Das öffentliche Bewusstsein für urologische Erkrankungen ist in ganz Europa alarmierend gering. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 2.500 Personen in fünf europäischen Ländern [1]. Die im Auftrag der European Association of Urology (EAU) durchgeführte Studie zeigt, dass Frauen besser als Männer über Gesundheitsprobleme bei Männern informiert sind und dass Männer wichtige urologische Symptome nicht kennen und frühe Anzeichen lebensbedrohlicher Erkrankungen nicht ernst nehmen.
Der durch die Untersuchung aufgezeigte Mangel an Bewusstsein ist gerade auch im Hinblick
einer alternden Gesellschaft in Europa von Bedeutung, in der urologische Erkrankungen
zunehmen. Prävention und frühzeitige Diagnose sind entscheidend, um Leben zu retten
und auch die steigenden Kosten unter Kontrolle zu halten.
Fundamentaler Mangel an Kenntnissen auf dem Gebiet der Urologie
Die Antworten zeigen, dass die Urologie als medizinische Fachrichtung weit davon
entfernt ist, im Bewusstsein der Allgemeinheit verankert zu sein: 40% der Befragten
waren nicht in der Lage zu erklären, womit sich Urologen befassen, 10% gaben an, noch
nie von Urologen gehört zu haben und fast 15% glauben, dass Urologen skelettale,
neurologische oder kreislaufbezogene Störungen behandeln.
“Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen klar auf, dass Menschen im Hinblick auf
urologische Erkrankungen nicht sehr gut informiert sind. Gerade Männer waren
schlechter informiert als Frauen und neigen dazu, Symptome und eine frühzeitige
Diagnose zu ignorieren", so Prof. Hein van Poppel, Urologe und Adjunct Secretary
General der EAU. “Männer davon zu überzeugen, ihre Gesundheit ernst zu nehmen,
stellt eine große Herausforderung dar. Es muss ein besseres Verständnis für die
Risiken und die Symptome der Erkrankungen geschaffen werden. Männer sollten dazu
ermutigt werden, einen Arzt aufzusuchen, wenn sie etwas Verdächtiges wahrnehmen."
Für viele Männer ist die Prostata weiterhin ein Mysterium
Jedes Jahr werden in Europa 450.000 Männer mit Prostatakrebs diagnostiziert und
92.000 Todesfälle verzeichnet [2]. Obwohl Prostatakrebs unter Männern die häufigste
Krebsart darstellt, gaben drei Viertel aller Befragten an, dass sie nur begrenzte
Kenntnisse von den Symptomen haben. Tatsächlich gab ein höherer Prozentsatz von
Männern an, die Symptome von Brustkrebs (31%) als die von Prostatakrebs (27%)
erkennen zu können.
Zusätzlich zur Unkenntnis von den Symptomen von Prostatakrebs konnte nur einer
von vier Befragten die Lage der Prostata identifizieren – tatsächlich lag der
Anteil der korrekten Antworten bei Frauen höher als bei Männern (28% bzw. 22%).
Bedenklicherweise glaubten 54% der befragten Männer, dass Frauen eine Prostata
haben.
Erektile Dysfunktion und Inkontinenz sind noch immer Tabuthemen
Die Prävalenz von erektiler Dysfunktion (ED) in Europa bei sexuell aktiven Männern
im Alter von 50 Jahren und darüber wird auf etwa 50% geschätzt [3]. Dennoch handelt
es sich um ein Tabuthema, bei dem Missverständnisse und Unkenntnis vorherrschen.
75% der Befragten hatten keine Vorstellung von der Anzahl der von erektiler
Dysfunktion Betroffenen in ihrem Land. Gleichfalls war es 85% der Befragten
unbekannt, wie viele Menschen in ihrem Land an Harntraktproblemen leiden.
