Das primäre Therapieziel beim nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom
ist eine Verlängerung des metastasenfreien Überlebens (MFS) bei möglichst gleichzeitigem
Erhalt der Lebensqualität. Mit Nubeqa® (Darolutamid) steht jetzt ein neuer nicht-steroidaler
Androgen-Rezeptor-Inhibitor (ARI) zur Verfügung, der sich aufgrund seiner besonderen
chemischen Struktur deutlich von bisher verfügbaren Substanzen [1] unterscheidet. Weil
Darolutamid die Blut-Hirn-Schranke kaum überwindet und zusätzlich ein geringes
Interaktionspotenzial hat, bietet der Wirkstoff klare Vorteile für die Patienten:
Neben der guten Wirksamkeit belegen die Ergebnisse der Zulassungsstudie ARAMIS [2] eine
hohe Sicherheit und gute Verträglichkeit. Das Nebenwirkungsprofil ist Placebo-ähnlich,
Arzneimittelinteraktionen sind selten. Darolutamid kann beispielsweise parallel zu
Antikoagulanzien, Analgetika, Antithrombotika, Herzglykosiden und vielen weiteren
Substanzgruppen eingenommen werden, was für die meist komorbiden Patienten von hoher
Relevanz ist. Damit deckt Darolutamid, das in Deutschland gemeinschaftlich von Bayer
und Orion Pharma vertrieben wird, einen wichtigen medizinischen Bedarf in der
Versorgung von Patienten im nicht-metastasierten Krankheitsstadium.
Darolutamid wird bereits in den aktuellen Prostatakarzinom-Leitlinien der European Association
of Urology (EAU) zur Behandlung des nmCRPC empfohlen. Dabei wird darauf hingewiesen, dass
in diesem asymptomatischen Patientenkollektiv insbesondere auf die Nebenwirkungen geachtet
werden und die Patienten dahingehend aufgeklärt werden sollen [3].
Darolutamid als unübertroffene Therapieoption beim nmCRPC
Die EU-Zulassung von Nubeqa erfolgte auf Basis der randomisierten, multizentrischen,
doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie ARAMIS [2]. Sie belegt die Wirksamkeit
und Sicherheit von Darolutamid bei Patienten mit nmCRPC, die mit einer Androgendeprivationstherapie (ADT)
behandelt wurden und bei denen ein hohes Risiko für die Entstehung von Fernmetastasen bestand,
definiert durch eine kurze PSA-Verdopplungszeit. Eingeschlossen wurden 1.509 Männer, die zusätzlich
zur ADT entweder 2x täglich 600 mg Darolutamid oder Placebo erhielten und im Verhältnis 2:1
zugunsten des Verum-Arms randomisiert wurden. Eine Stratifizierung erfolgte anhand der
PSA-Verdopplungszeit (≤6 vs. >6 Monate) und der Einnahme osteoprotektiver Medikation.
Im primären Wirksamkeitsendpunkt zeigte sich für Darolutamid plus ADT eine signifikante Verlängerung
des metastasenfreien Überlebens (MFS) um 40,4 vs. 18,4 Monate bei alleiniger ADT (mediane Werte; p <0,001).
Auch in Bezug auf die Gesamtüberlebensrate (overall survival, OS) lag zum Zeitpunkt der
ersten Datenauswertung ein positiver Trend vor, der in einer weiteren, finalen Analyse mit
statistischer Signifikanz bestätigt wurde. Darüber hinaus erwies sich die Therapie mit
Darolutamid in allen weiteren sekundären und explorativen Endpunkten als vorteilhaft gegenüber
Placebo: So war die Zeitdauer bis zur Schmerzprogression unter Darolutamid ebenso verlängert
(40,3 Monate vs. 25,4 Monate) wie das progressionsfreie Überleben (36,8 Monate vs. 14,8 Monate)
und die Zeitdauer bis zur PSA-Progression (33,2 Monate vs. 7,3 Monate). Zudem war Darolutamid mit
einem größeren Nutzen gegenüber Placebo verbunden, was die Zeitdauer bis zur Einleitung der
ersten zytotoxischen Chemotherapie sowie die Zeit bis zu den ersten symptomatischen Skelettereignissen
betraf.
Auch die gute Verträglichkeit und Sicherheit von Darolutamid konnte in der ARAMIS-Studie
belegt werden. Arzneimittelreaktionen traten selten auf. Die in beiden Gruppen am häufigsten
beobachtete Nebenwirkung war Fatigue alleine (12,1% im Darolutamid- und 8,7% im Placebo-Arm).
