Botulinumtoxin ist seit vielen Jahren fester Bestandteil in der Therapie der isolierten Dranginkontinenz.
Bei Patienten mit LUTS und Indikation zur trans-urethralen Resektion und begleitender Drangsymptomatik kann
eine simultane Botulinumtoxininjektion erwogen werden.
Wirkungsmechanismus Botulinumtoxin und Datenlage
Zur Genese einer obstruktionsbedingten Detrusorinstabilität werden in erster Linie neuronale Veränderungen auf Detrusorebene im Sinne einer Denervierungs-Hypersensitivität bei Verminderung der cholinergen Neurofasern sowie myogene Ursachen diskutiert. Bei urodynamisch funktionellen Untersuchungen von Patienten mit benigner Prostatahyperplasie lassen sich prinzipiell drei voneinander unabhängige Hauptbefunde abgrenzen: Obstruktion, Detrusor-insuffizienz und Detrusorinstabilität, die in unterschiedlicher Kombination nachweisbar sein können. Pollakis-urie, imperativer Harndrang, Urgeinkontinenz und Nykturie wurden als irritative Speichersymptome mit einer früh auftretenden Detrusor-irritation in Folge infravesikaler Ob-struktion in Zusammenhang gebracht. Eine Assoziation irritativer Miktionsbeschwerden mit dem Auftreten einer urodynamisch nachweisbaren Detrusorinstabilität wurde in zahlreichen Studien beschrieben [5]. Einige Autoren fanden heraus, dass eine signifikante Korrelation zwischen Pollakisurie, imperativem Harndrang und Dranginkontinenz mit dem Nachweis einer Detrusorinstabilität besteht [6]. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen Detrusorinstabilität und infravesikaler Obstruktion. Die Autoren konnten Detrusorinstabilitäten bei 31 von 72 (43%) nicht-obstruktiven sowie bei 72 von 139 (52%) obstruktiven Patienten nachweisen [6]. Das bestätigt, dass die Inzidenz einer Detrusor-instabilität als potentielle aber nicht alleinige Ursache von Speichersymptomen bei infravesikaler Obstruktion erhöht ist. Zweifellos kann das Vorliegen einer infravesikalen Obstruktion die Ursache einer Detrusorinstabilität sein. In unterschiedlichen Studien ließ sich die präoperative Inzidenz von Detrusorinstabilitäten von 62 vs. 69% nach Beseitigung einer infravesikalen Obstruktion durch transurethrale Resektion auf 35 bzw. 31% reduzieren [6, 7]. Dennoch scheint die Beseitigung einer Obstruktion per se nicht der alleinige Grund für die Beseitigung von Detrusorinstabilitäten zu sein. Auch in unserem Patientenkollektiv persistieren irritative Miktionsbeschwerden bis zu einem Jahr nach erfolgreich deob-struierender transurethraler Resektion. Aus diesem Grund kann bei Patienten mit einer derartigen Befundkonstellation vor der transurethralen Resektion der Prostata eine simultane Therapie durch Botulinumtoxininjektion in den Detrusor vesikae durchgeführt werden. Unsere Ergebnisse nach ca. 40 derartigen simultanen Injektionen zeigen, dass die Patienten von dieser Therapie profitieren und die irritativen Miktionsbeschwerden beginnend zehn Tage nach dem Eingriff abnehmen.
Die Patienten sind auf einen möglichen katheterpflichtigen Harnverhalt oder symptomatische hohe Restharnbildung aufzuklären. Bei präoperativen Restharnmengen von mehr als 100 ml führen wir keine simultane Therapie durch.
Angesichts der schwierigen Differenzierung der Genese der Detrusorinstabilitäten gewinnen funktionskorrelierte morphologische Untersuchungen am Detrusor zunehmend an Bedeutung. Außerdem ist ein biologischer Alterungsprozess des Detrusors als Ursache funktioneller Veränderungen im Sinne einer Instabilität bei Patienten mit LUTS wahrscheinlich.
Im klinischen Alltag stellt die simultane Anwendung von Botulinumtoxin eine wirtschaftliche Herausforderung dar, weil in
diesem Setting keine zusätzlichen DRG-Einnahmen generiert werden können.
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