Die International Continence Society (ICS) definiert Nykturie als „ein- oder mehrmalige
Unterbrechung des Nachtschlafs, um die Harnblase zu entleeren“ und stuft sie als ein
schwerwiegendes Symptom ein, das die Schlaf- und Lebensqualität sowie die allgemeine
Leistungsfähigkeit Betroffener deutlich beeinträchtigen kann [1]. Die Unterbrechungen der
Nachtruhe durch Nykturie stehen mit zahlreichen kurz- und langfristigen gesundheitlichen
Folgen im Zusammenhang [2-5]. In Studien wurde der langfristige Einfluss von Schlafmangel
auf Fettleibigkeit, Diabetes, geschwächte Immunabwehr oder auf psychologische Störungen
wie z.B. Depressionen oder Psychosen untersucht [3-6].
Mögliche Ursache der Nykturie: nächtliche Polyurie
Nykturie gehört zu den Blasenspeicherproblemen. Sie ist das häufigste Symptom des
unteren Harntrakts (LUTS) [7] und tritt unter allen Altersgruppen auf. Männer und Frauen
sind gleichermaßen betroffen. Die Prävalenz nimmt mit steigendem Alter zu. Unter den
Über-70-Jährigen sind 29 bis 59 % der Männer und 28 bis 62 % der Frauen betroffen [8].
Nykturie hat viele Ursachen, von reduzierter Blasenkapazität über Schlafprobleme
bis hin zu Östrogenmangel bei Frauen, Herzinsuffizienz oder unbehandelten Diabetes
mellitus. In bis zu 88 Prozent der Fälle trägt eine nächtliche Polyurie – die
Überproduktion von Urin in der Nacht – zur Nykturie bei. Auffälligstes Anzeichen
einer nächtlichen Polyurie: Die Gesamturinproduktion innerhalb von 24 Stunden
bleibt unauffällig, die nächtliche Urin-Ausscheidung ist jedoch erhöht [9].
Empfohlene Behandlung bei nächtlicher Polyurie: Desmopressin
Die Diagnose schließt die Anamnese des Patienten einschließlich der Schlaf- und
Trinkgewohnheiten, die Medikamenteneinnahme sowie eine physische Untersuchung ein.
Die Behandlung ist häufig eine Änderung des Lebensstils und der Trinkgewohnheiten
kombiniert mit einer medikamentösen Therapie. Mehrere Studien haben gezeigt, dass
Patienten, die mindestens zwei Miktionen pro Nacht haben, signifikante negative
Auswirkungen erleiden. Ein Therapieziel ist deshalb, die Zahl der Miktionen
unter 2 pro Nacht zu reduzieren, um Gesundheitsrisiken zu vermindern.
Mehrere internationale Expertengremien wie die Internationale Gesellschaft
für Inkontinenz (ICS) [10], der Europäische Urologenverband (EAU) [11] und das
New England Research Institute [12] weisen in ihren Empfehlungen auf die
vorteilhafte Wirksamkeit von Desmopressin in der Behandlung von Erwachsenen
mit nächtlicher Polyurie hin. Desmopressin ist das synthetische Analogon des
natürlich vorkommenden antidiuretischen Hormons Arginin-Vasopressin. Wie sein
natürliches Vorbild bindet Desmopressin an Rezeptoren in den Nieren, wodurch
das Urinvolumen sowie das nächtliche Wasserlassen reduziert werden.
Mit Nocdurna® steht das Hormon in zwei geschlechtsspezifischen Dosierungen
zur Verfügung. Desmopressin hat im Gegensatz zu Vasopressin jedoch keine
Auswirkungen auf den Blutdruck. Nykturie-Patienten, die mit Nocdurna®
behandelt werden, zeigen bei einer kurz- und langfristigen Behandlung
eine erhebliche Reduktion der nächtlichen Miktionen auf unter 2 und eine
Verlängerung der ersten Schlafphase auf über 4 Stunden [13,14]. Infolge der
verlängerten ersten Schlafphase verbessert sich auch die allgemeine
Lebensqualität. Bei Patienten über 65 Jahren wird eine Natrium-Überwachung
empfohlen.
Nocdurna® (Wirkstoff: Desmopressinacetat) von der Ferring Arzneimittel GmbH ist zur symptomatischen Behandlung der Nykturie aufgrund idiopathischer nächtlicher Polyurie bei Erwachsenen zugelassen. Die einmal täglich einzunehmenden Nocdurna-Lyophilisat®-Tabletten werden sublingual ohne Wasser in niedriger, geschlechtsspezifischer Dosierung verabreicht - bei Männern 50 mcg und bei Frauen 25 mcg [15].
Literatur:
[1] Website der Bladder and Bowel Foundation. Bladder. Bladder Conditions and Symptoms.
Nocturia page. [Letzter Zugriff: September 2018] Abrufbar unter:
www.bladderandbowelfoundation.org/bladder/bladder-conditions-and-symptoms/nocturia/
[2] Kobelt G, Borgström F, Mattiasson A. Productivity, vitality and utility in a group of
healthy professionally active individuals with nocturia. BJU Int 2003; 91:190-195
[3] Gottlieb DJ et al. Association of sleep time with diabetes mellitus and impaired
glucose tolerance. Arch Intern Med 2005; 165(8):863-867
[4] Meier-Ewert HK et al. Effect of Sleep Loss on C-Reactive Protein, an Inflammatory Marker
of Cardiovascular Risk. Journal of the American College of Cardiology. 2004; 43(4)
[5] Neckelmann D, Mykletun A, Dahl, AA. Chronic Insomnia as a Risk Factor for Developing
Anxiety and Depression. Sleep 2007, 30(7):873-880
[6] Petrovsky N et al. Sleep Deprivation Disrupts Prepulse Inhibition and Induces
Psychosis-Like Symptoms in Healthy Humans. The Journal of Neuroscience 2014; Juli, 34(27):9134-9140
[7] Coyne et al. The prevalence of lower urinary tract symptoms (LUTS) in the USA,
the UK and Sweden: results from the Epidemiology of LUTS study. BJU Int 2009; 104:352-360
[8] Bosch & Weiss: The prevalence and causes of nocturia. J Urol 2010, Vol. 184:440-446
[9] Weiss JP, van Kerrebroeck PEV, Klein BM, Nørgaard JP. Excessive nocturnal urine
production is a major contributing factor to the etiology of nocturia. J Urol 2011; 186:1358-1363
[10] Abrams P et al. In: Incontinence, 5th Edition, 2013: p633
[11] European Association of Urology Guidelines on Treatment of non-neurogenic male LUTS, 2015.
[12] Wein AJ. J Urol 2014; 191: 1053-1054
[13] Mattiasson A et al. BJU Int 2002; 89:855-862
[14] Lose G et al. J Urol 2004; 172:1021-1025
[15] Fachinformation Nocdurna® (Stand: September 2016).
Quelle: Ferring Arzneimittel GmbH
21. November 2018 |
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