Studien mit dem Ziel, einen Zusammenhang zwischen androgenetischer Alopezie und Prostatakrebs zu ergründen,
haben zu uneinheitlichen Ergebnissen geführt. Die Existenz einer diesbezüglichen Assoziation geht insbesondere aus
einer Metaanalyse mehrerer Fall-Kontroll-Studien hervor. Andererseits wurde bislang keine solche Analyse nach
gesonderter Prostatakrebs-Aggressivität publiziert. Aktuell stand die Verbindung von androgenetischer Alopezie
im Alter von 45 Jahren mit dem Risiko für Prostatakrebs insgesamt und dem Risiko für Prostatakrebs-Subtypen
auf dem Prüfstand.
Die Kohorte wurde aus der Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian (PLCO) Trial bezogen. Zur Analyse wurden Daten
von 39.070 Männern herangezogen, von denen 53,4% angaben, mit 45 bei sich androgenetische Alopezie bemerkt zu haben.
Von diesen hatten 46,4% nur eine Stirnglatze, 25,5% Stirnglatze plus leichte Scheitelglatze, 18,1% Stirnglatze plus
moderate Scheitelglatze (Abb.) und 12% Stirnglatze plus stark ausgeprägte Scheitelglatze.
Während des Follow-up von median 2,78 Jahren wurde bei 1 138 Männern im mittleren Alter von 72,2 Jahren
Prostatakrebs diagnostiziert. In 571 Fällen handelte es sich um aggressiven Krebs (Gleason-Grad 7 und/oder
klinisches Stadium III und/oder fatal). Im Vergleich mit Männern ohne Prostatakrebs.
Androgenetische Alopezie mit 45 Jahren stand mit dem Risiko für Prostatakrebs insgesamt nicht signifikant im Zusammenhang.
In einer unbereinigten Analyse ergab sich für Stirnglatze plus moderate Scheitelglatze gegenüber vollem Haar allerdings
ein nicht signifikant erhöhtes Risiko von ca. 19%. Dieses Muster der Glatzenbildung stand aber mit aggressiven
Prostatakrebses signifikant im Zusammenhang. Andere Muster des Haarverlusts waren weder mit Prostatakrebs allgemein
noch mit Prostatakrebs-Subtypen assoziiert. Auch nach Korrekturen für Kovariable änderte sich nichts Wesentliches
an den Ergebnissen.
Nach der Analyse besteht bei Männern mit Stirnglatze plus moderat kahlem Scheitel im Alter von 45 Jahren
das erhöhte Risiko, einen aggressiven Prostatakrebs zu entwickeln.
Das weist auf die Möglichkeit gemeinsamer pathophysiologischer Mechanismen hin.
Zhou CK, Pfeiffer RM, Cleary SD, et al. 2015.
Relationship between male pattern baldness and the risk of aggressive prostate cancer: an analysis
of the Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Screening Trial. J Clin Oncol 33:419-425.
April 2015
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