Die operative Behandlung von Nierentumoren ist ein Balanceakt zwischen onkologischer Kontrolle und dem
Erhalt der globalen Nierenfunktion. Insofern ist in die Abwägung einer partiellen Nephrektomie bei ausgewählten
Patienten nach den aktuellen Richtlinien der European Association of Urology und der American Society of Clinical
Oncology die medizinische Bewertung der Risikofaktoren für Niereninsuffizienz einzubeziehen.
In neueren nephrologische Studien wurde unter anderen neuen Risikofaktoren/Biomarkern für die Entwicklung
von Niereninsuffizient das C-reaktive Protein (CRP) identifiziert. Aktuell wurde die Assoziation von
präoperativem CRP und nicht krebsbedingter Mortalität (NKM) bei Patienten analysiert, die sich der Operation
eines lokalisierten Nierenzellkarzinoms (NZK) unterzogen.
In die retrospektive Analyse flossen aus mehreren Zentren Daten von 1.987 Patienten ein, die sich mit einem NZK
der klinischen Stadien 1–2 von 2006 bis 2017 einer radikalen oder partiellen Nephrektomie unterzogen hatten.
In deskriptiven Analysen wurde zwischen einer Gruppe mit normalem und einer Gruppe mit erhöhtem CRP vor der
Operation unterschieden (n-CRP: ≤5 mg/l bzw. e-CRP: >5 mg/l). Primärer Endpunkt war die NKM. Die Progression
zu chronischer Niereninsuffizienz der Stadien 3–4 (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate [eGFR] <60, <45
und <30 ml/min/1,73 m²) waren sekundäre Endpunkte.
Für die Patienten der n-CRP-Gruppe (n=963) und der e-CRP-Gruppe (n=1.024) betrug der Nachbeobachtungszeitraum
median 32,0 Monate. Das Alter war mit 59 bzw. 60 Jahren in beiden Gruppen etwa gleich. Männer waren mit
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Abb.: Kaplan–Meier-Vergleich der Freiheit einer De-novo-eGFR <30 ml/min/1,73 m²
in den Behandlungsgruppen mit normalem CRP (5 mg/l) und erhöhtem CRP (>5 mg/l) vor der Behandlung.
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36,8% vs. 27,8% und Afroamerikaner mit 22,6% vs. 2,9%, in der e-CRP-Gruppe vermehrt vertreten.
Patienten mit erhöhtem CRP hatten einen höheren BMI (p <0,001) größere Tumore (4,5 vs. 3,30 cm; p <0,001)
und vermehrt eine radikale Nephrektomie (47,8% vs. 43,2%, p = 0,047). Die Veränderung der eGFR (präoperativ
bis zum letzten Follow-up) war in der e-CRP-Gruppe im Vergleich zur n-CRP-Gruppe signifikant größer
(14,6 vs. 9,53 ml/min/1,73 m²; p <0,001). Patienten mit erhöhtem CRP hatten signifikant höhere Raten
an De-novo-eGFR <45 und <30 ml/min/1,73 m², Aufnahme der Hämodialyse beim letzten Follow-up
(3,8% vs. 0,8%, p <0,001) und NKM (6,0% vs. 1,4%, p <0,001).
Ein erhöhtes CRP war statistisch signifikant mit der Entwicklung einer De-novo-eGFR <60, <45
und <30 ml/min/1,73 m² assoziiert. Weitere signifikante unabhängige Risikofaktoren für eine
De-novo-eGFR von <60 ml/min/1,73 m² waren das Alter, geringe präoperative eGFR, Tumorgröße und
radikale Nephrektomie. Für eine De-novo-eGFR <45 ml/min/1,73 m² waren es Alter, präoperative
eGFR und radikale Nephrektomie und für eine De-novo-eGFR <30 ml/min/1,73 m², Alter und
erniedrigte präoperative eGFR.
Aus einer Reihe von Risikofaktoren für NKM wie Alter, Hypertonie, eGFR <45 ml/min/1,73 m²,
Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit, CRP-Spiegel und Operationsart, erwies sich erhöhtes
präoperatives CRP (HR 2,18, p <0,001) in multivariabler Analyse als der stärkste Risikofaktor
für NKM. Ein normaler CRP-Spiegel war im Vergleich mit einem erhöhten CRP-Spiegel mit deutlich
besserer 5-jahres-Freiheit von einer De-novo-eGFR <60 ml/min/1,73 m² (70% vs. 59%, p <0,001;
einer De-novo-eGFR <45 ml/min/1,73 m² (87% vs. 62%, p <0,001); und einer De-novo-eGFR
<30 ml/min/1,73 m² (95% vs. 66%, p <0,001; Abb.) assoziiert. Ein normaler CRP-Spiegel
stand mit geringerer 5-jahres-NKM im Zusammenhang (2% vs. 20%).
❏ Bei Patienten mit einem Nierenzellkarzinom der Stadien 1 und 2 war ein erhöhtes CRP vor der Nephrektomie
unabhängig mit fortschreitender Verschlechterung der Nierenfunktion und mit nicht krebsbedingter Mortalität assoziiert.
❏ Die Ergebnisse legen für Patienten mit erhöhtem CRP und einem NZK der Stadien 1 und 2 die
Indikation einer nephronschonenden Operation nahe, sofern diese onkologisch durchführbar und zweckmäßig ist.
Cotta BH, Meagher MF, Patil D, et al. 2021.
Elevated preoperative C-reactive protein is associated with renal functional decline and non-cancer
mortality in surgically treated renal cell carcinoma: analysis from the INternational Marker Consortium
for Renal Cancer (INMARC). BJU Int 127:311-317.
Dezember 2023
Red.