Aufgrund neuer Zulassungen von Immuncheckpoint-Inhibitoren wurden die Empfehlungen zur Systemtherapie des
metastasierten Urothelkarzinoms überarbeitet und aktualisiert.
Die Therapieempfehlungen für Patienten mit einem metastasierten Urothelkarzinom in der Erst- und Zweitlinientherapie
haben sich grundlegend geändert. In der Erstlinie bleibt die cisplatinbasierte Kombinations-Chemotherapie nach
wie vor der Standard. Allerdings kann diese Therapieform nicht immer zur Anwendung kommen, insbesondere bei
Patienten mit Nierenfunktionsminderung, Herzinsuffizienzen oder neurologischen Störungen. „Für diese besondere
Patientengruppe, die für eine cisplatinbasierte Chemotherapie nicht geeignet sind, können nun Immuncheckpoint-Inhibitoren
eingesetzt werden, wenn die Tumorzellen PD-L1 exprimieren. Durch die neuen Checkpoint-Inhibitoren wird das
körpereigene Immunsystem wieder aktiviert, zugleich kann das Wachstum der Tumorzellen verhindert werden“,
erklärt Prof. Dr. Margitta Retz vom Klinikum rechts der Isar München. Gemeinsam mit Prof. Dr. Jürgen Gschwend
koordinierte sie die Überarbeitung der S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom.
Die Leitlinie umfasst nun auch neue Empfehlungen zur Immuntherapie in der Zweitlinie für metastasierte
Urothelkarzinom-Patienten mit Tumorprogression nach bzw. unter platinhaltiger Chemotherapie. „Die
Immuntherapie ist ein neuer Standard in der Zweitlinienbehandlung und eröffnet für Betroffene nun
neue Therapiemöglichkeiten. Wichtig ist eine ausführliche Aufklärung der Patientinnen und Patienten
vor Therapiebeginn über die Nebenwirkungen, die selbst Monate nach der Behandlung auftreten können“,
berichtet Prof. Dr. Jürgen Gschwend.
In Deutschland erkrankten im Jahr 2016 etwa 30.000 Menschen neu an einem Harnblasentumor, wobei
Männer häufiger betroffen sind als Frauen (Robert Koch-Institut, „Krebs in Deutschland für 2015/2016“).
In der Uroonkologie ist das Harnblasenkarzinom der zweithäufigste Tumor. Die Erkrankung tritt mit
zunehmendem Alter auf: Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei über 70 Jahren. Aufgrund der immer
älter werdenden Bevölkerung gehen Experten deshalb davon aus, dass die Anzahl der Neuerkrankungen
in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Bei Harnblasenkrebs handelt es sich überwiegend um
Urothelkarzinome, die gleichzeitig an mehreren Stellen der Blase und an den ableitenden Harnwegen
vorkommen können. Aktiv- und Passivrauchen sind die wichtigsten Risikofaktoren.
An der S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms
waren 31 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Die Leitlinie ist auf dieser Webseite
abrufbar:
www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/harnblasenkarzinom/
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und
iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen:
www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
Das Leitlinienprogramm Onkologie (OL)
Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patient*innen
zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches
Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die
Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich mit dem im Februar 2008
gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und
Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien
in der Onkologie zu fördern und zu unterstützen. Mittlerweile umfasst das Leitlinienprogramm 26 S3-Leitlinien,
die zu einem großen Teil auch als laienverständliche Patientenleitlinien vorliegen.
Mehr unter: www.leitlinienprogramm-onkologie.de
Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft e.V.
April 2020 |
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