Die Krebsimmuntherapie hat das Therapiespektrum beim mUC entscheidend erweitert.
Beispielhaft für diesen Fortschritt steht der PD-L1-Inhibitor Tecentriq, der
sowohl in der First-Line als auch nach Platin-Vorbehandlung eine hohe Wirksamkeit
bei guter Verträglichkeit bietet [2-4]. So sprachen in Kohorte 1 der Phase-II-Zulassungsstudie
IMvigor210 rund ein Viertel (23%) der Patienten, die für eine Cisplatin-basierte
Chemotherapie nicht geeignet waren, auf die First-Line-Therapie mit Tecentriq an.
Insgesamt erreichten die Patienten unter Tecentriq first-line ein medianes
Gesamtüberleben (OS) von 15,9 Monaten (95%-KI: 10,4–NE) [2]. Dieses Ergebnis
ist klinisch bemerkenswert, da verfügbare Chemotherapien in der Vergangenheit
deutlich kürzere mediane Überlebenszeiten erzielten [2,6]. Auch in Kohorte 2 der
Studie IMvigor210, die platin-vorbehandelte Patienten mit mUC umfasste, zeigten
sich positive Therapieeffekte. Die Patienten erreichten mit Tecentriq ein medianes OS
von 7,9 Monaten (95%-KI: 6,7-9,3) bei einer objektiven Ansprechrate von
20% (95%-Kl: 15-25; gemäß immunmodifiziertem RECIST), wobei 6% in
Komplettremission gelangten [3].
In beiden Kohorten der IMvigor210-Studie profitieren Patienten langfristig von
der Behandlung mit Tecentriq: Zum Zeitpunkt der Datenauswertung von Kohorte 1
(medianes Follow-up nach 17,2 Monaten) war die mediane Ansprechdauer (DOR) noch
nicht erreicht. Bei 70% der Patienten hielt der Therapieeffekt zum Analysezeitpunkt
weiter an [2]. Auch 65% der Patienten in Kohorte 2, die ein Ansprechen hatten,
zeigten zum Zeitpunkt der Datenerhebung (Follow-up von 21 Monaten) weiterhin ein
Tumoransprechen [3].
Bei Patienten mit mittlerer respektive hoher PD-L1-Expression (IC 2/3) konnte kein signifikanter
Überlebensvorteil für die Patienten unter der Atezolizumab-Therapie gezeigt werden. Im Gegensatz
dazu fand sich in der ITT-Population ein signifikanter Überlebensvorteil für die Patienten in der
Atezolizumab-Gruppe (explorativer Endpunkt). Die Untersuchung belegt gleichzeitig die bessere
Verträglichkeit von Tecentriq im Vergleich zur Chemotherapie (therapiebedingte UE der Grade 3/4:
20% vs. 43%) [4].
NSCLC: 15,6 Monate – signifikant verlängertes Gesamtüberleben beim Nicht-Plattenepithelkarzinom
Beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC ist Tecentriq nach vorheriger Chemotherapie
zugelassen. Die Studiendaten belegen, dass Tecentriq diesen Patienten die Chance auf ein signifikant
verlängertes Überleben bietet: So verlängerte Tecentriq in der Phase-III-Zulassungsstudie OAK das
mediane OS gegen-über Docetaxel um 4,2 Monate von 9,6 auf 13,8 Monate (HR:0,73; 95%-KI: 0,62-0,87; p=0,0003).
In der Gruppe der Patienten mit Nicht-Plattenepithelkarzinom wurde unter Tecentriq sogar ein
medianes OS von 15,6 Monaten gegenüber 11,2 Monaten unter Docetaxel erreicht
(HR:0,73; 95%-KI: 0,60-0,89; p=0,0015). Der OS-Vorteil bestätigte sich unabhängig vom
PD-L1-Status, auch bei Patienten mit einer geringen PD-L1-Expression (TC/IC <1%; 12,6 vs.
8,9 Monate; HR:0,75; 95%-Kl: 0,59–0,96; p=0,0215) [5]. Weiterhin könnte Tecentriq auch eine
wertvolle Komponente in zukünftigen Kombinations-therapien darstellen. So wird in akutellen
Studien z.B. die Kombination von Tecentriq mit Chemotherapie und Avastin® (Bevacizumab),
einem Angiogenese-Inhibitor, erforscht.
Erster Vertreter der nächsten Generation der Krebsimmuntherapie
Tecentriq ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der sich gezielt gegen das auf Tumorzellen und tumorinfiltrierenden Immunzellen exprimierte Protein PD-L1 richtet und so die T-Zell-Antwort reaktiviert. Als erster Vertreter der nächsten Generation von Checkpoint-Inhibitoren blockiert Tecentriq sowohl die Interaktion von PD-L1 mit PD-1 als auch mit B7.1. Die duale Signal-Blockade mit PD-L1 setzt im Tumor und im Lymphknoten an: Im Tumor reaktiviert Tecentriq die T-Zellantwort, in den Lymphknoten kann die Bildung von zytotoxischen T-Zellen verstärkt werden. Gleichzeitig bleibt die für die Immunhomöostase relevante Interaktion von PD-1 mit PD-L2 unter Tecentriq erhalten.
Literatur:
Quelle: Satellitensymposium anlässlich des 14. AIO-Herbstkongress "Perspektiven in der Onkologie"
am 17. November 2017 in Berlin. Veranstalter: Roche Pharma AG
[1] Fachinformation Tecentriq®, Stand: September 2017
[2] Balar AV et al., Lancet 2017; 389 (10064): 67-76
[3] Loriot Y et al., Ann Oncol 2016; 27 (Suppl 6): vi270–vi271; Abstract 783P
[4] Powles T et al., EACR-AACR-SIC 2017 (Special Conference); Abstract 606
[5] Rittmeyer A et al., Lancet 2017; 389 (10066): 255-65
[6] De Santis M et al., J Clin Oncol 2012; 30 (2): 191-99
November 2017
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