Nach wie vor ist der PSA-Wert einer der wichtigsten Biomarker, so die Einschätzung von
Prof. Dr. Andres Jan Schrader, Leiter der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum
Münster. Bereits eine Studie von 1993 konnte eine signifikante Verlängerung des Gesamtüberlebens
bei einer Senkung des PSA-Wertes um mehr als 50 Prozent nachweisen [1]. Ein weiterer wichtiger
Prognosefaktor sei darüber hinaus der Allgemeinzustand des Patienten, zusammengefasst im
Karnofsky Score [1]. Auch die Lokalisation der Metastasen gebe Aufschluss über das zu erwartende
Gesamtüberleben des Patienten [2].
Testosteronwert unter 20ng/dl für eine längere progressionsfreie Zeit
Wie wichtig darüber hinaus der Testosteronwert als Biomarker sei, belege eine neuere Analyse der
PR-7-Studie durch Klotz und Kollegen [3]. Diese konnte zeigen, dass bei Patienten mit hormonabhängigem
Prostatakrebs die Senkung des Testosteronspiegels auf unter 20ng/dl (0,7nmol/l) im ersten Jahr
der Androgendeprivationstherapie mit einem signifikant verlängerten Überleben (cause specific
survival, CSS) sowie längerer progressionsfreier Zeit korreliert. Um sicherzustellen, dass dieser
Wert erreicht wird, sollten Ärzte regelmäßig den Testosteronspiegel ihrer Patienten bestimmen.
Bei unzureichendem Ansprechen sollten sie zudem einen Wechsel des Präparates in Erwägung ziehen.
Die Zulassungsstudien mit Eligard® (Leuprorelinacetat) haben gezeigt, dass es bei ca. 90 Prozent
der Patienten den Testosteronspiegel verlässlich auf 20ng/dl senkt [4, 5, 6].
Schlechtere Prognose für ARV7+-Patienten?
Als weitere Biomarker führte Schrader die Anzahl zirkulierender Tumorzellen [7] sowie verschiedene
genetische Veränderungen des Androgenrezeptors an [8]. Aktuell sei insbesondere die Splicevariante
AR-V7 im Gespräch. Mittlerweile sei gezeigt worden, dass Patienten mit dieser Splicevariante eine
schlechtere Prognose haben. Zu der Frage, ob sie auf die neueren Androgen-Rezeptor-Antagonisten
ansprechen oder nicht, gebe es widersprüchliche Daten. In einer eigenen Untersuchung konnte
Schrader zeigen, dass die Patienten mit einer Senkung des PSA ansprechen, vor allem dann,
wenn sie zuvor nicht mit Enzalutamid oder Abirateron behandelt worden waren.
Prof. Dr. Christian Gratzke, Leiter des Interdisziplinären Prostatazentrums am Klinikum der
Universität München, präsentierte aktuelle Therapiekonzepte. Beim neu diagnostizierten
metastasierten hormonabhängigen PCa sei die Kombination einer ADT mit Taxanen für
„Chemotherapie-fitte“ Patienten die Therapiemöglichkeit der Wahl. Gerade bei einer
hohen Tumorlast profitierten die Patienten mit einem signifikanten Überlebensvorteil
von 17 Monaten [9]. Die neue Leitlinie der European Association of Urology (EAU) hat daher
die Kombination aus ADT und Chemotherapie beim neu diagnostizierten hormonabhängigen PCa
als Standardtherapie definiert [10].
Zur Behandlung des mCRPC stünden nun mit Enzalutamid (Xtandi®) und Abirateron moderne Substanzen zur Verfügung, die die Überlebenszeit signifikant verlängern. Zurzeit werde in verschiedenen Studien untersucht, ob Patienten auch von Sequenz- oder Kombinationsschemata mit Enzalutamid und Abirateron profitieren. Hierzu liegen bislang keine validen Daten vor. Aktuell müsse sich der Arzt bei der Therapiewahl auf individuelle Faktoren stützen, wie z.B. die Vortherapie, bestehende Komorbiditäten sowie die Lokalisation von Metastasen.
[1] Kelly WK et al. J Clin Oncol 1993;11:607-15
Quelle: Astellas Pharma GmbH
[2] Halabi S et al. J Clin Oncol 2016;10;34:1652-9
[3] Klotz L et al. J Clin Oncol 2015;33:1151-6
[4] Perez-Marreno R et al. Clinical Therapeutics 2002;24:1902-14
[5] Chu FM et al. The Journal of Urology 2002;168:1199-203
[6] Crawford ED et al. The Journal of Urology 2006;175:533-6
[7] de Bono JS et al. Clin Cancer Res 2008;14:6302-9
[8] Robinson D et al. Cell 2015;161:1215-28
[9] Sweeney CJ et al. N Engl J Med 2015;373:737-46
[10] Mottet N et al. EAU Guidelines on Prostate Cancer Update 2016, online publiziert unter:
uroweb.org
Dezember 2016
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