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ESMO 2023
Prostatakarzinom

Adjuvante Bestrahlung ohne klinisch relevanten Mehrwert für Patienten

Der optimale Zeitpunkt der Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie bei Prostatakrebs ist ungewiss, daher verglich die RADICALS-RT-Studie die Wirksamkeit und Sicherheit einer adjuvanten Strahlentherapie versus Salvage-Strahlentherapie bei frühem PSA-Versagen. Beim ESMO wurden die finalen Ergebnisse präsentiert.

Eingeschlossen waren 1.396 Patienten mit einem PSA-Wert ≤0,2 ng/ml nach radikaler Prostatektomie und einem Risikofaktor ≥1, definiert als Tumorstadium pT3/4, Gleason-Score 7-10, positive Resektionsränder oder ein PSA-Wert ≥10 vor Operation.

Die Patienten wurden innerhalb von 22 Wochen nach Prostatektomie in die Studienarme randomisiert einer adjuvanten Strahlentherapie oder Beobachtung + Salvage-Strahlentherapie bei PSA-Versagen zugeteilt: PSA-Progress, definiert als PSA-Wert ≥ 0,1 ng/ml oder Anstieg in 3 konsekutiven Kontrollen. Der primäre Endpunkt war die Freiheit von Fernmetastasen (FFDM, freedom from distant metastases). Zu den sekundären Ergebnissen zählen das Gesamtüberleben, die Sicherheit und die vom Patienten berichteten Ergebnisse (1, 5 und 10 Jahre). Das biochemische progressionsfreie Überleben wurde definiert als PSA ≥ 0,4 ng/ml nach Strahlentherapie, PSA > 2,0 ng/ml jederzeit, Klinischer Verlauf, Beginn einer Hormontherapie, Tod durch Prostatakrebs.

Das mediane Alter der Patienten lag bei 65 Jahren und 37% von ihnen wiesen einen CAPRA (Cancer of the Prostate Risk Assessment)-Score von 6 auf. Insgesamt 93% der in die adjuvante Gruppe randomisierten Patienten erhielten eine adjuvante Strahlentherapie, die innerhalb von 5 Monaten nach Prostatektomie begann und aus der Beobachtungs + Salvage-Gruppe erhielten 39% der Patienten eine Bestrahlung. Parallel zur Radiatio wurden Patienten (24% versus 27%) mit einer Hormontherapie behandelt. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 8 Jahren waren 80 Ereignisse eingetreten, die FFDM-Rate betrug 93% unter adjuvanter versus 90% unter Salvage-Radiatio (HR=0,68; 95% KI 0,43-1,07; p=0,095). Die OS-Rate nach 10 Jahren betrug 88% versus 87% (HR=0,98; 95% KI 0,67-1,44; p=0,92).

Die von Patienten berichtete Harn- und Stuhlinkontinenz verschlechterte sich nach einem Jahr unter adjuvanter Strahlentherapie signifikant (p <0,001).


❏ Finale Ergebnisse der RADICALS-RT-Studie zeigen keine Hinweise auf einen relevanten Nutzen der adjuvanten Bestrahlung nach radikaler Prostatektomie bei Patienten mit PSA-Wert ≤0,2 ng/ml und Risikofaktor ≥1.

❏ Radiatio erhöhte langfristig das Risiko für Harn- und Stuhlinkontinenz.

❏ Das langfristige biochemische PFS und die Zeit bis zur weiteren Hormontherapie waren für die Gruppen mit adjuvanter und früher Salvage-Strahlentherapie ähnlich.

❏ Die frühe Salvage-Strahlentherapie ist hinsichtlich der langfristigen Freiheit von Fernmetastasen und des Gesamtüberlebens genauso wirksam wie die adjuvante Strahlentherapie.

❏ Ein größerer Anteil der Männer, die randomisiert einer frühen Salvage-Strahlentherapie unterzogen wurden, benötigte langfristig keine Strahlentherapie.

❏ Die Ergebnisse von RADICALS unterstützen den Einsatz einer frühen Salvage-Strahlentherapie bei PSA-Versagen nach radikaler Prostatektomie anstelle einer frühen adjuvanten Bestrahlung.

Parker C, et al. 2023. Timing of radiotherapy after radical prostatectomy: final results of RADICALS RT randomised controlled trial. ESMO 2023, Abstr. #1764O

Dez. 2023 Red.
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