Ausprägung von Blasenentleerungsstörungen bei Frauen mit IC/BPS und/oder myofaszialen Beckenschmerzen


  Das Krankheitsbild Interstitielle Zystitis/Blasenschmerzsyndrom (IC/BPS) ist mit schmerzhaften Beschwerden in der Blasenregion verbunden und steht oft mit dem Füllungszustand der Harnblase, einer gesteigerten Frequenz von Blasenentleerungen und imperativem Harndrang im Zusammenhang. Auch myofaszial bedingte Schmerzen der Beckenringmuskulatur, aktuell als (myofascial pelvic pain; MPP) bezeichnet, können mit Blasenentleerungsstörungen verbunden sein. Letzteres Krankheitsbild sollte primär eine muskuläre Funktionsstörung des Beckenbodens widerspiegeln.

  Es sollte analysiert werden, ob sich bei Patientinnen mit IC/BPS und Patientinnen mit MPP Unterschiede in den Miktionsparametern nachweisen lassen.

  Die Querschnittsstudie ICEPAC (Interstitial Cystitis: Elucidation of Psychophysiological and Autonomic Characteristics) wurde mit 18- bis 80-jährigen Frauen, die an IC/BPS, MPP oder beiden Schmerzsyndromen litten, sowie gesunden Kontrollprobandinnen durchgeführt.

  Das Studienkollektiv umfasste insgesamt 111 Patientinnen (36 Kontrollprobandinnen, 24 mit IC/BPS, 14 mit MPP und 37 Patientinnen mit beiden Schmerzsyndromen). Alle Teilnehmerinnen hatten ihre Beckenschmerzen während des letzten Monats vor der Rekrutierung auf der Bewertungsskala von 0–10 mit einem Score von zumindest 4 selbst eingeschätzt.

     
Abb. A, B: Uroflowmetrie: (A) Maximale Flussrate (QMax) und (B) Zeit bis zur QMax.
** p<0,01; * p<0,05.
 
Die Auswertung der Miktionstagebücher ergab bei Patientinnen mit IC/BPS alleine oder zusammen mit MPP im Vergleich zu den Kontrollen und den nur von MPP-betroffenen reduzierte durchschnittliche Harnvolumina. Zudem war ihre 24 h Frequenz der Blasenentleerung höher.

Die Uroflowmetrie ergab in allen drei Beckenschmerzen-Gruppen vergleichbar starke Reduzierungen der Durchschnittsflussrate und der maximalen Flussrate (Abb. A). Zwischen diesen drei Gruppen bestand ebenfalls kein statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der Zeit bis zur maximalen Flussrate, der Dauer der Blasenentleerung und dem dabei entleerten Harnvolumen. Allerdings stach bei MPP-Patientinnen der Trend zu hinausgezögertem Erreichen der maximalen Flussrate heraus (Abb. B). Er verfehlt die Signifikanz unter Umständen nur aufgrund der kleinen Gruppengröße. Das verzögerte Anwachsen der Fließgeschwindigkeit ließe sich mit Schwierigkeiten beim Entspannen des Beckenbodens erklären.


❏ Die quantitative Auswertung der Miktionstagebücher von Frauen mit IC/BPS oder MPP lässt unterschiedlich ausgeprägte Miktionsstörungen erkennen.

❏ Patientinnen mit IC/BPS hatten trotz vergleichbarer Gesamtschmerz-Scores bei voller Blase mehr Schmerzen als Patientinnen mit MPP.

❏ Anhand der maximalen und durchschnittlichen Flussrate lassen sich IC/BPS- und MPP-Patientinnen nicht unterscheiden.

❏ Hinausgezögertes Erreichen der maximalen Flussgeschwindigkeit könnte MPP-Patientinnen charakterisieren.


Petrikovets A, Veizi IE, Hijaz A, et al. 2019. Comparison of voiding dysfunction phenotypes in women with interstitial cystitis/bladder pain and myofascial pelvic pain: Results from the ICEPAC trial. Urology 126:54-58.

Juni  2019

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