Relevante Ergebnisse aus 21 Jahren ERSPC (European Randomized study of Screening for Prostate Cancer) mit über 650.000 Männern
stellte Ivo de Vos, MD, Rotterdam, vor. Demnach könne ein herkömmliches PSA-basiertes Screening die Prostatakrebs-spezifische
Sterblichkeit und die Zahl der Metastasen deutlich senken. Zwar könne der Nutzen eines reinen PSA-Screenings durch das Risiko
einer Überdiagnose untergraben, dennoch sollten einige Aspekte künftig berücksichtigt werden. So gelte es, die geeignete Altersgruppe
zu identifizieren, ein wiederholtes Screening zu implementieren und eine ausreichende Compliance zu sichern, sagte de Vos. Dabei
sei der risikobasierte Screening-Ansatz relevant.
Ob ein EU-einheitliches Screening Sinn macht, erläuterte PhD Katharina Beyer, Rotterdam, anhand von PRAISE-U (the PRostate
cancer Awareness and Initiative for Screening in the European Union). Dabei handelt es sich um ein EU-Pilotprojekt zur
Prostata-Früherkennung, das dem Name entsprechend die Awareness zum PCa verbessern sowie ein passendes europaweites
Screening untersuchen soll. Die Vision sei u.a., so Beyer, dass die Mitgliedstaaten individualisierte Ansätze anböten, um eine
rechtzeitige PCa-Erkennung bei Männern zu erreichen, die von einer frühen Behandlung profitieren könnten. Dazu werde derzeit
in einigen Ländern ein Algorithmus getestet, um eine Harmonisierung und kosteneffiziente Umsetzung in allen EU-Mitgliedstaaten
gewährleisten, die Sterblichkeit senken und zu guter Letzt opportunistische Tests, Überdiagnosen und Überbehandlungen vermeiden
zu können.
Bei der risikoadaptierten Prostatakarzinom-Früherkennung 2.0 handelt es sich um einen Algorithmus, der auch Teil eines
Positionspapiers der DGU ist. Dabei gehe es laut Prof. Dr. Maurice Stephan Michel, Mannheim, vor allem darum, Überdiagnostik
und -therapie zu vermeiden. So sehe der Algorithmus eine Risikostratifizierung bei einem PSA-Wert über 3 ng/ml im Blut vor und
berücksichtige zudem das individuelle Risiko, die familiäre Vorbelastung sowie eine transrektale Ultraschall-Untersuchung zur
Bestimmung der Prostatagröße. Der DGU zufolge würden bei einer Screening-Beteiligung von etwas mehr als 30% etwa
327.000 Männer von 50 bis 65 Jahren in der ersten Untersuchung einen entsprechend erhöhten PSA-Wert aufweisen. Die mittels
einer weiteren Risikostratifizierung ermittelten High-Risk-Patienten erhielten ein multiparametrisches MRT. Berechnungen zufolge
wären dies etwa 65%, sodass die Zahl der MRT im ersten Jahr auf ca. 212.000 Fälle reduziert werden könnte. Die weitere
Stratifizierung ergäbe dann voraussichtlich 43 % Intermediate- oder High-Risk-Karzinome, sodass man in dieser Variante auf
ungefähr 91.000 Biopsien käme.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementierung
Wichtige Aspekte für die Implementierung des risikoadaptierten Screenings in Deutschland erläuterte Maxime de Vrieze MD,
vom DKFZ in Heidelberg. Dazu zählten die Entwicklung einer wie auch in der S3-Leitlinie vorgeschlagenen, leicht zu untersuchenden
Kommunikationsstrategie sowie die Überwaschung und Verbesserung der Akzeptanz eines organisierten, risikoangepassten
Screening-Programms. Generell sollten PSA-Screening-Tests vom nationalen Gesundheitssystem angeboten und sowohl der Ort
der PSA-Entnahme (Labor, urologische Praxis, Apotheken o.a.) als auch die diagnostischen Pfade eindeutig definiert werden,
so de Vrieze.
EU-einheitliches Screening?
PCa-Früherkennung der Zukunft
Das Fazit: Die risikoadaptierte Früherkennung hätte verschiedene positiven Effekte, wie eine
signifikante Reduktion der Mortalität sowie der primären und sekundären Metastasierung, eine abnehmende Detektion von
Low-Risk-Karzinomen und mehr aktive Überwachung.
Quelle: Forum „Prostatakarzinom-Screening – wo stehen wir 2024?“ anlässlich des 76. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), Leipzig, 26. September 2024
November 2024
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