In der retrospektiven Analyse EPIC-REAP wurde bei Patienten mit metastasiertem Prostatakarzinom und homologen Rekombinationsreparatur (HRR)-Mutationen die Effizienz von PARP-Inhibitoren untersucht [1]. Hierfür wurden die Daten der Frankfurt Metastatic Cancer Database of the Prostate verwendet. Von 196 Patienten waren 69% HRR-negativ und 31% HRR-positiv. Bei den HRR-Alterationen handelte es sich am häufigsten um eine BRCA 1/2-Mutation (66%). Insgesamt wurden 12% der ausgewerteten Patienten mit einem PARP-Inhibitor behandelt. Sie bildeten 4,4% der HRR-negativen und 30% der HRR-positiven Kohorte ab. Obwohl die Charakteristik von Patienten und Tumoren in beiden Gruppen vergleichbar war, zeigte sich ein signifikanter OS-Vorteil für die HRR-negative Erkrankung. Im hormonsensitiven metastasierten Stadium (mHSPC) lebten die Patienten median 113 versus 63 Monate, im kastrationsresistenten metastasierten Stadium (mCRPC) 70 versus 42 Monate.
Die Behandlung mit einem PARP-Inhibitor verbesserte die OS-Prognose von Patienten
mit BRCA-mutiertem Prostatakarzinom von median 33 auf 48 Monate. Die Inzidenzen der HRR-Mutationen seien hoch, resümierten die Autoren, und
der HRR-Status determiniere das Überleben bereits ab dem metastasierten hormonsensitiven Stadium. Auch wenn die Zulassung für PARP-Inhibitoren
HRR-unabhängig sei, lohne sich die Testung für die Patientenführung, Staging und Prognose.
Nach Versagen der systemischen Erstlinientherapie soll laut aktuellen Leitlinien eine molekulare Analyse zur Identifikation therapierbarer Mutationen
erfolgen. Die Ergebnisse der NGS-basierten Daten für 236 Patienten der Uniklinik Köln wurden geprüft und 224 (95%) konnten ausgewertet werden [2].
Das Gewebe stammte aus der Prostata (31%) und Lymphknoten (30%) sowie viszeralen und ossären Metastasen (15% bzw. 24%). Eine aktivierende
oder inhibierende Mutation wurde bei 63% der Patienten identifiziert. Am häufigsten waren dies Mutationen der HRD-Gene (BRCA 1/2, ATM, CDK12, CHEK2,
FANCA und Rad51C) und p53-Mutationen. Bei 40% der Mutationen handelte es sich um therapierbare oder potenziell therapierbare Alterationen. Diese
Ergebnisse stützen die NGS-Analyse nach Versagen der ersten systemischen Therapielinie beim mCRPC.
Da mit der längeren Lebenserwartung und einer intensiveren Behandlung die Anzahl aggressiver Tumorvarianten (AVPC) steigt, wurde in einer retrospektiven
Analyse die Wirksamkeit von Cabazitaxel plus Carboplatin geprüft [3]. In der randomisierten Phase-II-Studie resultierte die zusätzliche Gabe von Carboplatin
zu Cabazitaxel in einer Verlängerung des medianen PFS von 4,5 auf 7,3 Monate [4]. Für die retrospektive Untersuchung wurden 43 Patienten identifiziert, von
denen 67% einen initialen Gleason 8 aufwiesen. Median wurden den Patienten bereits 3 Therapielinien appliziert. Die Metastasierung betraf Knochen (91%),
Lymphknoten (74%) und viszerale Bereiche (53%). Im Ergebnis erhielten die Patienten median 6 Zyklen der Chemotherapie-Kombination. Zum Zeitpunkt der
Interimsanalyse waren 21% der auswertbaren 38 Patienten in partieller Remission, bei 1 Patienten (3%) zeigte sich ein gemischtes Ansprechen auf und 47% der
Patienten wiesen eine stabile
Erkrankung auf. Das mediane PFS lag bei 4,6 Monaten. Die Autoren schlossen aus den Studienergebnissen, dass die Kombination von Cabazitaxel und Carboplatin
bei Patienten mit AVPC eine wirksame Therapieoption ist. Die Effektivität könne mit der partiellen Inversion des AVPC-Phänotyps assoziiert sein.
Molekulare Analyse nach Versagen systemischer Erstlinientherapie
Cabazitaxel plus Carboplatin eine wirksame Therapieoption bei Patienten mit aggressiven Tumorvarianten (AVPC)
[1] Wenzel M, et al.2024.
Einfluss der homologen Rekombinationsreparatur (HRR) Mutationen auf das Überleben im Real-World Setting von Patienten mit metastasiertem
Prostatakarzinom. DGU 2024, Abstr. #V23-08
[2] Steenbock O, et al. 2024.
NGS-basierte molekulare Panelanalyse des metastasierten Prostatakarzinoms: wie häufig sind therapierbare Mutationen? DGU 2024, Abstr. #V23-07
[3] Strewinsky N, et al.2024.
Efficacy of cabazitaxel and carboplatin in heavily pretreated patients with metastatic castration-resistant prostate cancer. DGU 2024, Abstr. #V23-09
[4] Corn PG, et al. 2024.
Cabazitaxel plus carboplatin for the treatment of men with metastatic castration-resistant prostate cancers: a randomised, open-label, phase 1-2 trial.
Lancet Oncol 2019; 20:1432-1443.
November 2024
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