Merck und Pfizer Inc. haben bekannt gegeben, dass die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) die Marktzulassung für BAVENCIO® (Avelumab) Injektion zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom (UC) erteilt hat, deren Tumorerkrankung unter oder nach platinhaltiger Chemotherapie fortgeschritten war bzw. deren Tumorerkrankung innerhalb von 12 Monaten nach neoadjuvanter oder adjuvanter Behandlung mit einer platinhaltigen Chemotherapie fortgeschritten war. BAVENCIO hatte zuvor bereits die beschleunigte Zulassung von der FDA für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren mit metastasiertem Merkelzellkarzinom (MCC) erhalten. Diese Indikationen werden im Rahmen der beschleunigten Zulassung auf Basis des Tumoransprechens und der Ansprechdauer zugelassen. Die Aufrechterhaltung der Zulassung in diesen Indikationen kann vom Nachweis und der Beschreibung des klinischen Nutzens im Rahmen von konfirmatorischen Studien abhängig sein [1]. BAVENCIO wird gemeinsam von EMD Serono, dem biopharmazeutischen Geschäft von Merck in den USA und Kanada, und Pfizer vertrieben werden.
Bei circa 90% der Urothelkarzinome handelt es sich um Harnblasenkrebs als sechst häufigste
Krebserkrankung in den USA [2, 3]. Im metastasierten Erkrankungsstadium liegt die
5-Jahres-Überlebensrate bei circa 5% [4]. Trotz der erzielten Fortschritte bei der
Behandlung von lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom ist
die Prognose für die betroffenen Patienten nach wie vor schlecht und weitere
Behandlungsoptionen werden benötigt [2].
„Zeigt ein Urothelkarzinom nach chemotherapeutischer Behandlung Tumorprogression, sinkt
die 5-Jahres-Überlebensrate auf einen alarmierend niedrigen Wert“, sagte Dr. Andrea Apolo
vom National Cancer Institute in Bethesda, MD, USA. „Bis vor kurzem gab es nur bedingt
Innovationen bei der Behandlung des Urothelkarzinoms. Mit dieser Zulassung steht uns
eine weitere Therapie für die Bekämpfung dieser aggressiven Krebserkrankung zur Verfügung.“
Die Wirksamkeit und Sicherheit von BAVENCIO wurden in den Patientenkohorten mit
Urothelkarzinom (n=242) der Studie JAVELIN Solid Tumor nachgewiesen. Hierbei handelt es
sich um eine offene, einarmige, multizentrische Phase-I-Studie zu BAVENCIO für die
Behandlung von verschiedenen soliden Tumoren. In die Urothelkarzinom-Kohorten wurden
Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom und
Krankheitsprogression unter oder nach platinhaltiger Chemotherapie bzw. mit
Krankheitsprogression innerhalb von 12 Monaten nach neoadjuvanter oder adjuvanter
Behandlung mit einem platinhaltigen Chemotherapie-Regime aufgenommen. Diese Daten
werden auf einem der nächsten medizinischen Kongressen vorgestellt werden.
Die Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen zu BAVENCIO beinhalten immunvermittelte
Nebenwirkungen (wie Pneumonitis, Hepatitis, Kolitis, Endokrinopathien, Nephritis
und Nierenfunktionsstörung sowie andere Nebenwirkungen), Infusionsreaktionen und
Embryo-/Fetotoxizität. Die häufigsten Nebenwirkungen (bei mindestens 20% der Patienten)
von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom waren
Müdigkeit (41%), Infusionsreaktionen (30%), Schmerzen der Skelettmuskulatur (25%),
Übelkeit (24%), verminderter Appetit/Hypophagie (21%) und Harnwegsinfektionen (21%) [1].
BAVENCIO ist so konzipiert, dass es potenziell sowohl das adaptive als auch das angeborene
Immunsystem beteiligt. Durch die Bindung an PD-L1 soll BAVENCIO Tumorzellen davon abhalten,
selbst PD-L1 als Schutz vor weißen Blutkörperchen wie T-Zellen zu nutzen, und sie dadurch
den Anti-Tumor-Reaktionen der Immunzellen aussetzen [1]. BAVENCIO führte außerdem in vitro
nachweislich zu Antikörper-abhängiger zellulärer Zytotoxizität (ADCC) [1].
Im Rahmen des CoverOne™-Programms setzt sich die Allianz in den USA für einen
branchenführenden Zugang und Unterstützung bei der Kostenerstattung ein. Das Programm
umfasst ein Spektrum an Unterstützungsleistungen für Patienten, um dazu beizutragen,
dass sie adäquaten Zugang zu BAVENCIO in den USA erhalten.
Studie JAVELIN Solid Tumor
Die Wirksamkeit und Sicherheit von BAVENCIO wurden in den Patientenkohorten mit
Urothelkarzinom der Studie JAVELIN Solid Tumor nachgewiesen. In diese offene,
einarmige, multizentrische Phase-I-Studie waren 242 Patienten mit lokal fortgeschrittenem
oder metastasiertem Urothelkarzinom und Krankheitsprogression unter oder nach platinhaltiger
Chemotherapie bzw. mit Krankheitsprogression innerhalb von 12 Monaten nach neoadjuvanter
oder adjuvanter Behandlung mit einem platinhaltigen Chemotherapie-Regime eingeschlossen
und mit BAVENCIO behandelt worden.
