Aktuelle Subgruppenanalysen der klinischen Phase-III-Studie JAVELIN Bladder 100 zeigen die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Avelumab (BAVENCIO), auch bei Patienten mit gemischten histologischen Subtypen und niedriger Tumorlast [1,2].
Auch Patienten mit niedriger Tumorlast können von Avelumab profitieren
Eine weitere Post-hoc-Subgruppenanalyse der Studie JAVELIN Bladder 100 untersuchte die Wirksamkeit
und Sicherheit von Avelumab bei Patient:innen mit niedriger Tumorlast.2 Dabei hatten in den Behandlungsarmen
mit Avelumab plus BSC bzw. alleinige BSC jeweils 159 Patient:innen nicht-viszerale Metastasen und jeweils
51 Patient:innen eine auf Lymphknoten begrenzte Erkrankung; das mediane Follow-up lag bei 38 Monaten.
In beiden Subgruppen waren sowohl das mOS als auch das mPFS unter Avelumab plus BSC länger als
unter alleiniger BSC (OS: 31,4 vs. 17,1 Monate ; PFS: 9,0 vs. 3,3 Monate bei nicht-viszeralen
Metastasen; OS: 31,9 vs. 22,7 Monate ; PFS: 8,7 vs. 3,7 Monate bei auf Lymphknoten begrenzter
Erkrankung); der Anteil an Nebenwirkungen war in allen Subgruppen vergleichbar [2].
Die aktuellen Analysen bestätigen damit Hinweise auf langfristige Wirksamkeitsmechanismen und
die Sicherheit der Erstlinien-Erhaltungstherapie und legen einen Einsatz auch bei Patienten mit UC
und weiteren histologischen Subtypen (<50%) sowie mit niedriger Tumorlast nahe [1,2].
Therapiesequenz mit Avelumab und Antikörper-Wirkstoffkonjugaten ermöglicht medianes
Gesamtüberleben von bis zu 41 Monaten
Nicht nur die Wirksamkeit der Erstlinien-Erhaltungstherapie mit Avelumab, sondern auch mögliche
darauffolgende Behandlungsperspektiven stehen im Fokus einer aktuellen Auswertung der laufenden,
ambispektiven Real-World-Studie AVENANCE aus Frankreich. Diese wurde im Rahmen des
Amerikanischen Krebskongresses GU im Januar diesen Jahres präsentiert. In der Studie AVENANCE
wurden verschiedene Folgetherapien nach einer platinbasierten Chemotherapie (CT) und der sich
daran anschließenden Erstlinien-Erhaltungstherapie mit Avelumab untersucht [3]. Es zeigte sich
ein verlängertes mOS bei den Patienten, welche die Erstlinien-Erhaltungstherapie mit
Avelumab erhielten, gefolgt von der Behandlung mit einem Antikörper-Wirkstoffkonjugat
(ADC; n=61) von bis zu 40,8 Monaten ab Start der platinbasierten CT (vs. 24,5 Monate
unter anschließender erneuter platinbasierter CT bzw. 17,9 Monate unter anderer
CT, n=79 bzw. n=162) [3]. Die Ergebnisse spiegeln sich auch in den 1- und 2-Jahres-OS-Raten
wider: Diese lagen unter Avelumab und anschließender ADC-Behandlung bei 96,7% und 81,1% ,
verglichen mit 88,6% bzw. 51,0% unter platinbasierter CT und 78,1% bzw. 33,5%
unter anderer CT, jeweils ab Beginn der Erstlinientherapie [3].
PROs zeigen möglichen langfristigen Erhalt der Lebensqualität unter Avelumab
Neben medizinischen Outcomes rücken auch patientenberichtete Ergebnisse (PROs) und der langfristige
Erhalt der Lebensqualität immer weiter in den Fokus. In einer Post-hoc-Analyse der JAVELIN Bladder 100-Studie,
die ebenfalls auf dem Amerikanischen Krebskongress GU im Januar 2024 vorgestellt wurde, wurden
PROs zu Symptomen und Lebensqualität mithilfe der Instrumente FBISI-18 und EQ-5D-5L erfasst [5].
Die Auswertung umfasste sowohl die Gesamtpopulation als auch diejenigen, die bereits seit ≥12 Monaten die
Erstlinien-Erhaltungstherapie erhielten.5 Rund drei Viertel der Patient:innen, die ≥12 Monate behandelt wurden,
berichteten von keiner oder verringerter Beeinträchtigung durch Nebenwirkungen. Die PROs blieben auch bei
längerer Behandlungsdauer stabil, was auf einen langfristigen Erhalt der Lebensqualität schließen lässt [5].
Erstlinientherapie im la/mUC: Behandlungsentscheidung primär durch das Alter der Patient:innen beeinflusst
Die therapeutischen Möglichkeiten beim lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten UC werden immer
breiter – ebenso wie die Evidenz zu Avelumab in der Erstlinien-Erhaltungstherapie. Dennoch bestehen
noch erhebliche Lücken in der Versorgung und ein großer Anteil der Patient:innen erhält bis heute keine
leitliniengerechte Erstlinientherapie [4,6]. Welche Überlegungen dieser Tatsache zugrunde liegen, war
Gegenstand einer auf dem Amerikanischen Krebskongress 2024 vorgestellten quantitativen
Online-Umfrage, an der 503 Onkologen und Urologen aus fünf europäischen Ländern
teilnahmen. Im Durchschnitt gaben die Befragten an, bei rund 25% ihrer Patienten von
einer systemischen Therapie in der Erstlinie abzusehen; als Grund, diese nicht zu verordnen,
wurde vor allem ein fortgeschrittenes Alter (62%) genannt, wobei diese Grenze im Durchschnitt
bei 74,7 Jahren gezogen wurde [4].
Die Autoren weisen darauf hin, dass durch einen alleinigen Fokus auf den Faktor Alter – vor dem
Allgemeinzustand – potenziell geeigneten, fitten Patient:innen eine Erstlinientherapie vorenthalten
und einer systematischen Unterversorgung Vorschub geleistet werden könnte[4].
Literatur:
[1] Loriot Y et al. ASCO 2024, Abstract #4567.
[2] Bellmunt J et al. ASCO 2024, Abstract #4566.
[3] Barthélémy P et al. ASCO GU 2024, Poster/Abstract #561.
[4] Gupta S et al. ASCO 2024, Abstract #4570.
[5] Grivas P et al. ASCO GU 2024, Poster/Abstract #581.
[6] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF):
S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms, Langversion 2.0, 2020,
AWMF-Registrierungsnummer 032/038OL. Verfügbar unter
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/harnblasenkarzinom/.
Letzter Zugriff im Mai 2024.
Quelle: Presseinformation Merck
07. Juni 2024 |
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