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ASCO GU 2025
Prostatakarzinom
Radiatio oder radikale Prostatektomie bei Hochrisikopatienten?
Das Hochrisiko-Prostatakarzinom, definiert durch einen PSA-Wert >20 ng/ml, einem Gleason Score 8-10 und einem
klinischen Stadium ≥T3, kann mit Radiotherapie und langfristiger Androgendeprivationstherapie (ADT) oder mit primärer
radikaler Prostatektomie und personalisierter postoperativer Therapie behandelt werden. An Evidenz als Hilfe für die
Therapieentscheidung liegen insbesondere Registerdaten und retrospektive Studien vor. Mit den patientenindividuellen
Daten zweier randomisierter Phase-III-Studien wurde versucht, die Datenlage zu verbessern.
Patienten / Methoden
Die Studien CALGB 90203 und NRG/RTOG 0521 wurden bei einer vergleichbaren Population mit ähnlicher Fragestellung
durchgeführt. Studienziel war die kumulative Inzidenz von Fernmetastasen. Insgesamt konnten 733 Datensätze zur
Prostatektomie-Kohorte und 557 Datensätze zur Radiotherapiekohorte ausgewertet werden.
Bezüglich der Patientencharakteristik wurden Unterschiede mit einem höheren Alter der Patienten, höheren klinischen Stadien,
einem höheren PSA-Wert und einem höheren Risiko in der Radiotherapie-Gruppe identifiziert.
Ergebnisse
Im Ergebnis zeigte sich mit einer
Nachbeobachtungszeit von 6,4 Jahren eine höhere Inzidenz an Fernmetastasen in der Gruppe mit radikaler Prostatektomie
verglichen zur Radiatio-Gruppe (HR: 0,56; 95%-KI 0,38-0,81; p=0,002).
Der Vorteil für die Radiatio-Gruppe wurde auch beobachtet,
wenn nur die Patienten in der Auswertung berücksichtigt wurden, die nach NCCN-Standard eine radikale Prostatektomie plus
post-operative Therapie beziehungsweise eine Radiotherapie mit langfristiger ADT erhalten hatten (HR=0,59; 95%-KI 0,37-0,94; p=0,03).
Die neoadjuvante Gabe von Docetaxel und ADT im Operations-Arm hob den Unterschied gegenüber der Kombination von
Radiotherapie plus ADT auf (HR: 0,84; 95%-KI 0,51-1,37; p=0,48). Todesfälle ohne Progress (HR: 6,57; 95%-KI 3,64-11,85) und
Todesfälle ohne Fernmetastasierung (HR: 2,14; 95%-KI 1,12-4,10) traten häufiger im Radiatio-Arm auf.
Zusammenfassung
Von den aktuell in der NCCN-Leitlinie empfohlenen Behandlungsschemata scheint ein strahlentherapiebasiertes
Behandlungsschema bei Patienten in randomisierten kontrollierten Phase-III-Studien zu einer geringeren Inzidenz von
Fernmetastasen zu führen als ein chirurgisches. Die Phase-III-Studie SPCG-15 rekrutiert derzeit, um die Frage
nach der optimaleren Behandlungsoption prospektiv zu beantworten, allerdings bei Patienten mit besserer Prognose.
❏ Nahezu 80% der Patienten mit Hochrisiko-Prostatakarzinom, die eine radikale Prostatektomie erhalten, müssen weiter
behandelt werden oder erleben einen Krankheitsrückfall. Adjuvante und frühzeitige Salvage-Strahlentherapie sind für diese
Patientengruppe von entscheidender Bedeutung.
❏ SPCG-15 ist eine Phase-III-Studie mit aktiver Patientenrekrutierung, um die Frage
nach der optimaleren Behandlungsoption prospektiv zu beantworten. Insbesondere handelt es sich um Patienten mit einer günstigeren
Prognose.
Soumyajit R, et al. 2025.
Radical prostatectomy versus radiotherapy in high-risk prostate cancer: Emulated randomized comparison with individual
patient data from two phase III randomized trials. ASCO GU 2025, Abstr. #309
April 2025
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