Ausgeschlossen von der Teilnahme waren Patienten mit aktiven oder ehemaligen Metastasen
im zentralen Nervensystem, anderen malignen Krebserkrankungen in den letzten fünf Jahren,
Organtransplantation, Erkrankungen, die eine therapeutische Immunsuppression erfordern,
sowie aktiver Infektion mit HIV, Hepatitis B oder C. Patienten mit einer Autoimmunerkrankung,
ausgenommen Typ-1-Diabetes, Vitiligo, Psoriasis oder Schilddrüsenerkrankung, die keine
immunsuppressive Behandlung erforderte, waren ebenfalls ausgeschlossen. Eingeschlossen
wurden Patienten unabhängig von ihrem PD-L1-Status. Die Patienten erhielten BAVENCIO in
einer Dosis von 10mg/kg als intravenöse Infusion über 60 Minuten alle zwei Wochen bis
zur Krankheitsprogression oder Auftreten von nicht akzeptablen Nebenwirkungen. Die
Bewertung des Tumoransprechens erfolgte alle sechs Wochen analog der Kriterien von
RECIST (Response Evaluation Criteria in Solid Tumors) V1 [1]. durch einen unabhängigen
Prüfausschuss für die Endpunkt-Bewertung (IERC). Als Parameter für Wirksamkeit wurden
die bestätigte Gesamtansprechrate (ORR) und die Ansprechdauer (DOR) herangezogen. Die
Wirksamkeitsparameter wurden bei Patienten ausgewertet, die eine Nachbeobachtungszeit
von sowohl mindestens 13 Wochen als auch 6 Monaten nach Daten-cut-off aufwiesen.
Von den insgesamt 226 bezüglich Wirksamkeit auswertbaren Patienten hatten 44% ein
Urothelkarzinom außerhalb der Harnblase, darunter 23% mit Krebserkrankungen im oberen
Urogenitaltrakt. 83% der Patienten wiesen viszerale Metastasen auf. 34% der Patienten
hatten Lebermetastasen. Neun Patienten (4%) wiesen eine Krankheitsprogression nach
alleiniger neoadjuvanter oder adjuvanter platinhaltiger Chemotherapie auf. 47% der
Patienten wurden zuvor nur mit cisplatinbasierten Regimen, 32% nur mit carboplatinbasierten
Regimen und 20% sowohl mit cisplatin- als auch carboplatinbasierten Regimen behandelt.
Das internationale klinische Entwicklungsprogramm JAVELIN zu Avelumab umfasst über
30 klinische Studien - davon neun der Phase III - mit mehr als 5.200 Patienten und über
15 verschiedenen Tumorindikationen.
Im Dezember 2015 hatten Merck und Pfizer mit JAVELIN Bladder 100 den Start einer
randomisierten, offenen, multinationalen, multizentrischen Phase-III-Studie mit
Parallelgruppe mitgeteilt, in der BAVENCIO parallel zu bestmöglicher Begleitbehandlung
(Best Supportive Care (BSC) im Vergleich zu BSC allein als Erhaltungstherapie bei
Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom untersucht
wurde, deren Erkrankung nach Abschluss einer platinhaltigen Erstlinienchemotherapie
nicht fortgeschritten war. Für diese Studie läuft derzeit die Patientenaufnahme.
Avelumab ist bisher in keiner Indikation in keinem Markt außerhalb der USA zugelassen.
Laut Mitteilung vom 31. Oktober 2016 hat die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA)
den Zulassungsantrag von Merck für Avelumab in der vorgesehenen Indikation
metastasiertes Merkelzellkarzinom für die behördliche Prüfung anerkannt.
BAVENCIO® (Avelumab) ist ein humaner, den programmierten Zelltod-Liganden 1 (PD-L1) blockierender
Antikörper und ist in den USA zugelassen für die Behandlung von Patienten mit lokal
fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom, deren Tumorerkrankung unter
oder nach platinhaltiger Chemotherapie fortgeschritten war bzw. deren Tumorerkrankung
innerhalb von 12 Monaten nach neoadjuvanter oder adjuvanter Behandlung mit einer
platinhaltigen Chemotherapie fortgeschritten war sowie Erwachsenen und Kindern ab
12 Jahren mit metastasiertem Merkelzellkarzinom [1]. Diese Indikationen werden im
Rahmen der beschleunigten Zulassung auf Basis des Tumoransprechens und der Ansprechdauer
zugelassen. Die Aufrechterhaltung der Zulassung in diesen Indikationen kann vom Nachweis
und der Beschreibung des klinischen Nutzens im Rahmen von konfirmatorischen Studien
abhängig sein.
BAVENCIO ist in keiner Indikation in keinem Markt außerhalb der USA zugelassen.
Quelle: Merck
Mai 2017 |
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