Tumorsupressoren sind Proteine, die uns vor der Entstehung von Krebs schützen können. Ein ganz
zentrales dieser Proteine trägt den Namen p53. Treten Schäden in der Erbsubstanz DNA auf – eine
häufige Ursache für die Bildung von Tumoren –, dann wird p53 aktiv: Das Protein stoppt die Zellteilung,
damit die fehlerhafte DNA nicht an Tochterzellen weitergegeben wird. Sobald die Schäden am Erbgut
repariert sind, gibt p53 die Zelle wieder zur Teilung frei. Stellt sich allerdings heraus, dass
der Schaden irreparabel ist, greift p53 zu drastischeren Maßnahmen: Es leitet den programmierten
Zelltod ein und die betroffene Zelle stirbt.
Mit körpereigenem Protein Krebszellen bekämpfen
Wissenschaftler aus Gießen und Marburg wollen nun dieses Protein dazu nutzen, um Krebs besser
behandeln zu können. „Aus therapeutischer Sicht ist es unser Ziel, Tumorzellen abzutöten.
Deutlich geringer ist der Nutzen, wenn wir die Teilung von Krebszellen lediglich stoppen,
denn dann können sie jederzeit wieder aus ihrem Dornröschen-Schlaf erwachen“, erklärt
Prof. Dr. M. Lienhard Schmitz vom Institut für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der
Universität Gießen, einer der Projektleiter.
Die genauen molekularen Mechanismen, die hinter der Entscheidung von p53 über Leben und Tod der
Zelle stecken, kennt die Wissenschaft noch nicht. Die Forscher haben aus Voruntersuchungen aber
einen Verdacht: Handeln die Proteine innerhalb einer Zelle einzeln und autark, dann wird die Teilung
gestoppt und die Zelle bleibt am Leben. Schließen sich jedoch mehrere p53-Moleküle zu einer Art
Verband zusammen und handeln kooperativ, dann bringen sie die Zelle dazu, ihren eigenen Tod
einzuleiten. „Wir nehmen an, dass eine bestimmte Modifikation der Proteine, einesogenannte
Phosphorylierung, die Kooperativität von p53 bewirkt“, so Dr. Oleg Timofeev, Leiter des
Forschungsprojektes am Institut für Molekulare Onkologie der Universität Marburg.
Das Ziel: Krebstherapien verbessern
Im Labor werden die Wissenschaftler nun daran arbeiten, ihren Verdacht zu untermauern.
Sollte sich ihre Vermutung bestätigen, so wäre p53 ein sehr vielversprechender Ansatzpunkt,
um die Krebstherapie zu verbessern. „Die Phosphorylierung von p53 bietet sich aus zwei Gründen
hierfür ideal an: Zum einen ist sie nicht dauerhaft. Dadurch würde das Protein nach der
Behandlung seine für die Zellen tödliche Wirkung wieder verlieren. Zum anderen gibt es bereits
Wirkstoffe, die Einfluss auf die Phosphorylierung von Proteinen nehmen. Wir starten also nicht
bei Null“, beschreibt Dr. Timofeev die Vorteile der geplanten Behandlungsstrategie.
Dank zahlreicher Fortschritte in der Krebsforschung und –medizin können immer mehr Menschen geheilt werden. Dennoch stehen wir in der Krebsbekämpfung weiterhin vor großen Herausforderungen. „Die Deutsche Krebshilfe sieht es als eine ihrer vordringlichsten Aufgaben an, innovative Krebsforschung zu fördern, um effektive und schonende Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene zu entwickeln“, erklärt Gerd Nettekoven, Vorstandvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Das Forschungsvorhaben der Marburger und Gießener Wissenschaftler nehme sich dieser Aufgabe an.
Quelle: Deutsche Krebshilfe
August 2016 |
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