Das Risiko von Stürzen und Frakturen war mit jeweils 4,2% gering und ähnlich zum Placebo-Arm
(4,7% Stürze und 3,6% Frakturen). Im Vergleich zu anderen AR-Inhibitoren traten unter
Darolutamid weniger Arzneimittelinteraktionen auf. „Mit Darolutamid steht uns eine neue
Therapie zur Verfügung, die das Auftreten von Metastasen signifikant verzögert und
gleichzeitig weniger Nebenwirkungen und Interaktionen zeigt als andere Androgen-Rezeptor-Inhibitoren.
Darolutamid kann z.B. ohne Bedenken in Kombination mit häufig angewandten antikoagulatorisch
wirkenden Medikamenten gegeben werden, was angesichts der Polypharmazie beim typischerweise
komorbiden nmCRPC-Patienten ein großer Pluspunkt ist“, sagt Prof. Dr. med. Tilman Todenhöfer, Nürtingen.
Neuartige Molekülstruktur kann sich vorteilhaft auf Arzneimittelinteraktionen und den Erhalt kognitiver Funktionen auswirken
Diese positiven Ergebnisse können mit der neuartigen, polaren Molekularstruktur von Darolutamid
assoziiert werden, die sich stark von der anderer AR-Inhibitoren unterscheidet [1]. Sie ermöglicht
eine Bindung mit höherer Affinität an den Androgen-Rezeptor und zeigt eine vergleichsweise stärkere
antagonistische Wirkung [1]. Da Darolutamid hauptsächlich durch CYP3A4 – einem Isoenzym des Cytochrom P450 – in
der Leber metabolisiert wird, bleibt die Wirkung von parallel eingenommen Analgetika, Antithrombotika,
Herzglykosiden und vielen weiteren Substanzgruppen unbeeinflusst.
Ein weiterer entscheidender Vorteil dieser chemischen Struktur ist ihre geringe Gehirngängigkeit.
Grundlagen hierfür liefern präklinische Studien, die zeigen, dass Darolutamid die Blut-Hirn-Schranke
nur in geringem Maße überwindet und daher das zentrale Nervensystem (ZNS) weitestgehend geschützt
bleibt [4]. In vergleichenden Untersuchungen schnitt Darolutamid deutlich besser ab als
bisherige AR-Inhibitoren: Aufgrund der geringen ZNS-Gängigkeit war die Wirkstoffkonzentration
von Darolutamid im Gehirn um rund das 26- bzw. 46-fache niedriger als jene von Apalutamid bzw.
Enzalutamid [4].
An gesunden Probanden konnte inzwischen in einer Phase-I-Studie bei einer Einmalgabe gezeigt werden,
dass Darolutamid auch im Menschen die Blut-Hirn-Schranke nur geringfügig penetriert und zu keiner
Reduzierung des zerebralen Blutflusses in der grauen Gehirnsubstanz führt [5]. „Kognitive
Fähigkeiten der Patienten bleiben deshalb unter der Therapie mit Darolutamid unbeeinflusst
und das zentrale Nervensystem betreffende Nebenwirkungen können vermieden werden“, erklärt
Dr. med. Jörg Klier, Köln. „Für ältere Patienten, die kognitiv bereits eingeschränkt sind,
aber auch besonders für solche, die noch im Berufsleben stehen, ist geistige Fitness ein
wichtiger Aspekt der Lebensqualität. Ihnen bietet Darolutamid wichtige Vorteile.“
nmCRPC-Therapie: Hohe Relevanz für Prognose und Lebensqualität der Patienten
Etwa 2 bis 8% aller Prostatakarzinome entfallen auf das nmCRPC-Stadium. In dieser Phase der Erkrankung
schreitet der Krebs – trotz Absenkung der Testosteronmenge im Körper auf Kastrationsniveau – weiter
fort, ohne dass Fernmetastasen durch konventionelle Bildgebung nachweisbar sind. Ein Drittel der
Patienten mit nmCRPC trägt ein hohes Risiko, innerhalb der nächsten zwei Jahre Metastasen zu
entwickeln [6]. Auch die vom klinischen Stadium abhängige, jährliche Gesamtmortalitätsrate
steigt von 16% beim nmCRPC auf 56% bei vorliegender Metastasierung an [7].
