Um die Nierenfunktion bei partieller Nephrektomie zu schützen, induzieren Chirurgen eine renale Hypothermie.
Das geschieht allerdings ohne solide Beweislage für den Nutzen dieser Maßnahme. Daher wurden Effektivität and Sicherheit
der renalen Hypothermie während der partiellen Nephrektomie in einer aktuellen Studie untersucht.
In der parallelen randomisierten kontrollierten Studie wurde an 6 akademischen Krankenhäusern ein Vergleich von Hypothermie
versus keiner Hypothermie (Kontrollgruppe) während partieller Nephrektomie angestellt. Mit einem Computerprogramm wurden
die Patienten während der Operation nach Abklemmen des Nierenhilus im Verhältnis 1:1 nach dem Verfahren permutierter Blöcke
variabler Länge in einen Interventionsarm oder einen Kontrollarm randomisiert. Bis der Nierenhilus abgeklemmt war hatten
die Operateure und die Studienkoordinatoren keine Kenntnis der Behandlungszuweisung. Die glomerulären Filtrationsraten
wurden vor und ein Jahr nach der Operation bestimmt. Der primäre Endpunkt bestand in der durch die Plasmaclearance von 99mTc-DTPA
gemessenen glomerulären Filtrationsraten (mGFR). Die Studie wurde mit einer Power von 90% konzipiert, um einen minimalen
klinisch bedeutsamen Unterschied in der mGFR von 10 ml/Minute/1,73 m² auf einem Signifikanzlevel von 5% entdecken zu können.
Im Hypothermie- und Kontrollarm konnten 79 bzw. 82 Patienten in die mGFR-Analyse eingeschlossen werden. Die Gruppen waren
in den Baseline-Messgrößen mehrheitlich ausgeglichen. Die intraoperative Abklemmzeiten unterschieden sich zwischen den
Gruppen aufgrund der 10-minütigem Kühlperiode in der Hypothermiegruppe. Die mediane Abklemmzeit betrug in der
Hypothermiegruppe 30 Minuten und 21 Minuten in der Kontrollgruppe (p <0,001). Tumorgröße, Schnittrandstatus und Histologie
waren bei beiden Gruppen vergleichbar. Die meisten Tumore waren klarzellige Nierenzellkarzinome.
Die mittlere Veränderung der mGFR betrug 6,6 ml/Minute/1,73 m² in der Hypothermiegruppe und 7,8 ml/Minute/1,73 m² in der
Kontrollgruppe. Das entsprach einer mittleren relativen Veränderung von 5,4% bzw. 8,6%. Auch wenn sie Patienten nach
Alter (<62,2 vs. >62,2), nach der Baseline-mGFR (GFR <45 ml/ Minute/1,73 m² vs. >45 ml/Minute/1,73 m²) oder der
Abklemmzeit (<20 min vs. 20 min; <30 min vs. 30 min) stratifizieret wurden, ließen sich keine Unterschiede der mGFR feststellen.
Zu den sekundären Endpunkten gehörten die mGFR der operierten Niere und die eGFR. Als mittlere Veränderung der mGFR in
der operierten Niere wurden 5,8 ml/Minute/1,73 m² in der Hypothermiegruppe und 6,3 ml/Minute/1,73 m² in der Kontrollgruppe registriert.
Die relativen Abnahmen errechneten sich zu 10,9% bzw. 13,9%. Die mittlere Veränderung der eGFR betrug 6,9 ml/Minute/1,73 m² in der
Hypothermiegruppe und 8,2 ml/Minute/1,73 m² in der Kontrollgruppe. In der operierten Niere wurde eine mittlere Veränderung
der eGFR von 5,7 ml/Minute/1,73 m² in der Hypothermiegruppe und von 6,2 ml/Minute/1,73 m² in der Kontrollgruppe erfasst.
Vor und ein Jahr nach Operation bestanden zwischen Hypothermiearm und Kontrollarm keine Unterschiede in der von dem Patienten
geäußerten Einschätzung ihrer globalen Gesundheit (mittlerer Score 79,3 vs. 79,6 bzw. 82,0 vs. 81,2).
❏ Zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe wurden keine klinisch bedeutsamen Unterschiede bei der
Nierenfunktion nachgewiesen.
❏ DIn exploratorischen Analysen hatte auch keine Subgruppe einen Vorteil von der Hypothermie.
Breau RH, Fergusson DA, Knoll G, et al. 2021.
Hypothermie during partial nephrectomy for Patienten with renal tumors: A randomized controlled trial.
J Urol 205:1303-1309.
Dezember 2021
Red.