Gegenüber der herkömmlichen intravesikalen Chemotherapie bei Raumtemperatur bietet die so genannte HIVEC®-Therapie, eine hyperthermische Chemotherapie, eine starke synergistische Wirkung. Durch den multifaktoriellen Wirkmechanismus wird u.a. das Gewebe durchlässiger und das Chemotherapeutikum gelangt so tiefer in das Gewebe [1]. Technisch wird bei der hyperthermischen Chemotherapie das Chemotherapeutikum außerhalb des Körpers mit Hilfe eines Rezirkulationssystems auf 43 °C erwärmt. Es gewährleistet eine effiziente Wärmeübertragung, genaue Temperatur- und Druckregelung sowie eine homogene Verteilung des Chemotherapeutikums in der Blase (siehe Abb.1) [2].
Abb.: COMBAT Bladder Recircilation System (BRS): Überblick Funktionen ©medac
In seinem Vortrag erläutert Prof. Heidenreich die Evidenz einer HIVEC® -Therapie anhand von aktuellen Studienergebnissen.
So zeigten Pijpers et al. anhand von retrospektiven Daten die Langzeit-Effektivität der hyperthermischen intravesikalen Chemotherapie
bei NMIBC-Patienten mit BCG-Nichtansprechen [3]. Die Therapie führte zu einem 2-Jahres-high-grade-RFS (Rezidiv-freies Überleben)
von 35% bei NMIBC-Patienten, die auf BCG nicht ansprachen.
Außerdem stellte Heidenreich die Ergebnisse einer neuen Registerdatenstudie aus Köln vor, dem Zentrum mit den meistens HIVEC-Patienten
in Deutschland. Die Studie zeigt, dass mit Hilfe der HIVEC®-Therapie eine gute mittelfristige onkologische Wirksamkeit erreicht
werden kann. Die 2-Jahres RFS lag bei 50,6%, die Rate der Blasenerhaltung bei 80%. Lediglich 1 Patient entwickelte ein
muskelinvasives Harnblasenkarzinom (MIBC) [4].
Damit die HIVEC®-Therapie erfolgreich sein kann, so Heidenreich im medac Workshop, muss zwingend eine akkurate Patientenselektion
erfolgen. Vor diesem Hintergrund ist die Erstdiagnose im Zweifel noch einmal zu validieren, insbesondere dann, wenn die letzte TUR-B
(Transurethrale Resektion der Blase) weit in der Vergangenheit liegt. Außerdem sei es wichtig das gesamte Therapieschema, inkl.
Induktions- und Erhaltungstherapie einzuhalten, um einen onkologischen Effekt zu erzielen. Zudem betonte Prof. Heidenreich, dass
die Nachsorge ein weiterer essenzieller Erfolgsfaktor für die Therapie darstellt.
Praxisnahe Betrachtung der HIVEC®-Therapie
Im zweiten Teil des Workshops stellte Prof. Grabbert, ausgewählte Patientenfälle vor. Die vorgestellten Patient*innen waren mit
BCG-vorbehandelt und auf Grund von Komorbiditäten entweder nicht für eine radikale Zystektomie geeignet oder lehnten eine
solche ab. Anhand der Patientenfälle verdeutlichte Dr. Grabbert, was bei der Patientenselektion zu beachten ist. Er betonte die
gute Ansprechrate der Patient*innen mit Blick auf die Rezidivrate, wies aber auch auf die Limitationen einer blasenerhaltenden
Therapie und damit einhergehend die Wichtigkeit eines engmaschigen Follow-Up hin. Sein Fazit: Die HIVEC®-Therapie sei eine
geeignete Therapie für einen Blasenerhalt auf gewisse Zeit, ohne Einbüßen der onkologischen Sicherheit bei gezielter Selektion
der Patient*innen.
Dr. Rieger, beleuchtete anschließend in seinem Vortrag die wirtschaftlichen Aspekte einer HIVEC®-Therapie, indem er die
Kosten aus volks- und betriebswirtschaftlicher Perspektive beleuchtete. Er verglich die HIVEC®-Therapie mit der radikalen
Zystektomie, mit der intravesikalen Kombinationstherapie (Gemcitabin/Docetaxel) sowie mit der Immuntherapie (Pembrolizumab).
Sein Fazit: Die HIVEC®-Therapie ist eine ausgesprochen kosten-effektive Therapie [5], die sich sowohl durch Erhaltung der
Lebensqualität während der Therapie (gute Verträglichkeit [6]) als auch nach der Therapie (Lebensqualität durch Blasenerhalt [7,8])
auszeichnet.
Referenzen:
Quelle: medac GmbH
[1] Liem et al. Int J Hyperthermia. 2016
[2]
https://combatcancer.com/products/brs-hivec-bladder-cancer
[3] Pijpers et al. Urol Oncol. 2022 Feb
[4] Heidenreich: Hyperthermische Chemotherapie bei BCG-Versagern mit einem nicht-muskelinvasiven
Harnblasenkarzinom, - evidenz-basierte Datenanalyse. Workshop im Rahmen des DGU 2023
[5] Liem et al. Int J Hyperthermia. 2016 Jun
[6] Thomsen et al. Scand J Urol. 2021 Aug
[7] Shen PL et.al, J Surg Oncol. 2018 Oct 2
[8] González-Padilla DA et al. Urol Oncol. 2021
www.medac.de
Oktober 2023
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