HP-Viren sind für praktisch alle Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich,
damit auch für über 100.000 vermeidbare Konisationen und rund 3000 weibliche Todesfälle
pro Jahr in Deutschland. „Ein Argument für die alleinige Impfung der Mädchen war
bisher immer, auf diese Weise die HPV-Last bei sexuell aktiven jungen Frauen so
stark abzusenken, dass sich die jungen Männer als Sexualpartner der geimpften Frauen
ebenfalls nicht mehr anstecken können. Dieser Herdenschutz funktioniert allerdings
nur, wenn über die HPV-Impfung mehr als 85 % der jungen Mädchen erfasst würden“,
so Prof. Miller weiter. „Da der Penis der Haupt-Transmitter für HPV darstellt,
ist der Verzicht auf die Jungenimpfung fahrlässig.“
In der Realität liegen jedoch die Impfquoten der Mädchen für die letzten Jahre
mit weniger als 40 % deutlich unterhalb der erforderlichen Menge. Diejenigen,
die indes einen der derzeit verfügbaren multivalenten Impfstoffe erhalten hatten,
zeigen deutlich weniger Condylomata und Krebsvorstufen, wie aus deutschen,
dänischen und australischen Studien hervorgeht. Ganz ähnliche Daten finden sich
für geimpfte Jungen aus den USA und Australien als Vorreiter der HPV-Impfung für
diese Zielgruppe.
Die HPV-Impfung ist sicher und schützt effektiv vor der Infektion mit einigen
der Hochrisiko-HP-Viren. Die höchste Wirksamkeit zeigt die Impfung vor dem
ersten ersten Geschlechtsverkehr, jedoch steht inzwischen fest, dass auch bei
sexuell erfahrenen Erwachsenen die Folgeerkrankungen nach erfolgter Infektion
wie auch die Rezidive bei bereits manifesten und behandelten Cervixkarzinomen
signifikant reduziert werden. „Die international vorliegenden wissenschaftlichen
Daten stützen unsere gemeinsame Empfehlung für eine HPV-Impfung bei Jungen“,
sagt Prof. Dr. med. Oliver Hakenberg, Generalsekretär der DGU. BDU-Präsident
Dr. med. Axel Schroeder ergänzt: „Mit der Jungensprechstunde beim Urologen
verfügen wir inzwischen zudem über eine geeignete Versorgungsstruktur, um
möglichst viele Jungen zu erreichen, sie über die HPV-Impfung aufzuklären
und letztlich auch zu impfen.“
Allein stehen DGU und BDU mit ihrer gemeinsamen Impfempfehlung in Deutschland
nicht: Die Sächsische Impfkommission (SIKO) empfiehlt die HPV-Impfung für
Jungen und junge Männer mithilfe des tetravalenten Impfstoffes gegen karzinogene
und warzenfördernde HP-Viren bereits seit Jahren (aktueller Stand: Januar 2016).
Selbst für die kassenärztliche Abrechnung wurde im Freistaat eine Lösung gefunden:
Die Impfung, da offiziell von der SIKO empfohlen, ist abrechnungsfähig bei den
sächsischen Krankenkassen. Mittlerweile öffnen sich bundesweit weitere, meist
kleine Krankenkassen (z.B. die Bahn-BKK) für die Erstattung der HPV-Impfung
bei Jungen. Es empfiehlt sich dennoch im Einzelfall, vorab die Kostenübernahme
mit der zuständigen Kasse zu klären. Seit April 2016 steht ein nonavalenter
Impfstoff zur Verfügung, der gegen neun HPV-Subtypen schützt und somit noch
mehr Sicherheit bietet. Die Nebenwirkungen bei inzwischen über 200 Millionen
Impfungen weltweit liegen im Bereich aller anderen Impfungen. Auch die Sicherheit
der Impfstoffe liegt im Bereich aller übrigen Impfwirkstoffe und damit in der
eindeutig positiven Nutzen-Risiko-Relation.
Ganz aktuell wird sich das Forum zur Jungensprechstunde auf dem 68. DGU-Kongress mit sexuell übertragbaren Erkrankungen sowie dem Schutz vor HP-Viren befassen. Bereits jetzt lädt DGU-Präsident Prof. Miller die Medienvertreter herzlich ein, im Rahmen der bevorstehenden DGU-Jahrestagung vom 28. September bis 1. Oktober 2016 in Leipzig an dieser Diskussion über die HPV-Impfung von Jungen teilzunehmen. So passt sich die Empfehlung „Impft auch die Jungen!“ nicht zuletzt elegant in das Kongress-Motto „Ökonomie – Medizin – Qualität“ ein.
Juni 2016 |
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