Für Patienten mit Blasenkrebs wurden seit gut 30 Jahren keine bedeutsamen therapeutischen
Fortschritte erzielt. Aktuelle Daten vom ASCO 2016 verweisen nun erneut darauf, dass die
Krebsimmuntherapie mit Atezolizumab die Situation der betroffenen Patienten entscheidend
verbessern kann. So wird der Anti-PD-L1-Antikörper bei lokal fortgeschrittenem oder
metastasiertem Urothelkarzinom unter anderem in der offenen Phase-II-Studie IMvigor 210
untersucht. Erstmals vorgestellt wurden nun Daten aus der Kohorte 1, in der Atezolizumab
als First-Line-Therapie bei Patienten, die für eine Cisplatin-basierte Chemotherapie nicht
in Frage kommen, verabreicht wird. Das Ergebnis der Analyse: 24% der Patienten erreichten
unter Atezolizumab ein objektives Ansprechen – und dies unabhängig vom Ausmaß der
PD-L1-Expression auf tumorinfiltrierenden Immunzellen (ORR; IC2/3: 28%, IC1/2/3: 25%; All:24 %).
Zum Zeitpunkt der Analyse (medianes Follow-up: 14,4 Monate)
war die mediane Ansprechdauer noch nicht erreicht [1]. „Diese Ergebnisse zum First-Line-Einsatz
von Atezolizumab sind ein wichtiges Signal“, betonte Miller. „Etwa die Hälfte unserer
Patienten kommt in dieser Therapiesituation für eine Platin-basierte Chemotherapie nicht
in Frage – hier besteht ein dringender Bedarf an weiteren Therapien.“
Vorgestellt wurden zudem Daten zum Einsatz von Atezolizumab bei Blasenkrebs-Patienten,
die gegen die fortgeschrittene Erkrankung bereits eine Platin-basierte Chemotherapie erhalten
hatten (Kohorte 2). Für diese Therapiesituation ist Atezolizumab seit Mai 2016 in den USA
zugelassen. Grundlage für die Zulassung war eine Auswertung, die gezeigt hatte, dass
Atezolizumab bei 15% der zum Teil massiv vorbehandelten Patienten zu einem objektiven
Ansprechen führte [2]. Eine aktualisierte Auswertung zeigt nun, dass bei 71% der Patienten,
die auf die Therapie angesprochen hatten, dieses Ansprechen auch nach einem medianen Follow-up
von 17,5 Monaten anhielt. Auch in dieser Studienkohorte war die mediane Ansprechdauer noch nicht
erreicht [3]. „Bemerkenswert an diesen Daten zu Atezolizumab ist auch, dass mit längerem Follow-up
zusätzliche partielle und komplette Remissionen beobachtet wurden“, so Miller.
Atezolizumab verlängert Gesamtüberleben bei fortgeschrittenem NSCLC
Aktuelle Daten wurden auch zur randomisierten, offenen Phase-II-Studie POPLAR vorgestellt,
in der Atezolizumab mit Docetaxel bei bereits vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem
nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) verglichen wird. Die Auswertung nach einem min.
Follow-up von 20 Monaten zeigt, dass Atezolizumab den Patienten gegenüber Docetaxel einen
signifikanten OS-Vorteil von median fast 3 Monaten bietet (12,6 vs. 9,7 Monate; HR:0,69; p=0,011) [4].
Die Analyse untermauert damit die positiven Erkenntnisse aus einer früheren OS-Analyse [5, 6].
Zudem konnte gezeigt werden, dass sich mit verlängertem Follow-up auch die mediane
Ansprechdauer verbesserte. Gegenüber der Primäranalyse verbesserte sich die Ansprechdauer
unter Atezolizumab von median 14,3 auf 18,6 Monate (vs. 7,2 Monate unter Docetaxel) [4-6].
„Das ist ein wichtiger Aspekt“, betonte Jäger. „Es zeigt uns, dass Patienten, die auf
Atezolizumab ansprechen, langfristig von der Therapie profitieren.“
Gute Verträglichkeit – Atezolizumab als Kombinationspartner
Sowohl in der IMvigor 210- als auch der POPLAR-Studie erwies sich die Behandlung mit
Atezolizumab als sicher und gut verträglich [1-6]. Im Vergleich zur Chemotherapie traten
unter dem Anti-PD-L1-Antikörper zudem deutlich weniger unerwünschte Ereignisse (Grad 3-4) auf [5, 6].
Aufgrund der guten Verträglichkeit bietet sich Atezolizumab als Kombinationspartner für
andere Substanzen an: Das Studienprogramm umfasst daher auch Studien zur Kombination von
Atezolizumab mit konventionellen Chemotherapien, zielgerichteten Therapien sowie anderen
in der klinischen Entwicklung befindlichen Immuntherapeutika. Erste positive Daten wurden
ebenfalls auf dem diesjährigen ASCO präsentiert. So erwies sich Atezolizumab in einer
Phase-Ib-Dosiseskalationsstudie in Kombination mit der Prüfsubstanz MOXR0916, einem
OX40-Agonisten, bei Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren als sicher und gut
verträglich [7]. In einer weiteren Phase-Ib-Studie wurde Atezolizumab in Kombination mit
Cobimetinib bei bereits vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem kolorektalem
Karzinom untersucht: Bei insgesamt guter Verträglichkeit erreichten 17% der Patienten
unter der Kombinationstherapie ein objektives Ansprechen [8]. Letztlich wurden auch Phase-Ib-Daten
zur Kombination von Atezolizumab mit nab-Paclitaxel bei Frauen mit fortgeschrittenem triple
negativem Mammakarzinom präsentiert: Bei den zum Teil mit mehreren Linien vorbehandelten
Patientinnen erreichte die Kombination eine objektive Ansprechrate von über 40%. Auch
unter dieser Kombination wurden keine neuen Sicherheitssignale beobachtet [9].
Pressekonferenz: "Aktuelles vom amerikanischen Krebskongress 2016" am 22. Juni 2016 in Hamburg. Veranstalter: Roche AG.
Litertur:
[1] Balar AV et al., J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl.): Abstract LBA4500 (Oral Presentation, ASCO 2016)
[2] Rosenberg JE et al., Lancet 2016 (online)
[3] Dreicer R et al., J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl.): Abstract 4515 (Oral Presentation, ASCO 2016)
[4] Smith D. et al., J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl.): Abstract 9028 (Oral Presentation, ASCO 2016)
[5] Vansteenkiste J et al., Ann Oncol 2015; 26 (Suppl. 6): Abstract LBA14
[6] Fehrenbacher L et al., Lancet 2016 (online)
[7] Infante J. et al., J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl.): Abstract 101 (Oral Presentation, ASCO 2016)
[8] Bendell J et al., J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl.): Abstract 3502 (Oral Presentation, ASCO 2016)
[9] Adams S et al., J Clin Oncol 2016; 34 (Suppl.): Abstract 1009 (Oral Presentation, ASCO 2016)
Quelle: Roche AG
Juli 2016 |
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