In der Behandlung des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms stellt die Reaktivierung der Androgenrezeptor (AR)-Signalachse
nach dem Versagen von Therapien zur Kontrolle der Serumtestosteronspiegel eine der hauptsächlichen Herausforderungen dar. In den
Tumorzellen bindet der AR an tausende genomischer Loci und reguliert hunderte von Gen-Promotoren. Darunter sind Kofaktoren der
Transkription einbezogen, die das Chromatin-Remodellierung und die Transkriptionsaktivierung hervorrufen. Insofern bieten sich dem Tumor
hinreichende Möglichkeiten, an sich physiologische Prozesse trotz der neuen Therapien zur Blockierung der adrenalen Androgensynthese
und des AR-Signalwegs mit Abirateron bzw. Enzalutamid zu seinem Vorteil umzumünzen.
Inhibierung der Lipidkinase PIP5K1
Die Entwicklung und das Fortbestehen von fortgeschrittenem/kastrationsresistentem Prostatakrebs (CRPC) ist mit einer Vielzahl von Aspekten
im Zusammenhang mit der AR-Signalübertragung verbunden (Aurilio et al., 2020). Die modifizierte Expression von Koaktivatoren und die damit
verbundene anormale Transaktivierung der AR-Zielgene ist ein Faktor mit besonderem Einfluss auf Invasivität und gesteigerte Wahrscheinlichkeit
des Überlebens (Feldman & Feldman, 2001). In diesem Zusammenhang wurde die Lipidkinase Phosphatidylinositol-4-Phosphat-5-Kinase alpha (PIP5K1)
als maßgeblicher aktivierender Kofaktor der Transkription von AR-Zielgenen beschrieben, der mit Proliferation und Überleben von Prostatakrebszellen
assoziiert ist (Semenas et al., 2014).
Die durch die PIP5K1 vermittelte funktionelle Verlinkung des AR mit der Matrixmetalloproteinase 9/vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor
(MMP9/VEGF)-Signalachse verleiht dem Androgenrezeptor die Rolle eines Schlüsselfaktors bei der Progression und Metastasierung von Prostatakrebs (PCa).
Sowohl die MMP9 als auch der VEGF-Signalweg tragen entscheidend zur Vaskularisierung des Tumors und zur Invasion unter kastrationsresistenter
Bedingung beitragen bei. In dieser Hinsicht wurden kooperative Mechanismen unter Einbeziehung der AR, der MMP9/VEGF-Signalachse und
PIP5K1/AKT-Reaktionswegen nachgewiesen, die als Wegbereiter für Überleben und Tumorinvasion fungieren (Larsson et al., 2020).
Die PIP5K1 fungiert als ein vorgelagerter Regulator des AR und seiner Zielgene wie der Zyklin-abhängigen Kinase 1 (CDK1) und MMP9. Beides
sind Schlüsselfaktoren für die Förderung von Wachstum, Überleben und Invasivität von PCa-Zellen. Die funktionelle Beteiligung der PIP5K1 an
protumorigenen Mechanismen, macht die Lipidkinase zu einem vielversprechenden Ziel in der Krebstherapie; insbesondere zur Behandlung von
CRPC (Wang et al., 2022).
Durch Blockade der PIP5K1-Funktion mithilfe des kleinmolekularen PIP5K1-Inhibitors ISA-2011B ließen sich das Wachstum und die Invasivität
von CRPC-Zellen unterdrücken. Der inhibitorische Effekt des Inhibitors hemmt kooperative Mechanismen, in die AR-, MMP9- und
PIP5K1/AKT-Signalwege einbezogen sind, durch die Wachstum und Invasivität des Prostatakarzinoms mobilisiert werden (Larsson et al., 2020).
Für die Stabilität des PIP5K1-Proteins und seiner Regulierung der mRNA-Expression des AR ist die N-terminale Domäne der Lipidkinase
entscheidend. Bei Mäusen mit xenotransplantiertem Tumor und gezielter Deletion der N-terminalen Domäne von PIP5K1 war das Wachstum
der Läsion im Vergleich zu Kontrollen mit PIP5K1 im Wildtyp-Zustand erheblich reduziert (Wang et al., 2022).
Die Lipidkinase PIP5K1 bildet mit der Androgenrezeptor-Spleißvariante-7 (AR-V7) Protein-Protein-Komplexe, die für AR-V7 stabilisierend sind
und zur konstitutiven Aktivität des AR ohne C-terminale Ligandenbindungsdomäne beitragen. Zudem wurde gezeigt, dass die Signalwege der
Zyklin-abhängigen Kinase 1 (CDK1) und des AR über die Lipidkinase PIP5K1 miteinander verbunden sind. Im Metastasengewebe von
Prostatakrebs-Patienten wurde eine hohe Expressionsrate an AR-V7 nachgewiesen, die mit erhöhter PIP5K1-Expression korrelierte. Mit
dem PIP5K1-Inhibitor ISA-2011B ließen sich bei Mäusen mit AR-V7 überexprimierenden CRPC-Xenograft-Tumoren Wachstum und Proliferation
signifikant supprimieren. Hierdurch empfiehlt sich ISA-2011B in Kombination mit Enzalutamid als potenzielle Strategie
zur Überwindung von Resistenz gegenüber Antiandrogen-Therapien bei CRPC-Patienten (Sarwar et al., 2016).
Aurilio G, Cimadamore A, Mazzucchelli R, et al. 2020.
Androgen receptor signaling pathway in prostate cancer: From genetics to clinical applications. Cells 9: 2653.
Feldman BJ, Feldman D, 2001.
The development of androgen-independent prostate cancer. Nat Rev Cancer 1:34–45.
Larsson P, Syed Khaja AS, Semenas J, et al. 2020.
The functional interlink between AR and MMP9/VEGF signaling axis is mediated through PIP5K1/pAKT in prostate cancer. Int J Cancer 146:1686–1699.
Sarwar M, Semenas J, Miftakhova R, et al. 2016.
Targeted suppression of AR-V7 using PIP5K1 inhibitor overcomes enzalutamide resistance in prostate cancer cells. Oncotarget 7:63065-63081.
Semenas J, Hedblom A, Miftakhova RR, et al. 2014.
The role of PI3K/AKT-related PIP5K1alpha and the discovery of its selective inhibitor for treatment of advanced prostate cancer. Proc Natl Acad Sci USA 111:E3689–E3698.
Wang T, Sarwar1 M, Whitchurch JB, et al. 2022.
PIP5K1 is required for promoting tumor progression in castration-resistant prostate cancer. Front Cell Dev Biol 10: 2022.
April 2024
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