In Deutschland leben rund 160.000 Menschen mit einem Stoma, das heißt einem künstlichen
Darm- oder Blasenausgang. Bis zu neun Millionen Menschen leiden hierzulande unter
Blasenfunktionsstörungen, von denen etwa 150.000 den so genannten intermittierenden,
also den immer wiederkehrenden Selbstkatheterismus (ISK) anwenden. Hierfür sind Hilfsmittel
wie spezielle Katheter notwendig.
Die Betroffenen sind auf verschiedene medizinische Hilfsmittel angewiesen, die von den
Krankenkassen bezahlt und in der Regel von spezialisierten Homecare-Unternehmen
geliefert werden. Die Hilfsmittel sind nicht nur medizinisch notwendig, sondern
ermöglichen den Patienten einen möglichst normalen Alltag und tragen dazu bei,
ihre Lebensqualität zu steigern.
In Versorgungsverträgen regeln die Krankenkassen mit den Hilfsmittelleistungserbringern
den Umfang und das Angebot an Produkten sowie die zugehörigen Leistungen wie
Beratung und Einweisung. Seit 2018 sind im sogenannten Hilfsmittelverzeichnis
auch Qualitätskriterien aufgeführt und aktualisiert worden. Erstmals sind dort
auch Mindestanforderungen an Dienstleistungen aufgeführt.
Dienstleistungs-Qualität und Produkt-Versorgung müssen kontrolliert werden
Obwohl mit dem neuen Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) Ausschreibungen zur
Hilfsmittelversorgung abgeschafft wurden, besteht in dem Bereich weiterhin hoher
Preisdruck – zum Nachteil der Patienten. „Wir erleben bei der Stomaversorgung,
dass die im Hilfsmittelverzeichnis festgelegten Anforderungen für die Dienstleistungen
teilweise nur zum Schein erfüllt werden, so dass man nicht von einer qualifizierten
Dienstleistung sprechen kann“, sagt Klaus Grunau von der Initiative Faktor
Lebensqualität. Die Qualitätssicherung der Krankenkassen sei in diesem Bereich
nur unzureichend. „Die festgelegten Mindestanforderungen existieren oft nur auf
dem Vertragspapier. Die Kassen kontrollieren die tatsächliche Einhaltung der
Vertragsinhalte derzeit viel zu wenig und vor allem auch nicht einheitlich.
Hier ist ein für alle gleiches Standardverfahren unbedingt notwendig. Nur so
kann letztlich auch für den Versicherten Klarheit geschaffen werden, bei
welchem Hilfsmittelleistungserbringer und bei welcher Kasse seine
Versorgungsansprüche richtig umgesetzt werden“, so Grunau.
Kostendruck schränkt freie Produktwahl ein
Die richtige Versorgung stärkt jedoch nicht nur die Lebensqualität des Patienten –
sie kommt auch dem gesamten Gesundheitssystem zugute. So können Komplikationen wie
Hautschädigungen, die Kontraktion des Stomas, Harnwegsinfekte bis hin zu
Bauchwandbrüchen und Schädigungen der Niere verhindert und unnötige Arztbesuche
vermieden werden.
Nur das Gesamtpaket aus richtigem Produkt – also dem individuell geeigneten
Produkt in der notwendigen Menge – und der Dienstleistung am Patienten kann
dies gewährleisten. Dabei hat der Patient Anspruch auf eine aufzahlungsfreie
Versorgung.
Versorger genießen Vertrauen bei den Patienten
Die Hilfsmittel-Versorger sind in der Lage, den Betroffenen eine intensive
Beratung und umfangreiche Dienstleistungen anzubieten, das belegt eine Umfrage
der Deutschen ILCO, der Solidargemeinschaft von Stomaträgern. Demnach leisten
bei Problemen mit dem Stoma in mehr als der Hälfte der Fälle (54,7%) die
Stomatherapeuten oder die Stomaberater der Leistungserbringer die benötigte
praktische Unterstützung. Kritisch angemerkt wird in der Vorstellung der
Ergebnisse, die in der ILCO-Praxis 4/18 publiziert wurden, dass 12,4% der
Antwortenden angeben, sie hätten überhaupt keine Hilfe erhalten. Dies sei
erschreckend und werfe Fragen nach der Qualität der Versorgung insgesamt auf,
so der Autor. „Ursächlich hierfür könnte der zunehmende Kostendruck sein, der
somit von Krankenkassen über Hilfsmittelleistungserbringer an die Patienten
weitergegeben wird“, kommentiert Grunau von der Initiative Faktor Lebensqualität
das Teilergebnis der Umfrage.
Wie in anderen Studien, wird auch in der ILCO-Umfrage zudem deutlich, dass Probleme mit dem Stoma in einer Vielzahl der Fälle auftreten, dass sie sich nicht auf die Zeit kurz nach der Anlage beschränken – anders als oftmals angenommen. Genannt werden in der ILCO-Umfrage als häufigste Probleme Undichtigkeiten, Hautentzündungen und die unsichere Haftung.
Initiative Faktor Lebensqualität
Fischoeder Kommunikationsberater
Kadettenweg 6
12205 Berlin
Telefon: +49 30 28044697
E-Mail: lebensqualitaet@fischoeder-kommunikationsberater.de
www.faktor-lebensqualitaet.de
24. Juni 2019 |
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