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DGU 2024
PCa-Screening: Wie geht es weiter?

Zu der Frage, welche Erkenntnisse man bisher bzgl. des Screenings zum Prostatakarzinom (PCa) gewonnen hat und wie ein möglichst risikoadaptiertes Screening künftig erfolgen kann, wurden während eines Forums im Rahmen des DGU-Kongresses in Leipzig Antworten erörtert.

Prof. Dr. Peter Albers, Düsseldorf, erläuterte die Zehn-Jahres-Daten der PROBASE-Screening-Studie. So könne eine neue „low risk“-Gruppe definiert werden, die auf niedrigen PSA-Werten <1,5 ng/ml in einem Alter von 45 Jahren basieren, so Albers. Weitere Erkenntnisse: Die Bereitschaft zur Teilnahme an einem risikoangepassten Screening-Programm sei bei den teilnehmenden Männern durchaus gut gewesen und die digitale rektale Untersuchung (DRE) sei als Screening-Test nicht mehr zeitgemäß. Zudem müssten weitere Fragen geklärt werden, wie etwa zur MRT im Screening-Programm bei jungen Männern, ob der Einsatz einer KI die MRT-Analyse verbessern könnte, ob es geeignete Biomarker vor der MRT gibt oder wie man die Akzeptanz des Screenings generell verbessern könnte.

ERSPC (European Randomized study of Screening for Prostate Cancer)

Relevante Ergebnisse aus 21 Jahren ERSPC (European Randomized study of Screening for Prostate Cancer) mit über 650.000 Männern stellte Ivo de Vos, MD, Rotterdam, vor. Demnach könne ein herkömmliches PSA-basiertes Screening die Prostatakrebs-spezifische Sterblichkeit und die Zahl der Metastasen deutlich senken. Zwar könne der Nutzen eines reinen PSA-Screenings durch das Risiko einer Überdiagnose untergraben, dennoch sollten einige Aspekte künftig berücksichtigt werden. So gelte es, die geeignete Altersgruppe zu identifizieren, ein wiederholtes Screening zu implementieren und eine ausreichende Compliance zu sichern, sagte de Vos. Dabei sei der risikobasierte Screening-Ansatz relevant.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung Wichtige Aspekte für die Implementierung des risikoadaptierten Screenings in Deutschland erläuterte Maxime de Vrieze MD, vom DKFZ in Heidelberg. Dazu zählten die Entwicklung einer wie auch in der S3-Leitlinie vorgeschlagenen, leicht zu untersuchenden Kommunikationsstrategie sowie die Überwaschung und Verbesserung der Akzeptanz eines organisierten, risikoangepassten Screening-Programms. Generell sollten PSA-Screening-Tests vom nationalen Gesundheitssystem angeboten und sowohl der Ort der PSA-Entnahme (Labor, urologische Praxis, Apotheken o.a.) als auch die diagnostischen Pfade eindeutig definiert werden, so de Vrieze.

EU-einheitliches Screening?

Ob ein EU-einheitliches Screening Sinn macht, erläuterte PhD Katharina Beyer, Rotterdam, anhand von PRAISE-U (the PRostate cancer Awareness and Initiative for Screening in the European Union). Dabei handelt es sich um ein EU-Pilotprojekt zur Prostata-Früherkennung, das dem Name entsprechend die Awareness zum PCa verbessern sowie ein passendes europaweites Screening untersuchen soll. Die Vision sei u.a., so Beyer, dass die Mitgliedstaaten individualisierte Ansätze anböten, um eine rechtzeitige PCa-Erkennung bei Männern zu erreichen, die von einer frühen Behandlung profitieren könnten. Dazu werde derzeit in einigen Ländern ein Algorithmus getestet, um eine Harmonisierung und kosteneffiziente Umsetzung in allen EU-Mitgliedstaaten gewährleisten, die Sterblichkeit senken und zu guter Letzt opportunistische Tests, Überdiagnosen und Überbehandlungen vermeiden zu können.

PCa-Früherkennung der Zukunft

Bei der risikoadaptierten Prostatakarzinom-Früherkennung 2.0 handelt es sich um einen Algorithmus, der auch Teil eines Positionspapiers der DGU ist. Dabei gehe es laut Prof. Dr. Maurice Stephan Michel, Mannheim, vor allem darum, Überdiagnostik und -therapie zu vermeiden. So sehe der Algorithmus eine Risikostratifizierung bei einem PSA-Wert über 3 ng/ml im Blut vor und berücksichtige zudem das individuelle Risiko, die familiäre Vorbelastung sowie eine transrektale Ultraschall-Untersuchung zur Bestimmung der Prostatagröße. Der DGU zufolge würden bei einer Screening-Beteiligung von etwas mehr als 30% etwa 327.000 Männer von 50 bis 65 Jahren in der ersten Untersuchung einen entsprechend erhöhten PSA-Wert aufweisen. Die mittels einer weiteren Risikostratifizierung ermittelten High-Risk-Patienten erhielten ein multiparametrisches MRT. Berechnungen zufolge wären dies etwa 65%, sodass die Zahl der MRT im ersten Jahr auf ca. 212.000 Fälle reduziert werden könnte. Die weitere Stratifizierung ergäbe dann voraussichtlich 43 % Intermediate- oder High-Risk-Karzinome, sodass man in dieser Variante auf ungefähr 91.000 Biopsien käme.

Das Fazit: Die risikoadaptierte Früherkennung hätte verschiedene positiven Effekte, wie eine signifikante Reduktion der Mortalität sowie der primären und sekundären Metastasierung, eine abnehmende Detektion von Low-Risk-Karzinomen und mehr aktive Überwachung.


Quelle: Forum „Prostatakarzinom-Screening – wo stehen wir 2024?“ anlässlich des 76. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Leipzig, 26. September 2024

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