Bei den Erkrankungen der Nieren und
Harnwege ergibt sich ein Anhaltspunkt für einen erheblichen Vorteil von Enzalutamid, wobei
nicht ganz klar ist, ob es sich wirklich um Nebenwirkungen der Behandlung oder um Symptome
der Erkrankung handelt. Und bei vier weiteren spezifischen Nebenwirkungen gibt es Anhaltspunkte
für Nachteile des Wirkstoffs gegenüber dem Abwarten unter Fortführung der ADT, im Ausmaß
gering bis beträchtlich. Diese Nachteile stellen die Vorteile, insbesondere das längere
Gesamtüberleben, aber nicht infrage, sodass aus der Bewertung insgesamt ein Anhaltspunkt
für einen beträchtlichen Zusatznutzen von Enzalutamid gegenüber der zweckmäßigen
Vergleichstherapie resultiert.
Direkter Vergleich der drei Substanzen Apalutamid, Darolutamid, Enzalutamid sinnvoll
Für die Behandlung von Männern mit nicht metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom,
die ein hohes Risiko für Metastasenbildung haben, gibt es neben Enzalutamid noch zwei weitere
Wirkstoffe: Apalutamid und Darolutamid.
Bei Apalutamid, das kürzlich von IQWiG wegen einer Befristung des ersten G-BA-Beschlusses neu
bewertet wurde, zeigte sich ein Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen gegenüber Abwarten
unter Beibehaltung der bestehenden konventionellen ADT. Die erste Bewertung von Darolutamid ergab
ebenfalls einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen. Insofern wäre spätestens jetzt
eine Studie sinnvoll, die diese Wirkstoffe nicht mit einem Abwarten unter Fortführung der ADT,
sondern direkt miteinander vergleicht.
IQWiQ
18. August 2020 |
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