Urothelkarzinom (UC)

Enfortumab-Vedotin plus Pembrolizumab bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem UC


  Die Platin-basierte Chemotherapie ist nach wie vor Behandlungsstandard für Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem UC (la/mUC). Auch wenn bei Cisplatin-ungeeigneten Patienten PD-(L)1-Inhibitoren in der Erstlinie Verwendung finden, sprechen 71–76% von ihnen nicht darauf an. Als weiterer möglicher Ansatzpunkt in der Krebstherapie wird seit wenigen Jahren das auch von Blasenkrebszellen reichlich exprimierte transmembrane Zelladhäsionsmolekül Nectin 4 untersucht. Mit Enfortumab-Vedotin (EV), einem gegen Nectin-4 gerichteten Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, wurden als Monotherapie bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt. Von einer Kombinationstherapie mit dem Anti-PD-1-Antikörper Pembrolizumab verspricht man sich zusätzlichen Benefit.

  Auf dem ESMO Congress 2019 wurden erste Daten von einer Kohorte Cisplatin-ungeeigneter Patienten berichtet, die als Erstlinientherapie Enfortumab-Vedotin plus Pembrolizumab erhalten.

  In dieser Studie der Phase 1b wurden die Sicherheit und antitumorale Aktivität von EV plus Pembrolizumab bewertet. In der Dosiseskalationskohorte, erhielten die Patienten in der Erst- oder Zweitlinie 1,0 oder 1,25 mg/kg EV plus 200 mg Pembrolizumab. In einer zur Dosierungsentwicklung vorgesehenen Kohorte A erhielten die Patienten als Erstlinienbehandlung die empfohlene Dosis 1,25 mg/kg EV plus Pembrolizumab. In jedem 21-Tage-Zyklus, wurde EV an den Tagen 1 und 8 verabreicht und Pembrolizumab am Tag 1. Primärer Endpunkt sind Sicherheit/Verträglichkeit. Hauptsächliche sekundäre Zielsetzungen sind empfohlene EV-Dosis, Antitumor-Aktivität, Krankheitskontrollrate, Dauer des objektiven Ansprechens, progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben.

 
Patientencharakteristika: Die 45 Patienten waren median 69 Jahre alt (80% Männer). Die primäre Lokalisation des Tumors lag in 69% der Fälle (n = 31) im unteren Harntrakt. Metastaseorte waren bei 4 Patienten nur die Lymphknoten, und bei den übrigen 41 Patienten lagen viszerale Metastasen vor – darunter 15 Patienten mit Lebermetastasen. Der PD-L1-Expressionsstatus als kombinierter Gesamtscore lag bei 19 Patienten <10, in 13 Fällen ≥10 und war bei 13 Patienten nicht ermittelbar/nicht verfügbar. Alle Patienten hatten zumindest zwei Post-Baseline-Scans absolviert oder sie hatten die Behandlung abgebrochen.

Therapieansprechen: Die vorläufige bestätigte objektive Ansprechrate (ORR) per RECIST 1.1 durch die Untersucher betrug 62%. Darin enthalten ist eine Komplettansprechrate von 14%. Die Krankheitskontrollrate erreichte 90%. Zehn (22%) weitere Patienten hatten stabile Krankheit als bestes Ergebnis. Damit wurde bei 93% der Patienten ein klinischer Nutzen erzielt. Nach Berücksichtigung von zwei Patienten, deren Ansprechstatus nicht bewertbar war, verblieb nur ein Patient mit Progression als "bestem" Ansprechen. Bei allen bis auf drei bewertbare Patienten ließ sich eine gewisse Schrumpfrate des Tumors feststellen.

Bei 91% der Patienten mit objektivem Ansprechen wurde dieses bereits bei der ersten Bewertung in der 9. Woche festgestellt. Die mediane Zeit bis zum Ansprechen betrug 2,0 Monate. Die Dauer des Ansprechens reichte von einem bis zu 10,5 Monaten und anhaltend. Zweiundzwanzig von 32 Patienten mit Ansprechen verblieben bei der Behandlung.

Sicherheit/Verträglichkeit: Die häufigsten behandlungsbezogenen Nebenwirkungen waren Fatigue (66%, 14% ≥Grad 3), Appetitlosigkeit (52%, 0% ≥Grad 3), Alopezie(45%) und Diarrhoe (41%, 3% ≥Grad 3). Von den klinisch bedeutsamen Nebenwirkungen trat Hautausschlag jeder Art bei 45% der Patienten (14% ≥Grad 3), periphere Neuropathie aller Typen bei 52% (3% ≥Grad 3) auf, und 17% der Patienten erlitten immunvermittelte Nebenwirkungen, die eine systemische Steroidbehandlung erforderlich machten (10% ≥Grad 3).

Insgesamt 2 Patienten beendeten die Behandlung mit EV plus Pembrolizumab nebenwirkungsbedingt (Lipase-Erhöhung, Multiorganversagen).


❏ Bei Cisplatin-ungeeigneten Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom, zeigte die Erstlinienbehandlung mit Enfortumab-Vedotin plus Pembrolizumab vielversprechende Wirksamkeit mit einem verträglichem und beherrschbarem Sicherheitsprofil.

❏ Die weitere Bewertung dieser Kombination wird als gerechtfertigt angesehen.

❏ Für Cisplatin-ungeeignete Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom hat die Behandlung mit der Kombination Enfortumab-Vedotin plus Pembrolizumab das Potenzial einer platinfreien Erstlinientherapie


Hoimes CJ, Rosenberg JE, Srinivas S, et al. 2019. Initial results of enfortumab vedotin plus pembrolizumab for locally advanced or metastatic urothelial carcinoma. Ann Oncol 30(Suppl_5): v356-v402.

Januar  2020

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