Mirabegron bei Patienten ≥65 Jahre alt mit OABWet
Patienten mit überaktiver Blase (OAB) sind mehrheitlich im Alter von über 65 Jahren. Bislang gab
es keine prospektive konzipierte Studie, in der die Effektivität einer Behandlung mit dem 3-Adrenozeptor-Agonist
Mirabegron eigens in dieser Altersgruppe bestimmt wurde. In einer Studie auf Phase-IV-Ebene (PILLAR) wurde bei älteren
Patienten mit OAB und Dranginkontinenz flexibel dosiertes Mirabegron gegenüber Placebo getestet.
Methoden
In der doppelblinden Phase-IV-Studie durchliefen selbstständig lebende Patienten im Alter von 65 Jahren mit
einer oder mehreren Inkontinenz-Episoden, drei oder mehr Drangepisoden und durchschnittlich acht oder mehr
Blasenentleerungen in 24 Stunden zunächst eine zweiwöchige Vorbereitungsphase mit Placebo. Danach wurden
sie 1:1 für 12 Wochen in eine Gruppe mit 25 mg/d Mirabegron oder eine Gruppe mit entsprechendem Placebo
randomisiert. Ab der 4. oder 8. Woche konnte die jeweilige Dosis nach Ermessen des Patienten und des
Arztes auf 50 mg/d erhöht werden.
Patienten
Aus einer Population von 2.380 gescreenten Patienten wurden 443 in eine Placebo-Gruppe und 445 zur Behandlung mit Mirabegron randomisiert. Die Mehrheit der Teilnehmer waren weiße Patientinnen – 28% im Alter 75 Jahre.
Zwischen beiden Gruppen bestanden keine erwähnenswerten Unterschiede bei den demographischen Charakteristika.
Die OAB-Merkmale waren in der Mirabegron- und der Placebo-Gruppe vergleichbar. Knapp die Hälfte der Patienten,
die Mirabegron erhielten, wurden von 25 auf 50 mg herauftitriert.
Effektivität
In der Mirabegron-Gruppe wurden gegenüber der Placebo-Gruppe bei den koprimären Endpunkten (mittlere Veränderungen der Anzahl Miktionen/24 h und der Anzahl Inkontinenz-Episoden/24 h) signifikante Verbesserungen um –0,7 bzw. –0,6 registriert.
Signifikante Verbesserungen resultierten in der Mirabegron-Gruppe insgesamt gegenüber der Placebo-Gruppe beim pro Mikturition entleerten Volumen (Differenz im Mittel 13,7 ml), der mittleren Anzahl Drangepisoden/24 h und der mittleren Anzahl Inkontinenz-Episoden/24 h (–0,94 bzw. –0,56).
Bei gleichen Baseline-Befunden veränderte sich die Anzahl Inkontinenz-Episoden/24 h mit Mirabegron bei Patienten im Alter 75 Jahre um –1,98 vs. –2,09 bei denen <75 Jahren. In der Placebo-Gruppe waren es entsprechend –1,13; vs. –1,66. Die Veränderungen der Anzahl Mikturitionen/24 h war bei beiden Altersgruppen hingegen gleich (–2,33 bzw. –2,30 in der Mirabegron-Gruppe und –1,58 bzw. –1,77 in der Placebo-Gruppe).
Ein signifikant höherer Anteil Patienten in der Mirabegron-Gruppe als in der Placebo-Gruppe
erreichte bis zum Therapieende eine 50% Abnahme der Inkontinenz-Episoden/24 h (72% vs. 60%;).
Zu keinen Inkontinenz-Episoden/24 h mehr und zur Normalisierung der Miktionshäufigkeit kam es
bei 38% vs. 30% bzw. 45% vs. 36% der Patienten.
Sicherheit
Sicherheit und Tolerierbarkeit entsprachen dem bekannten Mirabegron-Sicherheitsprofil.
Mit der Behandlung im Zusammenhang stehende unerwünschte Ereignisse (TEAEs) traten bei 174 Patienten
in der Placebo-Gruppe und bei 209 Patienten in der Mirabegron-Gruppe auf. Die häufigsten TEAEs
bei Mirabegron-behandelten Patienten waren Harntraktinfektion, Kopfschmerzen und Diarrhö.
Ernsthafte TEAEs wurden bei 12 Placebo-Patienten und 15 Mirabegron-Patienten registriert.
❏ Von daher sind die Ergebnisse bei dieser Studienpopulation mit einem beträchtlichen Anteil ≥75-Jähriger klinisch höchst relevant.
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