„Bei der Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms müsse zunächst das Therapieziel definiert werden“, betonte Dr. med. Amit Bahl, Clinical Director, The Bristol Haematology & Oncology Centre, Bristol/Großbritannien, anlässlich der 10. Expertise Prostata vom 13. bis 14. April 2018 in Berlin. Ist davon auszugehen, dass der Patient an seiner metastasierten Erkrankung sterben wird, sollte der Patient alle wirksamen Therapieoptionen, inklusive Chemotherapie erhalten. Die beste Prognose haben die Patienten, wenn sie die Chemotherapie frühzeitig und sowohl Docetaxel als auch Cabazitaxel erhalten.
Es gehe in dieser Situation des lebensbedrohenden metastasierten Prostatakarzinoms nicht
um die Frage, ob eine Androgenrezeptor (AR)-gerichtete Therapie (ARTA) oder eine
Chemotherapie eingesetzt werden sollte, sondern darum, dass der Patient im Krankheitsverlauf
alle wirksamen Therapieoptionen erhält. „Entscheidend sei die Reihenfolge - wann der Patient
welche Therapie bekommt“, erläuterte Bahl. Die Chemotherapie müsse frühzeitig im
Therapieverlauf eingesetzt werden, wenn der Patient noch nicht durch Vortherapien
belastet ist und erfahrungsgemäß einen noch guten Allgemeinzustand aufweist. Frühzeitig
eingesetzt, werde die Taxan-Chemotherapie in der Regel gut vertragen; die Lebensqualität
bleibe erhalten beziehungsweise bessere sich unter der Tumorkontrolle. Die Wirksamkeit
einer nachfolgenden ARTA werde durch die Chemotherapie nicht beeinträchtigt. Vorteile
habe die Chemotherapie, weil sie zeitlich begrenzt sei und nicht wie die endokrine
Therapie bis zum Progress gegeben werde. Für die Patienten bedeute dies therapiefreie
Zeit.
Cabazitaxel ist nach Docetaxel die Therapie der Wahl
Die Chemotherapie ist sowohl im hormonnaiven Stadium der metastasierten Erkrankung (mHNPC)
als auch beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) eine
Standardtherapie [1]: Beim mHNPC hat Docetaxel in Kombination mit der Androgendeprivationstherapie
(ADT) die mediane Gesamtüberlebenszeit der Patienten um etwa 15 Monate verlängert [2, 3].
Beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) sind die
First-LineBehandlung mit Docetaxel und die Weiterbehandlung mit Cabazitaxel
(nach Docetaxel-Versagen) wichtige lebensverlängernde Therapieoptionen [4, 5].
Bahl sieht in der Weiterbehandlung mit Cabazitaxel nach Docetaxel-Versagen unabhängig
von der Therapielinie eine sinnvolle Option, da Cabazitaxel speziell für diese Situation
entwickelt wurde und eine Docetaxel-Resistenz überwinden kann [5]. Das erkläre auch,
warum Patienten, die nur kurz oder gar nicht auf Docetaxel ansprechen, eine gute Chance
haben, von der Weiterbehandlung mit Cabazitaxel zu profitieren [5]. Laut Bahl gilt das
nicht nur nach First-Line-Behandlung mit Docetaxel beim mCRPC, sondern auch für Patienten
nach ADT/Docetaxel-Versagen im mHNPC-Setting. Retrospektive Analysen beim mCRPC stützen
dies. Danach überleben die Patienten am längsten, die im Therapieverlauf Docetaxel und
Cabazitaxel direkt hintereinander als geschlossene TaxanSequenz erhalten haben und erst
nach Cabazitaxel-Versagen auf eine ARTA umgestellt werden [6].
Keine Option sieht Bahl darin, nach einer ARTA erneut eine AR-gerichtete Substanz
einzusetzen, da zwischen den AR-gerichteten Substanzen eine Kreuzresistenz bestehe [7].
Dies müsse, so Bahl, unabhängig von der Therapielinie bedacht werden. Wurde beispielsweise
im mHNPC-Setting ADT/Abirateron eingesetzt, empfiehlt er bei Therapieversagen den Wechsel
auf die Chemotherapie.
Vorgehen im klinischen Alltag
Bahl mahnte, dass für einen maximalen Therapieerfolg die Chemotherapie, inklusive
Cabazitaxel als Therapieoption nicht verloren gehen dürfe. Dies müsse bei der
Therapieentscheidung sowohl im mHNPC-Setting als auch in der Situation des mCRPC
beachtet werden. Frühzeitig eingesetzt, werde die Chemotherapie in der Regel gut
vertragen und ist gut handhabbar. Keinesfalls sollte riskiert werden, dass der Patient
durch die Vortherapie mit einer ARTA nicht mehr Chemotherapiefähig ist. Die beste
Langzeitprognose hätten Patienten, die im Verlauf ihrer metastasierten Erkrankung
zwei Chemotherapien hintereinander [6] erhalten.
Quelle: Sanofi
Mai 2018 |
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