Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt die Zulassung des Anti-PD-L1-Antikörpers Atezolizumab für die Therapie des vorbehandelten fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) sowie die First- und Second-Line-Therapie des fortgeschrittenen und metastasierten Urothelkarzinoms (mUC). Der Checkpoint-Inhibitor der nächsten Generation steht damit vor seinen ersten Zulassungen in der Europäischen Union (EU). In den USA wurde Atezolizumab – als erster PD-L1-Antikörper überhaupt – bereits im vergangenen Jahr unter dem Handelsnamen Tecentriq® zugelassen. Grundlage für das positive Votum des Ausschusses für Humanmedizin (CHMP) der EMA sind die Daten der Zulassungsstudien OAK für das NSCLC sowie IMvigor210 und IMvigor211 für das mUC, welche die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von Atezolizumab in den entsprechenden Therapiesituationen belegen [1-4].
Mit dem positiven Votum für den PD-L1-Inhibitor Atezolizumab stellt die EMA
eine neue Therapie in Aussicht, die Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC,
welche bereits eine Chemotherapie für ihre Erkrankung erhalten haben, einen
signifikanten Überlebensvorteil gegenüber Docetaxel bietet. Das belegt unter
anderem die zulassungsrelevante OAK-Studie: So reduzierte Atezolizumab das
Mortalitätsrisiko der Patienten in der Phase-III-Studie gegenüber Docetaxel
signifikant um 27% (HR:0,73; p=0,0003). In dieser Studie konnte mit
Atezolizumab das bislang längste mediane Gesamtüberleben beim vorbehandelten
fortgeschrittenen NSCLC von 13,8 Monaten erreicht werden. Patienten überlebten
4,2 Monate länger, wenn sie Atezolizumab statt Docetaxel erhielten (13,8 vs. 9,6 Monate).
Die signifikant überlegene Wirksamkeit von Atezolizumab bestätigte sich auch
bei Patienten mit geringer PD-L1-Expression (TC/IC 0; HR:0,75; p=0,0215).
Die Studie belegt zudem das günstige Sicherheitsprofil von Atezolizumab:
Im Vergleich zu Docetaxel traten unter der PD-L1-Inhibition mit Atezolizumab
deutlich weniger unerwünschte Ereignisse (Grad 3/4) auf (15% vs. 43%).
Auch die für Krebsimmuntherapien typischen immunvermittelten Nebenwirkungen
wie z.B. Pneumonitis waren selten (Pneumonitis alle Grade 1 %) [1].
Wichtige Therapieerweiterung beim metastasierten Urothelkarzinom
Für Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten kein klinisch relevanter Fortschritt mehr erzielt. Umso bedeutsamer ist das Signal, das die EMA nun mit dem positiven Votum für Atezolizumab setzt. Der Anti-PD-L1-Antikörper stellt sowohl first-line als auch second-line eine wichtige Therapieerweiterung in Aussicht. Die Daten der Phase-II-Zulassungsstudie IMvigor210 belegen das Potenzial von Atezolizumab in beiden Therapiesituationen: So sprach in Kohorte I der IMvigor210-Studie etwa jeder vierte Patient (23%), der für eine Cisplatin-basierte First-Line-Therapie nicht in Frage kam, auf die Behandlung mit Atezolizumab an. Nach einem medianen Follow-up von 17,2 Monaten war die mittlere Ansprechdauer dabei noch nicht erreicht [2]. In Kohorte II der IMvigor210-Studie waren Patienten eingeschlossen, deren Erkrankung während oder nach einer Platin-basierten Chemotherapie fortgeschritten war. Bei diesen zum Teil massiv vorbehandelten Patienten erreichte Atezolizumab ein Ansprechen von 16%. Auch in dieser Kohorte bestätigte sich, dass Patienten langfristig von Atezolizumab profitieren können: 65% dieser Patienten sprachen auch nach einem medianen Follow-up von 21 Monaten weiter auf den PD-L1-Antikörper an [3]. In beiden Kohorten profitierten auch Patienten mit niedriger PD-L1-Expression von der Behandlung mit Atezolizumab. Zudem erwies sich Atezolizumab auch beim Urothelkarzinom als sicher und gut verträglich: Die Rate an unerwünschten Ereignissen (Grad 3/4) lag in beiden Kohorten bei 16 % [2,3]. Erste Ergebnisse der Phase-III-Studie IMvigor211 bestätigen das günstige Nutzen-Risiko-Profil von Atezolizumab bei bereits vorbehandelten Patienten: Zwar erreichte Atezolizumab hinsichtlich des primären Studienendpunkts keinen signifikanten Überlebensvorteil bei Patienten mit hoher PD-L1-Expression (IC 2/3) gegenüber Chemotherapie, gleichwohl waren die Ergebnisse zur Wirksamkeit von Atezolizumab insgesamt konsistent mit jenen aus der Kohorte II der IMvigor210. Im Vergleich zur Chemotherapie traten unter Atezolizumab zudem deutlich weniger unerwünschte Ereignisse auf (Grad 3/4: 20% vs. 43%) [4].
Referenzen:
[1] Rittmeyer A et al., Lancet 2017; 389 (10066): 255-65
[2] Balar AV et al., Lancet 2017; 389 (10064): 67-76
[3] Loriot Y et al., ESMO 2016; Abstract 783P
[4] Powles T et al., EACR-AACR-SIC 2017 (Special Conference); Abstract 606
Quelle: Roche AG
Juli 2017 |
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