“Partner sollten an Gesundheitsproblemen bei Männern Anteil nehmen”,
erklärte Prof. van Poppel. “Frauen sind eher dafür sensibilisiert, ihren
Körper zu untersuchen. Sie sollten Männer dazu ermutigen, es ihnen
gleichzutun und ihre Gesundheit genauer im Blick zu behalten. Sie
sollten aktiv an Konversationen mit ihren männlichen Partnern und
ihren Ärzten teilnehmen."
Internationale Unterschiede in der Bekanntheit von Hodenkrebs
Hodenkrebs ist die häufigste Krebsart bei jüngeren Männern. Die Umfrage
zeigte jedoch, dass es nur 18% der männlichen Befragten bekannt war, dass
das Risiko im Alter von 16 bis 44 am höchsten ist. Derweil die Bekanntheit
dieser Tatsache in ganz Europa nicht sehr ausgeprägt war, zeigten sich doch
starke Unterschiede zwischen den Ländern; in Spanien lag die Zahl der
korrekten identifizierung der Risikogruppe bei 10%, in Großbritannien
bei 27%.
Auch die Bekanntheit der Symptome war nicht sehr ausgeprägt: 70% der
befragten Männer waren sich bei der Erkennung der Symptome von Hodenkrebs
nicht sicher – dabei kann es sich um eine Schwellung oder einen Knoten
in einem Hoden oder einen dumpfen oder stechenden Schmerz in Hoden
oder im Skrotum handeln.
Deutliche Verzögerung eines Arztbesuchs
Die Erkennung der Symptome ist der wichtigste Faktor für eine frühzeitige
Diagnose urologischer Erkrankungen. Die Mehrzahl aller Todesfälle aufgrund
von Krebserkrankungen von Männern sind darauf zurückzuführen, dass die
meisten Männer nicht rechtzeitig auf die Erkrankungen eingehen. Und dennoch
ignorieren Männer weiterhin ihre Symptome und zögern einen Arztbesuch hinaus.
Die Umfrage zeigte, dass 43% der Befragten nicht sofort zum Arzt gehen würden,
wenn sie Blut im Urin bemerkten, 23% würden im Falle eines verstärkten
Harndrangs länger als einen Monat warten, 28% würden bei brennendem oder
schmerzendem Harnlassen erst nach mehr als einer Woche einen Arzt aufsuchen,
und lediglich 17% würden Schmerzen im Unterleib mit einem ernsthaften
urologischen Problem in Verbindung bringen.
Manfred Wirth, Professor für Urologie und Vorstandsmitglied der EAU,
erklärte: “Urologische Erkrankungen sind außerordentlich verbreitet;
sie verursachen starke Beschwerden und können mitunter lebensbedrohlich
sein. In Europa ist es an der Zeit, die Einstellungen zur Urologie zu
ändern und in Aufklärungskampagnen zu investieren, um das Bewusstsein
für urologische Erkrankungen zu schärfen und Tabus zu brechen."
Über die Befragung
Bei der neuen Untersuchung im Auftrag der European Association of
Urology (EAU) zur Vorstellung im Rahmen der Urology Week (24.-28. September)
wurden mehr als 2.500 Menschen in Frankreich, Deutschland, Italien,
Spanien und Großbritannien zu einer Reihe von urologischen Erkrankungen
bei Männern befragt. Die Umfrage wurde von Censuswide durchgeführt und
mit Unterstützung von Boston Scientific finanziert.
Aufschlüsselung der 2.575 Befragten pro Land:
• Frankreich: 529 (Daten aus 7 Regionen)
• Deutschland: 507 (Daten aus 16 Regionen)
• Italien: 520 (Daten aus 20 Regionen)
• Spanien: 514 (Daten aus 17 Regionen)
• GB: 505 (Daten aus 12 Regionen)
Zeitraum der Erhebung: 30. und 31. Juli 2018
Jarka Bloemberg, EAU Communications
j.bloemberg@uroweb.org
24. September 2018 |
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