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Prostatakarzinom
Patienten mit seltenen histologischen Subtypen im Blick behalten
Das azinäre Adenokarzinom ist die häufigste Form des Prostatakarzinoms. Eine retrospektive Auswertung der Medizinischen Universität
Innsbruck ergab Hinweise auf eine aggressivere Erkrankung und höhere Rückfallraten, wenn Tumoren zu den unkonventionellen Subtypen
gehören.
Es wurden die Daten von 600 Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom, die zwischen 2003 und 2023 einer radikalen Prostatektomie
unterzogen wurden, ausgewertet. Die Hälfte der Patienten hatte einen unkonventionellen histologischen Subtyp, während zum Vergleich
300 Patienten mit reinen azinären Adenokarzinomen – nach dem Alter gematched – ausgewählt wurden. Es wurden median 13 bzw. 15
Stanzbiopsien bei Patienten mit unkonventionellen Subtypen versus azinärem Adenokarzinom genommen, von denen in beiden Kohorten
median 4 Biopsien positiv waren. Die PSA-Spiegel zum Diagnosezeitpunkt waren in der Kohorte mit unkonventionellen Subtypen höher
verglichen mit der azinären Adenokarzinom-Kohorte.
Nur 9% der unkonventionellen Subtypen wurden vor der radikalen Prostatektomie durch Standard-Biopsien erkannt. Alle Patienten mit
unkonventionellen Subtypen zeigten gemischte histologische Typen. Die aggressivere Natur der unkonventionellen Subtypen zeigte sich
durch höhere ISUP-Grade (p<0,001) und eine höhere Prävalenz von ≥pT3a-Tumoren (p<0,001). Die Operation resultierte
häufiger in positiven Resektionsrändern (p<0,001) und in weniger Nerven-sparenden Operationen (p<0,001), was ebenfalls auf
aggressivere Tumoren hinweist. Etwa die Hälfte der Dokumentationen wies Eintragungen für die biochemische Rezidivrate (BCR) auf.
Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 54,8 Monaten war das Risiko für einen persistierenden PSA-Spiegel nach radikaler Prostatektomie
und höhere BCR-Raten häufiger bei Patienten mit unkonventionellen Subtypen im Vergleich zu azinären Adenokarzinomen.
Fazit
Die konventionellen Biopsie-Techniken übersehen offensichtlich die Heterogenität des Prostatakarzinoms. Dies führt zu Fehldiagnosen
oder Unterbehandlung aggressiver Tumoren. Forschung an genetischen Alterationen in Assoziationen mit spezifischen histologischen
Subtypen werden benötigt, um die Basis für eine individuelle Therapie zu legen. Aufgrund diverser Limitationen der Untersuchung wird angeraten,
weitere prospektive, multizentrische Studien zu unkonventionellen histologischen Subtypen beim Prostatakarzinom durchzuführen, um
multimodale Therapiestrategien zu entwickeln.
Bericht: Dr. Ine Schmale, Westerburg
Artamonova N, et al. 2025. The clinical trajectory of prostate cancer patients harboring rare histological subtypes – a retrospective
cohort trial. Clin Genitourin Cancer 23: 102350
September 2025
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