Auf dem DGU-Kongress in Dresden wurde vom 20. bis 23. September 2017 wiederholt
die Versorgungsverantwortung der Urologie deutlich: Angesichts der demographischen
Entwicklung und der Überalterung der Gesellschaft in Deutschland wird der urologische
Versorgungsbedarf um 20 Prozent ansteigen – stärker als in allen anderen medizinischen
Fachgebieten. Entsprechend machen 6000 Urologen in Deutschland ihre Forderungen
an Politik und Selbstverwaltung deutlich, künftig stärker für innovative sowie
angemessene Strukturen und Rahmenbedingungen in Praxen und Kliniken zu sorgen.
Kritik übte der BDU am Spitzenverband Bund der Gesetzlichen Krankenkassen: Mit
einer Nullrunde in die Honorarverhandlungen zu starten, entbehre jeder Grundlage.
Der darauf folgende Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses zur
Honoraranpassung 2018 und die Anpassung des Orientierungswertes um ein Prozent,
geht laut BDU völlig am erhöhten Versorgungsaufwand der Vertragsärzte und ihren
Praxiskosten vorbei. „Rund 3000 Euro Zuwachs pro Kassenarzt und Jahr für 2018
kommen einer Ohrfeige gleich. Der BDU lehnt es ab, dass die Morbiditätslast
der Krankenkassen bei den Vertragsärzten abgeladen wird“, so Dr. Schroeder.
Während Hausärzte unter pauschaler Vergütung arbeiteten, sind Fachärzte nach
Worten des BDU-Präsidenten mit der Konsequenz an ihre Budgets gebunden, dass
sie bereits jede dritte Leistung nicht mehr bezahlt bekommen. „So können und
wollen wir unsere urologische vertragsärztliche Versorgung nicht mehr
aufrechterhalten“, so Dr. Schroeder. Er fordert die BDU-Mitglieder auf,
die vorgegebenen Budgets einzuhalten und keine Umsonst-Leistungen mehr
zu erbringen.
Da zentrale Honorarverhandlungen der KBV im Kollektivvertrag mit dem
Bund der GKV nicht mehr zielführend sind, setzt der BDU inzwischen auf
regionale, selektive Verhandlungen mit Primärkassen und einzelnen Ersatzkassen,
soweit diese an innovativen Versorgungsstrukturen und am Abbau von Unter-
und Fehlversorgung interessiert sind. So wurde zum Beispiel in Baden-Württemberg
mit der AOK und weiteren Kassen ein Vertrag abgeschlossen, der die hausärztliche
Versorgung mit urologischer Grund- und Spezialversorgung ergänzt.
Auch vor diesem Hintergrund werden der BDU und der Spitzenverband der
Fachärzte Deutschlands (SpiFa) die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen
in Bezug auf zentrale Forderungen kritisch begleiten. Wichtige Aspekte
sind dabei:
- eine Bedarfsplanung für Kliniken und Praxen mit Anpassung der
Krankenhaus-Investitionsfinanzierung und einer Krankenhausvergütung, die nicht nur
ökonomischen Prinzipien unterliegt;
- feste Preise ohne Mengenbegrenzung sowie die Abschaffung der Budgetierung in den Praxen;
- ein Bekenntnis zur ärztlichen Freiberuflichkeit, zur Therapiefreiheit und zur Therapieverantwortung;
- eine Modifizierung des Masterplans Medizinstudium 2020;
- eine gleichberechtigte Förderung der sektorübergreifenden Versorgung in beide Richtungen;
- ein Verzicht auf Leistungsverlagerungen an der Schnittstelle ambulant/stationär, die
einzig zulasten der niedergelassenen Ärzte gehen und den Wettbewerb verzerren;
- das Festhalten am dualen System der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung.
Quelle: DGU / BDU
September 2017 |
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