Ein aussagekräftiger Parameter für die Krankheitsprogression und die Identifizierung dieser
Hochrisikopatienten ist die Verdopplungszeit des PSA-Wertes (PSADT). Bei 90% der Patienten
entwickeln sich Knochenmetastasen [8]. Diese schwerwiegende und oft schmerzhafte Komplikation
steht klinisch im Fokus, da sie die Lebensqualität stark reduziert, zu Komorbiditäten
(u.a. Frakturen, Rückenmarkskompression) führen und belastende Interventionen (z.B. Chemotherapie
und Operationen) nach sich ziehen kann. „Im Stadium des nmCRPC werden wichtige Weichen für
die weitere Prognose und Lebensqualität der Patienten gestellt“, sagt Prof. Dr. med. Andres Schrader, Münster.
„Darolutamid deckt einen relevanten medizinischen Bedarf, weil es das Auftreten von Metastasen
verzögert, das Mortalitätsrisiko verringert und gleichzeitig die Lebensqualität der meist
asymptomatischen Patienten erhält.“
„wertvollER“-Kampagne: Information, Austausch und Perspektive für Patienten mit Prostatakarzinom und Angehörige
Besonders bei einer schwerwiegenden Erkrankung wie Krebs ist die Aufklärung von Patienten und
Angehörigen ein wichtiges Thema. Die neue Informationskampagne „wertvollER“ von Bayer stellt
den Bedarf einer kontinuierlichen medizinischen Behandlung auch in symptomfreien Stadien und
die Bedeutung der Lebensqualität für eine aktive Teilhabe der Patienten in den Mittelpunkt.
Auf der Website www.wertvoll-er.de finden Patienten
und Angehörige in Kürze wissenswerte
Informationen rund um das Prostatakarzinom und Therapieoptionen in den unterschiedlichen
Stadien der Erkrankung. Patienten erhalten alltagsnahe Tipps für ein gutes Leben trotz
fortschreitendem Prostatakrebs, finden informatives Material zum Download sowie hilfreiche
Tools wie z.B. den Symptom-Fragebogen, einen Leitfaden für das Arztgespräch oder einen
Selbsttest zum nmCPRC.
Auf Facebook ( www.facebook.com/wertvollER.community/)
können sich Patienten und Angehörige zudem mit anderen Betroffenen austauschen und
wertvolle Erfahrungen im täglichen Umgang mit der Erkrankung teilen. Dabei stehen die
emotionalen Bedürfnisse, allem voran der Wunsch nach qualitativ wertvoller Lebenszeit,
im Themenfokus. „Eine gute Aufklärung der Patienten über die Möglichkeiten und Grenzen
der Behandlung von Prostatakrebs ist essentiell“, sagt Klier. „Dabei sollten auch
Familienangehörige angesprochen werden. Sie sind wichtige Ratgeber bei der Therapieentscheidung
und müssen in die Kommunikation mit dem Patienten integriert sein“.
Bayer: Nachhaltiges Engagement in der Prostatakrebstherapie
Bayer engagiert sich seit Jahren in der Therapie von Patienten mit fortschreitendem
Prostatakarzinom. Bereits seit 2013 ist mit Xofigo® (Radium-223-dichlorid) [a] eine ebenfalls
lebensverlängernde Therapie beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC)
in der EU zugelassen. Mit der Einführung von Darolutamid unterstreicht Bayer seinen Anspruch,
neue Behandlungsoptionen für Männer in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung zu entwickeln
und bereitzustellen. Parallel forscht das Unternehmen u.a. an der Therapie des metastasierten
hormonsensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC).
Literatur:
[1] Moilanen AM, et al. Sci Rep 2015; 5: 12007
[2] Fizazi K, et al. N Engl J Med 2019; 380:1235-1246
[3] https://uroweb.org/guideline/prostate-cancer/#6. (Zugriff: 26.03.2020)
[4] Zurth C, et al. J Clin Oncol 2018; 36:Suppl 6S: 345
[5] Williams S, et al. J Clin Oncol 2020; 38(suppl_6): 326
[6] Smith MR, et al. J Clin Oncol. 2013;31:3800–3806
[7] Scher HI, et al. PLoS ONE 2015;10:e0139440
[8] Frieling SJ, et al. (2015) Cancer Control, 22(1): 109-120
[a] Xofigo wird als Monotherapie oder in Kombination mit einem LHRH-Analogon
(LHRH: Luteinisierendes-Hormon-freisetzendes Hormon) zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit
metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) und symptomatischen Knochenmetastasen
ohne bekannte viszerale Metastasen angewendet, bei denen die Erkrankung nach Erhalt von mindestens
zwei vorausgehenden systemischen Therapielinien zur Behandlung des mCRPC (außer LHRH-Analoga)
fortschreitet, oder für die keine andere verfügbare systemische mCRPC-Therapie geeignet ist.
Quelle: Bayer AG
2. April 2020 |
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